Aṅguttara Nikāya

Das Achter-Buch

29. Die günstige Gelegenheit zum heiligen Leben

‚Im rechten Augenblicke wirkt die Welt ihre Werke‘, so, ihr Mönche, redet der unerfahrene Weltling, doch er kennt weder die günstige noch die ungünstige Zeit. Acht ungünstige Zeiten, ungünstige Gelegenheiten gibt es, ihr Mönche, das heilige Leben zu führen. Welche acht?

Da, ihr Mönche, erscheint der Vollendete in der Welt, der Heilige, vollkommen Erleuchtete, der im Wissen und Wandel Vollendete, der Gesegnete, der Weltenkenner, der beste Lenker der führungsbedürftigen Menschen, der Meister der Götter und Menschen, der Erleuchtete, der Erhabene. Und auch die Lehre wird verkündet, die Frieden gebende, völlig erlösende, zur Erleuchtung führende, vom Gesegneten gewiesene. Der Mensch aber ist in einer Hölle wiedererschienen—oder im Tierschoße—oder im Gespensterreiche—oder in einer Welt langlebiger Gottheiten—oder in den Grenzländern unter unverständigen Barbaren, wo die Mönche, Nonnen, Laienjünger und Laienjüngerinnen nicht hinkommen.—Oder er ist zwar in den mittleren Landgebieten wiedergeboren, hegt aber falsche Ansichten und hat den verkehrten Glauben: ‚Almosen und Opfer sind nichtig, es gibt keine Frucht, kein Ergebnis der guten und bösen Taten; es gibt nicht so etwas wie diese Welt und die nächste Welt; Vater, Mutter und geistgeborene Wesen sind leere Worte; es gibt keine Asketen und Priester von rechtem und vollkommenem Wandel, die sowohl diese wie die nächste Welt selber erkannt und erfahren haben und sie erklären können.—Oder der Mensch ist wohl in den mittleren Landgebieten wiedergeboren, doch er ist ohne Einsicht, ist dumm und stumpfsinnig und unfähig, rechte und falsche Rede zu unterscheiden.—Oder der Vollendete ist nicht in der Welt erschienen, und die Lehre wird nicht verkündet, obgleich der Mensch in den mittleren Landgebieten wiedergeboren ist und voll Einsicht ist, nicht stumpfsinnig, sondern fähig, rechte und falsche Rede zu unterscheiden. Das, ihr Mönche, ist die achte ungünstige Zeit und Gelegenheit, das heilige Leben zu führen.

Das, ihr Mönche, sind die acht ungünstigen Zeiten und Gelegenheiten zum Führen des heiligen Lebens. Nur eine einzige günstige Zeit und Gelegenheit gibt es, ihr Mönche, das heilige Leben zu führen. Welche ist sie?

Da, ihr Mönche, erscheint der Vollendete in der Welt, der Heilige, vollkommen Erleuchtete, der in Wissen und Wandel Vollendete, der Gesegnete, der Weltenkenner, der beste Lenker führungsbedürftiger Menschen, der Meister der Götter und Menschen, der Erleuchtete, der Erhabene. Und auch die Lehre wird verkündet, die Frieden gebende, völlig erlösende, zur Erleuchtung führende, vom Gesegneten gewiesene. Und der Mensch wird in den mittleren Landgebieten wiedergeboren, ist voll Einsicht, nicht dumm oder stumpfsinnig, und ist fähig, richtige und falsche Rede zu unterscheiden. Das, ihr Mönche, ist die einzige Zeit und Gelegenheit, das heilige Leben zu führen.

Wer dort als Mensch ins Dasein tritt,
wo das Gesetz verkündet wird,
doch die Gelegenheit nicht nutzt,
der hat die rechte Zeit verpaßt.

Denn viele schlechte Zeiten gibt‘s,
der Pfaderreichung hinderlich.
Gar selten ist ein solcher Fall,
daß in der Welt ein Buddha lebt.

Wem aber das beschieden ist,
was gar so selten in der Welt
daß er als Mensch geboren wird
und hören kann der Lehre Wort

Solch Wesen sollte danach streben,
wenn ihm an seinem Heile liegt:
‚Wie kann die Lehre ich verstehen?
wie kann ich nutzen rechte Zeit?‘

Wer rechten Zeitpunkt hat versäumt,
der Lehre sicheren Pfad verfehlt,
der fällt der Hölle Qual anheim
und wird es lange Zeit bereuen.

Gleichwie entgangenem Gewinn
ein Kaufmann nachklagt lange Zeit,
so klagt der wahnbefangene Mensch,
der nicht genutzt die gute Lehr‘:

Der Kreislauf von Geburt und Tod
wird ihm noch lang beschieden sein.
Doch wer als Mensch geboren ward,
dort wo man kündet das Gesetz,
des Meisters Weisung hat erfüllt,
sie jetzt erfüllt und künftig auch:

Der hat die rechte Zeit erkannt
und höchste Heiligkeit der Welt,
so er den Pfad gewandelt ist,
den der Vollendete ihm wies.

In Sinnenzügelung, die uns wies
der Seher, der dem Licht entsproß,
behütet, stets voll Achtsamkeit,
verweile man, von Flecken frei.

Wer jene Neigungen zerstört,
die hin zum Reiche Māras dräng‘n,
der ist von jedem Trieb befreit,
der hat des Daseins Strom gekreuzt.