Aṅguttara Nikāya
Das Sechser-Buch
58. Aller Triebe Versiegung
Mit sechs Eigenschaften ausgestattet, ihr Mönche, ist der Mönch würdig der Opfer, würdig der Gastspende, würdig der Gaben, würdig des ehrfurchtsvollen Grußes, der beste Boden in der Welt für gute Werke. Und welches sind diese sechs Eigenschaften?
Da, ihr Mönche, sind in einem Mönch die durch Zügelung zu überwindenden Triebe durch Zügelung überwunden; die durch Pflege zu überwindenden Triebe durch Pflege überwunden; die durch Geduld zu überwindenden Triebe durch Geduld überwunden; die durch Vermeidung zu überwindenden Triebe durch Vermeidung überwunden; die durch Vertreibung zu überwindenden Triebe durch Vertreibung überwunden; und die durch Geistesentfaltung zu überwindenden Triebe sind in ihm durch Geistesentfaltung überwunden.
Welches aber, ihr Mönche, sind die durch Zügelung zu überwindenden Triebe, die er durch Zügelung überwunden hat? Da wacht ein Mönch weise besonnen über seinen Gesichtssinn. Und die quälenden, sehrenden Triebe, die ihm bei unbewachtem Auge aufsteigen möchten, die können, während er über seinen Gesichtssinn wacht, nicht aufsteigen. Er wacht weise besonnen über seinen Gehörsinn... seinen Geruchsinn... seinen Geschmacksinn... seinen Tastsinn... seinen geistigen Sinn. Und die quälenden, sehrenden Triebe, die ihm bei unbewachtem Geiste aufsteigen möchten, die können, während er über seinen Geistsinn wacht, nicht aufsteigen. Das, ihr Mönche, sind die durch Zügelung zu überwindenden Triebe, die er durch Zügelung überwunden hat.
Welches aber, ihr Mönche, sind die durch Pflege zu überwindenden Triebe, die er durch Pflege überwunden hat? Da pflegt der Mönch weise besonnen des Gewandes, eben nur um Kälte und Hitze, Mücken und Bremsen, Wind und Sonne und die lästigen Kriechtiere von sich abzuhalten, eben nur um die Scham zu bedecken.—Weise besonnen pflegt er der Almosenspeise, nicht etwa zur Kurzweil oder Berauschung oder um schön und gefällig zu werden, sondern eben bloß zur Erhaltung dieses Körpers, um Schaden zu verhüten und den heiligen Wandel zu unterstützen. (Denn er sagt sich:) ‚Auf diese Weise werde ich das frühere Gefühl (d.i. Hungergefühl) abtöten und kein neues Gefühl aufkommen lassen; langes Leben wird mir beschieden sein, Untadeligkeit und Wohlbefinden.‘—Weise besonnen pflegt er der Lagerstätte, eben nur um Kälte und Hitze, Mücken und Bremsen, Wind und Sonne und die lästigen Kriechtiere von sich abzuhalten, eben nur um die Unbilden des Wetters zu vermeiden und um sich der Abgeschiedenheit erfreuen zu können.—Weise besonnen pflegt er der Arzneien und Heilmittel, eben nur um die aufsteigenden, durch Krankheit bedingten Schmerzen von sich fernzuhalten, eben um höchster Leidlosigkeit willen. Und die quälenden, sehrenden Triebe, die ihm ohne solche Pflege aufsteigen möchten, die können infolge der Pflege nicht aufsteigen. Das, ihr Mönche, sind die durch Pflege zu überwindenden Triebe, die er durch Pflege überwunden hat.
Welches aber, ihr Mönche, sind die durch Geduld zu überwindenden Triebe, die er durch Geduld überwunden hat? Da erträgt der Mönch weise besonnen Hitze und Kälte, Hunger und Durst, sowie die Belästigung durch Mücken, Bremsen, Wind, Sonne und Kriechtiere. Voll Geduld bleibt er bei gehässigen, unliebsamen Worten, bei aufsteigenden körperlichen Schmerzgefühlen, scharfen, stechenden, brennenden, beschwerlichen, unangenehmen, lebensgefährlichen. Und die quälenden, sehrenden Triebe, die ihm ohne solche Geduld aufsteigen möchten, die können, wenn er Geduld zeigt, nicht aufsteigen. Das, ihr Mönche, sind die durch Geduld zu überwindenden Triebe, die er durch Geduld überwunden hat.
Welches aber, ihr Mönche, sind die durch Vermeidung zu überwindenden Triebe, die er durch Vermeidung überwunden hat? Da vermeidet der Mönch weise besonnen einen wilden Elefanten, ein wildes Pferd, ein wildes Rind, einen wilden Hund, eine Schlange, einen Baumstumpf, einen dornigen Weg, eine Grube, einen Abhang, einen Pfuhl, eine Pfütze; und wo, beim Sitzen an einem unpassenden Platz, beim Wandeln auf unpassendem Gebiet, beim Verkehr mit schlechten Freunden, ihn verständige Ordensbrüder schlechten Verhaltens verdächtigen könnten, solch unpassenden Platz, solch unpassendes Gebiet, solch schlechte Genossen vermeidet er weise besonnen. Und die quälenden, sehrenden Triebe, die ihm infolge des Nichtvermeidens aufsteigen möchten, die können beim Vermeiden nicht aufsteigen. Das, ihr Mönche, sind die durch Vermeiden zu überwindenden Triebe, die er durch Vermeiden überwunden hat.
Welches aber, ihr Mönche, sind die durch Vertreibung zu überwindenden Triebe, die er durch Vertreibung überwunden hat? Da läßt der Mönch weise besonnen einen aufgestiegenen Gedanken des Sinnenbegehrens, des Übelwollens oder der Schädigung nicht Fuß fassen; er überwindet, vertreibt, unterdrückt und vertilgt ihn. Er läßt diese oder jene in ihm aufsteigenden schlechten und unheilsamen Dinge nicht Fuß fassen; er überwindet, vertreibt, unterdrückt und vertilgt sie. Und die quälenden, sehrenden Triebe, die ihm infolge des Nichtvertreibens aufsteigen möchten, die können beim Vertreiben nicht aufsteigen. Das, ihr Mönche, sind die durch Vertreiben zu überwindenden Triebe, die er durch Vertreiben überwunden hat.
Welches aber, ihr Mönche, sind die durch Geistesentfaltung zu überwindenden Triebe, die er durch Geistesentfaltung überwunden hat? Da entfaltet der Mönch weise besonnen das auf Abwendung, Entsüchtung und Aufhebung gegründete, auf die Erlösung gerichtete Erleuchtungsglied der Achtsamkeit, der Wirklichkeitsergründung, der Willenskraft, des Entzückens, der Ruhe, der Sammlung und des Gleichmuts. Und die quälenden, sehrenden Triebe, die ihm bei mangelnder Geistesentfaltung aufsteigen möchten, die können, während er Geistesentfaltung übt, nicht aufsteigen. Das, ihr Mönche, sind die durch Geistesentfaltung zu überwindenden Triebe, die er durch Geistesentfaltung überwunden hat.
Mit diesen sechs Eigenschaften ausgestattet, ihr Mönche, ist der Mönch würdig der Opfer, würdig der Gastspende, würdig der Gaben, würdig des ehrfurchtsvollen Grußes, ist er der beste Boden in der Welt für gute Werke.