Aṅguttara Nikāya

Das Siebener-Buch

63. Die gute Gattin

Einst weilte der Erhabene im Jetahaine bei Sāvatthī, im Kloster des Anāthapindika. Und der Erhabene kleidete sich in der Frühe an, nahm Gewand und Schale und begab sich zur Wohnung Anāthapindikas, des Hausvaters. Dort angelangt, setzte er sich auf dem bereiteten Sitze nieder. Zu jener Zeit aber machten in der Wohnung des Hausvaters Anāthapindika die Leute einen großen, starken Lärm. Und der Hausvater Anāthapindika näherte sich dem Erhabenen, begrüßte ihn ehrerbietig und setzte sich zur Seite nieder. Und der Erhabene sprach zu ihm:

„Warum machen da, o Hausvater, die Leute im Hause solch‘ großen, starken Lärm, gleichwie Fischer beim Feilbieten ihres Fischfangs?“

—„Es ist dies, o Herr, Sujātā, die Schwiegertochter des Hauses, die aus reichem Hause (meinem Sohne als Gattin) zugeführt wurde. Diese kümmert sich weder um ihre Schwiegermutter noch um ihren Schwiegervater, noch um ihren Gatten. Selbst nicht einmal den Erhabenen ehrt, achtet, würdigt und schätzt sie.“

Darauf rief der Erhabene Sujātā, die Schwiegertochter des Hauses, heran, mit den Worten: „Komme heran, Sujātā!“—„Ja, o Herr!“, erwidert Sujātā dem Erhabenen. Und Sujātā trat vor den Erhabenen, begrüßte ihn ehrfurchtsvoll und setzte sich seitwärts nieder. Und der Erhabene sprach zu ihr:

„Sieben Arten von Gattinnen eines Mannes gibt es, Sujātā. Welche sieben?

  • Die einem Mörder gleichende,
  • einem Diebe gleichende,
  • einem Herrscher gleichende,
  • einer Mutter gleichende,
  • einer Schwester gleichende,
  • einer Freundin gleichende und
  • die einer Dienerin gleichende.

Welche von diesen aber bist du?“

—„Nicht verstehe ich, o Herr, den genauen Sinn dessen, was da der Erhabene in kurzen Worten gesagt hat. Gut wäre es, o Herr, wollte mir der Erhabene so die Lehre vortragen, daß ich den Sinn des vom Erhabenen in Kürze Gesagten ausführlich verstehen möge.“

—„So höre denn, Sujātā, und achte wohl auf meine Worte!“

—„Ja, o Herr!“ erwiderte Sujātā, und der Erhabene sprach:

„Die, bösen Herzens, nicht des Gatten Wohl bedenkt,
nach andern giert, dem eigenen Mann Verachtung zollt,
ihn, der durch Schätze sie gewann, zu töten sucht:
Solch eine Gattin, die dem Mann beschieden ist,
mag eine Mörderin mit Recht man nennen.

Wenn von dem Gelde, das der Gatte sich erwirbt,
sei‘s durch ein Handwerk, Handel oder Ackerbau,
auch wenig nur das Weib zu nehmen sucht:
Solch eine Gattin, die dem Mann beschieden ist,
mag eine Diebin wohl mit Recht man nennen.

Das Weib, das arbeitsscheu, gefräßig, träge ist,
und ungestüm und heftig böse Worte spricht,
den stets bemühten Gatten zu beherrschen sucht:
Solch eine Gattin, die dem Mann beschieden ist,
als herrschbegierig kennt man sie mit Recht.

Das Weib, das stets auf ihres Gatten Wohl bedacht,
das ihn behütet wie die Mutter ihren Sohn,
und die von ihm erworbenen Schätze wohl bewacht:
Solch eine Gattin, die dem Mann beschieden ist,
als Mutter mag mit Recht man sie bezeichnen.

Die, gleich der jüngern Schwester zu der älteren,
voll Achtung gegen ihren Gatten sich benimmt,
von Scham erfüllt sich seinem Willen unterwirft:
Solch eine Gattin, die dem Mann beschieden ist,
als Schwester mag mit Recht man sie bezeichnen.

Die da beim Anblick ihres Gatten voller Freude,
wie Freunde, die nach langer Frist sich wiederseh‘n;
von edlem Hause, sittenrein, dem Gatten treu:
Solch eine Gattin, die dem Mann beschieden ist,
als Freundin mag mit Recht man sie bezeichnen.

Die ohne Zorn ist und aus Furcht vor Zucht und Strafe
dem Gatten willig nachgibt ohne Herzensgroll
und ohne jeden Haß des Gatten Willen tut:
Solch eine Gattin, die dem Mann beschieden ist,
mag eine Dienerin mit Recht man nennen.

Das Weib, das man als Mörderin bezeichnet,
das eine Diebin, eine Herrscherin man nennt,
das sittenlos und grob ist, keine Achtung kennt:
Solch eine Gattin, die dem Mann beschieden ist,
gelangt zur Hölle, wenn dereinst der Leib zerbricht.

Die aber Mutter, Schwester oder Freundin heißt,
die man die Dienerin des Gatten nennen mag, in
Tugend fest, durch lange Jahre wohl beherrscht,
gelangt zum Himmel, wenn dereinst der Leib zerbricht.

Diese sieben Gattinnen eines Mannes gibt es, Sujātā. Als welche aber von diesen bekennst du dich?“

—„Von heute ab, o Herr, möge mich der Erhabene als eine der Dienerin gleichende Gattin des Mannes kennen.“