Aṅguttara Nikāya
Das Siebener-Buch
68. Siebenfach kundig
Der mit sieben Eigenschaften ausgestattete Mönch, ihr Mönche, ist würdig der Opfer, würdig der Gastspenden, würdig der Gaben, würdig des ehrfurchtsvollen Grußes, ist der beste Boden für gute Werke in der Welt. Welches sind diese sieben Eigenschaften?
Da, ihr Mönche, ist der Mönch der Lehre kundig, des Sinnes kundig, seiner selbst kundig, des rechten Maßes kundig, der rechten Zeit kundig, der Gruppen menschlicher Gesellschaft kundig und der persönlichen Unterschiede kundig.
Inwiefern aber, ihr Mönche, ist der Mönch der Lehre kundig? Da kennt der Mönch die Lehre, und zwar die Lehrtexte, vermischte Prosa, Exegese, Verse, Hymnen, Aussprüche, Geburtsgeschichten, die wunderbaren Dinge und die Erläuterungen. Wenn er nicht die Lehre derart kennt, so kann er nicht als der Lehre kundig gelten. Kennt er aber die Lehre in solcher Weise, so gilt er als der Lehre kundig. Insofern ist er der Lehre kundig.
Inwiefern aber, ihr Mönche, ist der Mönch des Sinnes kundig? Da kennt der Mönch jedweder Rede Sinn: ‚Das ist dieser Rede Sinn, das ist jener Rede Sinn.‘ Wenn er nicht der Rede Sinn derart kennt, so kann er nicht als sinnkundig gelten. Kennt er aber der Rede Sinn in solcher Weise, so gilt er als sinnkundig. Insofern ist er der Lehre kundig und des Sinnes kundig.
Inwiefern aber, ihr Mönche, ist der Mönch seiner selbst kundig? Da kennt der Mönch sich selber: ‚So steht es mit mir hinsichtlich des Vertrauens, des Wissens, der Freigebigkeit, der Weisheit und des Scharfsinns.‘ Wenn er sich selber derart nicht kennt, so kann er nicht als kundig seiner selbst gelten. Kennt er aber sich selber in solcher Weise, so gilt er als seiner selbst kundig. Insofern ist er der Lehre kundig, des Sinnes kundig und seiner selbst kundig.
Inwiefern aber, ihr Mönche, ist der Mönch des rechten Maßes kundig? Da kennt der Mönch das rechte Maß beim Empfangen von Gewand, Almosenspeise, Lagerstatt und den nötigen Heilmitteln und Arzneien. Wenn er darin nicht das rechte Maß kennt, so kann er nicht als des rechten Maßes kundig gelten. Kennt er aber darin das rechte Maß, so gilt er als des rechten Maßes kundig. Insofern ist er der Lehre kundig, des Sinnes kundig, seiner selbst und des rechten Maßes kundig.
Inwiefern aber, ihr Mönche, ist der Mönch der rechten Zeit kundig? Da kennt der Mönch die rechte Zeit und weiß: ‚Dies ist die rechte Zeit zum Lehren, dies ist die rechte Zeit zur Besprechung, dies ist die rechte Zeit zur Anstrengung, dies ist die rechte Zeit zur abgeschiedenen Betrachtung.‘ Wenn er hierin nicht die rechte Zeit kennt, so kann er nicht als der rechten Zeit kundig gelten. Kennt er aber hierin die rechte Zeit, so gilt er als der rechten Zeit kundig. Insofern ist er der Lehre kundig, des Sinnes kundig, seiner selbst kundig, des rechten Maßes kundig und der rechten Zeit kundig.
Inwiefern aber, ihr Mönche, ist der Mönch der Gruppen der menschlichen Gesellschaft kundig? Da weiß der Mönch: ‚Dies ist eine Gesellschaft von Adligen, dies eine Gesellschaft von Brahmanen, dies eine Gesellschaft von Hausleuten, dies eine Gesellschaft von Asketen. Dort hat man auf diese Weise heranzutreten, auf diese Weise zu stehen, auf diese Weise zu handeln, auf diese Weise zu sitzen, auf diese Weise zu sprechen, auf diese Weise zu schweigen.‘ Wenn er diese Gesellschaften nicht in solcher Weise kennt, kann er nicht als ihrer kundig gelten. Kennt er sie aber, so gilt er als kundig der Gruppen menschlicher Gesellschaft. Insofern ist er der Lehre kundig, des Sinnes kundig, seiner selbst kundig, des rechten Maßes kundig, der rechten Zeit kundig und der Gruppen der menschlichen Gesellschaft kundig.
Inwiefern aber, ihr Mönche, ist der Mönch der persönlichen Unterschiede kundig? Da, ihr Mönche, kennt der Mönch die Menschen in zweifacher Hinsicht:
Zweierlei Menschen gibt es: der eine besucht gern die Edlen, der andere nicht. Wer die Edlen nicht gern besucht, ist darum zu tadeln; wer aber die Edlen gern besucht, ist darum zu loben.
Zweierlei Menschen gibt es unter denen, die die Edlen besuchen: der eine ist begierig, die Gute Lehre zu hören, der andere nicht. Wer nicht begierig ist, die Gute Lehre zu hören, ist darum zu tadeln; wer aber begierig ist, die Gute Lehre zu hören, ist darum zu loben.
Zweierlei Menschen gibt es unter denen, die begierig sind, die Gute Lehre zu hören: der eine hört die Lehre mit offenen Ohren, der andere nicht. Wer die Lehre nicht mit offenen Ohren hört, ist darum zu tadeln; wer aber die Lehre mit offenen Ohren hört, ist darum zu loben.
Zweierlei Menschen gibt es unter denen, die mit offenen Ohren die Lehre hören: der eine bewahrt die vernommene Lehre im Gedächtnis, der andere nicht. Wer die vernommene Lehre nicht im Gedächtnis bewahrt, ist darum zu tadeln; wer aber die vernommene Lehre im Gedächtnis bewahrt, ist darum zu loben.
Zweierlei Menschen gibt es unter denen, die die vernommene Lehre im Gedächtnis bewahren: der eine erforscht den Sinn der im Gedächtnis bewahrten Lehren, der andere nicht. Wer den Sinn der im Gedächtnis bewahrten Lehren nicht erforscht, ist darum zu tadeln; wer aber den Sinn der im Gedächtnis bewahrten Lehren erforscht, ist darum zu loben.
Zweierlei Menschen gibt es unter denen, die den Sinn der im Gedächtnis bewahrten Lehren erforschen der eine kennt die Lehre und ihren Sinn und lebt der Lehre gemäß; der andere kennt zwar die Lehre und ihren Sinn, lebt aber nicht der Lehre gemäß. Wer, die Lehre und ihren Sinn kennend, nicht der Lehre gemäß lebt, der ist darum zu tadeln; wer aber die Lehre und ihren Sinn kennt und der Lehre gemäß lebt, der ist darum zu loben.
Zweierlei Menschen gibt es unter denen, die, die Lehre und ihren Sinn kennend, der Lehre gemäß leben: der eine wirkt zum eigenen Heile und nicht zum Heile anderer; der andere aber wirkt sowohl zum eigenen Heile als auch zum Heile der anderen. Wer zum eigenen Heile, aber nicht zum Heile der anderen wirkt, der ist darum zu tadeln; wer aber sowohl zum eigenen Heile als auch zum Heile der anderen wirkt, der ist darum zu loben.
Auf diese Weise, ihr Mönche, kennt der Mönch die Menschen in zweifacher Hinsicht. Und so, ihr Mönche, ist der Mönch der persönlichen Unterschiede kundig.
Der mit diesen sieben Eigenschaften ausgestattete Mönch ist würdig der Opfer, würdig der Gastspende, würdig der Gaben, würdig des ehrfurchtsvollen Grußes, ist der beste Boden in der Welt für gute Werke.