Aṅguttara Nikāya
Das Zehner-Buch
28. Die zehn Probleme II
Einst weilte der Erhabene im Bambushaine bei Kajangalā. Und zahlreiche Laienjünger aus Kajangalā begaben sich zur Kajangaler Nonne, begrüßten sie ehrerbietig und setzten sich zur Seite nieder. Seitwärts sitzend sprachen die Laienjünger zur Kajangaler Nonne also:
„Dies, o Ehrwürdige, hat der Erhabene über die Großen Fragen gesagt: ‚Ein einfaches Problem gibt es mit einer einfachen Aussage und einer einfachen Erklärung. Ein zweifaches Problem... ein dreifaches... vierfaches... fünffaches... sechsfaches... siebenfaches... achtfaches... neunfaches... zehnfaches Problem mit einer zehnfachen Aussage und einer zehnfachen Erklärung.‘ Wie aber, o Ehrwürdige, hat man den Sinn dieser kurzen Worte des Erhabenen ausführlich zu verstehen?“
—„Nichts habe ich, ihr Brüder, darüber vom Erhabenen gehört und nichts darüber aus seinem Munde vernommen. Auch von geistig entwickelten Mönchen habe ich darüber nichts gehört und nichts aus ihrem Munde vernommen. Vielleicht aber fällt mir hierzu das Richtige ein. So höret denn und achtet wohl auf meine Worte!“
„Ja, o Ehrwürdige!“ erwiderten die Laienjünger aus Kajangalā der Kajangaler Nonne. Und die Kajangaler Nonne sprach:
„Der Erhabene hat also gesagt, daß es ein einfaches Problem gibt mit einer einfachen Aussage und einer einfachen Erklärung. Mit Bezug worauf aber hat dies der Erhabene gesagt?
Ein Mönch, ihr Brüder, der sich von diesem einen Dinge völlig abwendet, sich völlig von ihm entsüchtet, sich völlig befreit, das völlige Ende wahrnimmt, ein solcher macht, das Ziel völlig durchschauend, noch bei Lebzeiten dem Leiden ein Ende.
Welches aber ist dieses eine Ding? Daß alle Wesen durch Nahrung bestehen.
Welches sind die zwei Dinge? Das Geistige und das Körperliche.
Welches sind die drei Dinge? Die drei Arten der Gefühle.—Der Mönch, der sich von diesen drei Dingen völlig abwendet, sich völlig von ihnen entsüchtet, sich völlig befreit, das völlige Ende wahrnimmt, ein solcher macht, das Ziel völlig durchschauend, noch bei Lebzeiten dem Leiden ein Ende.
... Welches sind die vier Dinge? Die vier Grundlagen der Achtsamkeit. Der Mönch, ihr Brüder, der in diesen vier Dingen seinen Geist vollkommen entfaltet hat, das völlige Ende wahrnimmt, ein solcher macht, das Ziel völlig durchschauend, noch bei Lebzeiten dem Leiden ein Ende.
Welches sind die fünf Dinge? Die fünf geistigen Fähigkeiten.
Welches sind die sechs Dinge? Die sechs Elemente des Entrinnens (siehe AN 5.200; AN 6.13).
Welches sind die sieben Dinge? Die sieben Glieder der Erleuchtung.
Welches sind die acht Dinge? Der edle achtfache Pfad. Der Mönch, ihr Brüder, der in diesen acht Dingen seinen Geist vollkommen entfaltet hat und das völlige Ende wahrnimmt, ein solcher macht, das Ziel völlig durchschauend, noch bei Lebzeiten dem Leiden ein Ende.
Welches sind die neun Dinge? Die neun Daseinsformen der Wesen.—Der Mönch, der sich von diesen neun Dingen völlig abwendet, sich völlig von ihnen entsüchtet, sich völlig befreit, das völlige Ende wahrnimmt, ein solcher macht, das Ziel völlig durchschauend, noch bei Lebzeiten dem Leiden ein Ende.
Welches sind die zehn Dinge? Die zehn heilsamen Wirkensfährten.—Der Mönch, ihr Brüder, der in diesen zehn Dingen seinen Geist vollkommen entfaltet hat und das völlige Ende wahrnimmt, ein solcher macht, das Ziel völlig durchschauend, noch bei Lebzeiten dem Leiden ein Ende.
Hat also der Erhabene gesagt, daß es ein zehnfaches Problem gibt, mit einer zehnfachen Aussage und einer zehnfachen Erklärung, so wurde dies mit Bezug hierauf gesagt.
So, Brüder, verstehe ich ausführlich den Sinn dessen, was der Erhabene in kurzen Worten hinsichtlich der Großen Fragen gesagt hat. Wenn ihr wollt, Brüder, so möget ihr zum Erhabenen gehen und ihn darüber befragen. Wie es euch der Erhabene erklären wird, so möget ihr es euch merken.
—„Gut, Ehrwürdige“, erwiderten die Laienjünger aus Kajangalā der Kajangaler Nonne. Den Worten der Nonne Beifall spendend und ihr dankend, erhoben sie sich von ihren Sitzen. Darauf begrüßten sie die Nonne ehrerbietig, und, ihr beim Fortgehen die rechte Seite zukehrend, begaben sie sich zum Erhabenen. Dort angelangt, begrüßten sie den Erhabenen ehrerbietig und teilten ihm alles mit, was sie mit der Kajangaler Nonne gesprochen hatten.
(Und der Erhabene sprach:) „Recht so, recht so, ihr Hausleute! Weise, ihr Hausleute, ist die Nonne aus Kajangalā. Ein hohes Wissen, ihr Hausleute, besitzt die Nonne aus Kajangalā. Auch wenn ihr zu mir gekommen wäret und hättet mich darüber befragt, so hätte auch ich es genau so erklärt. Denn dieses ist eben der Sinn davon, und so möget ihr es euch merken.“