Dīgha Nikāya 16
Mahā-Parinibbāna Sutta
Das grosse Sutta von Buddha’s Tode
Kapitel 1.
Einmal weilte der Erhabene bei Rājagaha auf dem Geierberge. Gerade zu der Zeit bekam der König von Magadha Ajātasattu Vedehiputta Lust, gegen die Vajji kriegerisch vorzugehen, und erklärte: „Ich will die Vajji angreifen, denn es geht ihnen zu gut, sie werden mir zu mächtig, ich will sie mit Stumpf und Stil ausrotten, sie sollen die Schwerenot kriegen!“
Und er befahl dem Brahmanen Vassakāra, dem ersten Minister von Magadha: „Wohlan, Brahmane, geh zum Erhabenen, erweise ihm an meiner Statt fußfällige Verehrung, frage ihn, wie es gesundheitlich mit ihm geht und steht, ob er wohlauf ist und ob sein Behagen durch nichts gestört wird; sage ihm, daß du das alles in meinem Auftrage tust, und richte ihm dann die Bestellung aus: ‚Herr, der König von Magadha Ajātasattu Vedehiputta hat Lust, gegen die Vajji zu Felde zu ziehen; er erklärt, weil es ihnen zu gut ginge und sie ihm zu mächtig würden, wolle er sie angreifen, mit Stumpf und Stil ausrotten und Unheil und Verderben über sie bringen‘; merke dir genau und berichte mir, was der Erhabene dir darauf antwortet, denn Tathāgata’s sagen nichts Falsches!“
„Es wird geschehen, Herr“, erwiderte gehorsam der Brahmane Vassakāra, der erste Minister von Magadha, dem Magadhakönige Ajātasattu Vedehiputta, und er ließ eine Anzahl Prunkwagen anspannen, bestieg einen davon und verließ in Begleitung der übrigen Rājagaha in der Richtung nach dem Geierberge. Soweit der Weg fahrbar war, fuhr er, dann stieg er ab und nahte sich zu Fuße dem Erhabenen. Als er vor ihm stand, begrüßte er sich freundlich mit ihm, tauschte die üblichen Höflichkeiten und Fragen nach dem Befinden usw. und ließ sich dann etwas abseits von ihm nieder. Nachdem er Platz genommen, sprach er zum Erhabenen: „Verehrter Gotama, der König von Magadha Ajātasattu Vedehiputta erweist dir fußfällige Verehrung und läßt fragen, wie es gesundheitlich geht und steht, ob (der verehrte Gotama) wohlauf ist und in seinem Behagen durch nichts gestört wird. Der König hat Lust, gegen die Vajji zu Felde zu ziehen, er erklärt . . .“
Unterdessen stand der ehrwürdige Ānanda hinter dem Erhabenen und fächelte ihn. Da wandte der Erhabene sich an ihn mit der Frage: „Ānanda, hast du etwas darüber gehört, ob die Vajji fleißig Versammlungen abhalten, und ob ihre Versammlungen gut besucht sind?“ „Ja, Herr, ich habe gehört, daß dem so sei“. „Ānanda, so lange die Vajji häufig Versammlungen abhalten und diese Versammlungen gut besucht sind, ist für die Vajji kein Niedergang abzusehen, sondern Gedeihen. Und hast du, Ānanda, darüber etwas gehört, ob die Vajji in Eintracht sich versammeln, in Eintracht Entschlüsse fassen und in Eintracht das Notwendige durchführen?“ „Ja, Herr, ich habe gehört, daß sie es tun“. „Ānanda, solange das der Fall sein wird, ist für sie kein Niedergang abzusehen, sondern Gedeihen. Und hast du, Ānanda, auch gehört, daß die Vajji keine Neuerungen einführen und Geltendes nicht aufheben, vielmehr nach den von Alters her geltenden Vajji-Gesetzen leben?“ „Ja, Herr“. „Ānanda, solange das der Fall sein wird, ist für sie kein Niedergang abzusehen, sondern Gedeihen. Und hast du, Ānanda, gehört, ob die Vajji ihre Greise wert- und hochhalten, achten, ehren, und ihnen zu gehorchen für ihre Pflicht ansehen?“ „Ja, Herr“. „Ānanda, solange sie das tun werden, ist für sie kein Niedergang abzusehen, sondern nur Gedeihen. Und hast du gehört, Ānanda, ob die Vajji durch Raub und Gewalt sich Frauen und Mädchen von guter Familie zum Zusammenleben verschaffen?“ „Herr, ich habe gehört, daß sie das nicht tun.“ „Ānanda, so lange sie das meiden werden, ist für sie kein Niedergang abzusehen, sondern nur Gedeihen. Und hast du gehört, Ānanda, ob die Vajji ihre Heiligtümer, private und öffentliche, wert- und hochhalten, schätzen, verehren und darauf bedacht sind, daß die von der Vorzeit her üblichen frommen Spenden und Opfer für sie nicht aufhören?“ „Ja, Herr, ich habe gehört, daß sie das tun“. „Ānanda, solange sie so verfahren werden . . . Und hast du gehört, Ānanda, ob bei den Vajji für Schutz, Schirm und Sicherheit der Vollendeten, wie es religiöse Forderung ist, gut gesorgt wird, damit Vollendete von auswärts in ihr Land kommen und solche, die schon darin wohnen, bei ihnen sich wohlfühlen?“ „Ja, Herr“. „Ānanda, solange das der Fall sein wird, ist für sie kein Niedergang abzusehen, sondern Gedeihen.“
Darauf wandte der Erhabene sich an den Brahmanen Vassakāra, den ersten Minister von Magadha, mit den Worten: „Brahmane, ich befand mich einmal in Vesālī beim Sārandada-Heiligtume. Dort habe ich den Vajji diese sieben Voraussetzungen ihres Nicht-Niederganges gepredigt. Brahmane, solange diese sieben Voraussetzungen bei den Vajji zutreffen werden und die Vajji treu an ihnen festhaltend erfunden werden, ist für sie kein Niedergang abzusehen, sondern Gedeihen.“
Darauf antwortete der Brahmane Vassakāra, der erste Minister von Magadha, dem Erhabenen: „Verehrter Gotama, wenn schon jede einzelne dieser Voraussetzungen den Vajji, wenn sie bei ihnen zutrifft, Gedeihen und Sicherheit vor dem Niedergange verbürgt, wieviel mehr noch alle sieben zusammengenommen! Der Magadhakönig Ajātasattu Vedehiputta wird den Vajji nichts anhaben können, wenigstens nicht im offenen Kampfe, höchstens durch diplomatische Beeinflussung oder durch Veranlassung von Spaltungen unter ihnen. Nun aber will ich gehen, verehrter Gotama, ich habe viel zu tun, auf mir ruht eine drückende Last von Berufspflichten.“
„Ganz, wie du es für angezeigt hältst, Brahmane.“
Da sprach der Brahmane Vassakāra, der erste Minister von Magadha, dem Erhabenen seine Freude und Dankbarkeit für dessen Belehrung aus, erhob sich von seinem Sitze und ging von dannen.
Kaum war er fort, da sprach der Erhabene zum ehrwürdigen Ānanda: „Geh, Ānanda, und rufe alle Bhikkhu’s, die bei Rājagaha wohnen, zu einer Versammlung im Empfangs-Saale zusammen!“ „Ja, Herr“, antwortete folgsam der ehrwürdige Ānanda, berief alle Bhikkhu’s, die bei Rājagaha wohnten, in den Empfangssaal zusammen, begab sich dann zum Erhabenen, verneigte sich ehrerbietig vor ihm, stellte sich etwas abseits hin und meldete ihm: „Die Bhikkhugemeinde ist versammelt; wolle, Herr, der Erhabene nun tun, was ihm angezeigt scheint!“
Da stand der Erhabene von seinem Sitze auf, begab sich in den Empfangssaal, ließ sich dort auf dem für ihn zurechtgemachten Sitze nieder und sprach zu den Bhikkhu’s: „Bhikkhu’s, ich will euch die sieben Voraussetzungen nennen, unter denen ihr nicht dem Niedergange verfallen werdet; höret zu und merket wohl auf das, was ich sagen werde!“ „Ja, Herr“, erwiderten sie zustimmend dem Erhabenen. Der Erhabene sprach: „Bhikkhu’s, solange die Bhikkhu’s fleißig Versammlungen abhalten und die Versammlungen zahlreich besuchen werden, ist für sie kein Niedergang abzusehen, sondern Gedeihen; desgleichen, solange sie in Eintracht sich versammeln, in Eintracht Entschlüsse fassen und in Eintracht die Aufgaben der Gemeinde durchführen werden; solange sie weder Neuerungen einführen noch Geltendes aufheben, vielmehr nach den geltenden Geboten leben werden; solange sie die altehrwürdigen, erfahrungsreichen und schon seit langem als Weltentsagende lebenden Bhikkhu’s, die Väter und Leiter der Gemeinde sind, wert- und hochhalten, achten, verehren und ihnen gehorsam zu sein als ihre Pflicht ansehen werden; solange sie der Macht des erwachenden Willens zum Sein, der immer wieder zum Sein führt, sich nicht unterwerfen werden; solange sie nach Einsiedeleien in unbewohnter Gegend verlangen werden; solange sie ernste Besinnung ihres Inneren derartig pflegen werden, daß zum Guten Geschickte aus der Ferne kommen, um ihre Genossenschaft im frommen Wandel zu suchen, und solche, die schon bei ihnen wohnen, in dieser Genossenschaft sich wohl fühlen; in Summa: so lange diese sieben Voraussetzungen des Nicht-Niederganges bei den Bhikkhu’s zutreffen werden und die Bhikkhu’s treu an ihnen festhaltend erfunden werden, ist für sie kein Niedergang abzusehen, sondern Gedeihen.
„Noch andere sieben solche Voraussetzungen will ich euch nennen, Bhikkhu’s, höret zu und merket wohl auf das, was ich sagen werde!“ „Ja, Herr“, erwiderten sie bereitwillig dem Erhabenen. Der Erhabene sprach: „Bhikkhu’s, solange die Bhikkhu’s nicht an Tätigkeit ihre Freude haben, dadurch befriedigt werden und dem Vergnügen daran sich hingeben, ist für sie kein Niedergang abzusehen, sondern Gedeihen; desgleichen solange sie nicht an Geschwätz ihre Freude haben, dadurch befriedigt werden und dem Vergnügen daran sich hingeben; . . . an der Verschlafenheit . . .; . . . an der Geselligkeit . . .; solange sie keine bösen Wünsche hegen und bösen Wünschen keinen Einfluß auf sich gestatten; solange sie mit Bösen keine Freundschaft, keine Gemeinschaft und keinen Verkehr haben; solange sie nicht schon auf halbem Wege, wenn sie eben einen bescheidenen Grad der Vervollkommnung erreicht haben, das Streben einstellen; in Summa: solange diese sieben Voraussetzungen des Nicht-Niederganges bei den Bhikkhu’s zutreffen werden und die Bhikkhu’s treu an ihnen festhaltend erfunden werden, ist für sie kein Niedergang abzusehen, sondern Gedeihen.
„Noch weitere sieben solche Voraussetzungen will ich euch nennen, Bhikkhu’s, höret zu und merket wohl auf das, was ich sagen werde!“ „Ja, Herr“, erwiderten sie zustimmend dem Erhabenen. Der Erhabene sprach: „Bhikkhu’s, solange die Bhikkhu’s gläubig, scheu und furchtsam vor dem Bösen, wohlunterrichtet, energisch im Ringen, ernst besonnen und weise sein werden, ist für sie kein Niedergang abzusehen, sondern Gedeihen. Solange diese sieben Voraussetzungen des Nicht-Niederganges bei den Bhikkhu’s zutreffen werden und die Bhikkhu’s treu an ihnen festhaltend erfunden werden, ist für sie kein Niedergang abzusehen, sondern Gedeihen.
„Bhikkhu’s, noch weitere sieben solche Voraussetzungen will ich euch nennen, höret zu und merket wohl auf das, was ich sagen werde!“ „Ja, Herr“, erwiderten sie zustimmend dem Erhabenen. Der Erhabene sprach: „Bhikkhu’s, solange die Bhikkhu’s an der Entfaltung jedes einzelnen der sieben Dinge arbeiten werden, die zur höchsten Erkenntnis notwendig sind: der ernsten Selbstbesinnung, des Nachdenkens über die Lehre, des energischen Strebens, der Fröhlichkeit, der Beruhigung (der Körper-Ideen), der Konzentration und des Gleichmutes, ist für sie kein Niedergang abzusehen, sondern Gedeihen. Solange diese sieben Voraussetzungen des Nicht-Niederganges bei den Bhikkhu’s zutreffen werden . . .
„Bhikkhu’s, noch weitere sieben solche Voraussetzungen will ich euch nennen, . . . Solange die Bhikkhu’s die Idee der Vergänglichkeit, der Nicht-Selbsthaftigkeit, der Unschönheit, des Elendes (alles Seienden), der Entsagung, der Begierdelosigkeit, des Endes nähren werden, ist für sie kein Niedergang abzusehen, sondern Gedeihen. Solange diese sieben Voraussetzungen des Nicht-Niederganges bei den Bhikkhu’s zutreffen werden . . .
„Bhikkhu’s, noch weitere sechs solche Voraussetzungen will ich euch nennen, . . . Solange die Bhikkhu’s ihren frommen Mitbrüdern Liebe erweisen werden in Werken, Worten und Gedanken, in der Öffentlichkeit und im Geheimen, ist für sie kein Niedergang abzusehen, sondern Gedeihen.—Solange die Bhikkhu’s das, was ihnen an frommen Gaben nach Recht und Billigkeit zuteil geworden ist, sei es auch nur der Inhalt ihrer Almosenschale, unparteiisch teilen und nur gemeinsam mit den zuchtbeflissenen und frommen Mitbrüdern genießen, ist für sie kein Niedergang abzusehen, sondern Gedeihen.—Solange die Bhikkhu’s alle in gleicher Weise, sei es in der Öffentlichkeit, sei es im Geheimen, im Verkehr mit den frommen Mitbrüdern nach unverbrüchlichen, umfassenden, sich immer gleich bleibenden, (durch Rücksichten?) nicht befleckten, befreienden, von den Weisen empfohlenen, von persönlichem Interesse nicht diktierten, auf Konzentration abzielenden Prinzipien der sittlichen Zucht verfahren werden, ist für sie kein Niedergang abzusehen, sondern Gedeihen.—Solange die Bhikkhu’s alle in gleicher Weise, sei es in der Öffentlichkeit, sei es im Geheimen, mit den frommen Mitbrüdern des hohen erlösenden Glaubens leben werden, der den danach Handelnden zur vollkommenen Vernichtung alles Leidens führt, ist für sie kein Niedergang abzusehen, sondern Gedeihen. Solange diese sechs Voraussetzungen des Nicht-Niederganges bei den Bhikkhu’s zutreffen werden . . .“
Während seines Aufenthaltes dort bei Rājagaha auf dem Geierberge predigte der Erhabene den Bhikkhu’s eingehend über das Thema: „Darin besteht die sittliche Zucht, darin die Konzentration, darin die Weisheit; mit sittlicher Zucht gepaarte Konzentration und mit Konzentration gepaarte Weisheit bringt reiche Frucht und großen Segen, ein von Weisheit durchdrungenes Herz wird vollkommen frei von allen vier weltlichen Schwächen: dem Begehren, der Seins-Lust, den windigen Ansichten (von der Realität des Seins und den darauf basierten Dogmen) und dem Nichtwissen.“
Als dann der Erhabene, solange es ihm gefiel, bei Rājagaha geweilt hatte, sprach er zum ehrwürdigen Ānanda: „Komm, Ānanda, wir wollen zum Ambalaṭṭhikā-Parke gehen!“ „Ja, Herr“, erwiderte zustimmend Ānanda dem Erhabenen. Da wanderte der Erhabene mit einer großen Bhikkhu-Schar nach dem Ambalaṭṭhikā-Parke.
Dort in diesem Parke nahm der Erhabene Wohnung im königlichen Rasthause. Und auch da predigte er den Bhikkhu’s eingehend über dasselbe Thema: „Darin besteht die sittliche Zucht, darin die Konzentration, darin die Weisheit; mit sittlicher Zucht gepaarte Konzentration und mit Konzentration gepaarte Weisheit bringt reiche Frucht und großen Segen, ein von Weisheit durchdrungenes Herz wird vollkommen frei von allen vier weltlichen Schwächen: dem Begehren, der Seins-Lust, der empirischen Weltauffassung und dem Nichtwissen.“
Als dann der Erhabene im Abalaṭṭhikā-Parke geweilt hatte, solange es ihm gefiel, sprach er zum ehrwürdigen Ānanda: „Komm, Ānanda, wir wollen nach Nāḷandā gehen!“ „Ja, Herr“, erwiderte zustimmend der ehrwürdige Ānanda dem Erhabenen. Da wanderte der Erhabene mit einer großen Bhikkhu-Schar nach Nāḷandā. Dort nahm der Erhabene Wohnung im Pāvārika-Mango-Walde.
Da kam der ehrwürdige Sāriputta zum Erhabenen, verneigte sich ehrfurchtsvoll vor ihm, ließ sich etwas abseits nieder und sprach: „Herr, ich habe die sichere Überzeugung vom Erhabenen, daß es keinen anderen Samaṇa oder Brahmanen gegeben hat, augenblicklich gibt oder jemals geben wird, der, was das erleuchtete Wissen anbetrifft, wissender wäre als der Erhabene“.
„Ein großes Wort hast du geredet, Sāriputta, und den Mund recht voll genommen, mit großer Bestimmtheit hast du kühnlich den Satz ausgesprochen: ‚Herr, es ist meine sichere Überzeugung vom Erhabenen, . . .‘ Sāriputta, hast du denn mit dem Auge des Geistes das Innere all der erhabenen, vollendeten vollkommenen Buddha’s, die in den Zeiträumen der Vorzeit aufgetreten sind, durchschaut und weißt auf diese Weise: ‚So und so stand es mit ihrer sittlichen Zucht, ihrer Lehre, ihrer Weisheit, ihrem Leben, ihrem Erlöstsein‘?“ „Nein, Herr“.
„Oder bist du imstande, mit dem Auge des Geistes das Innere all der erhabenen, vollendeten vollkommenen Buddha’s, die in den Zeiträumen der Zukunft auftreten werden, zu erforschen, sodaß du weißt: ‚So und so wird es mit ihrer sittlichen Zucht, ihrer Lehre, ihrer Weisheit, ihrem Leben, ihrer Erlösung bestellt sein‘?“ „Nein, Herr“.
„Oder vermagst du mit dem Auge des Geistes in meinem, des gegenwärtigen vollendeten vollkommenen Buddha, Inneren zu lesen und so zu erfahren, wie es mit meiner sittlichen Zucht, meiner Lehre, Erkenntnis, meinem Leben und meinem Erlöstsein bestellt ist?“ „Nein, Herr“.
„Sāriputta, du hast also, was diese Dinge anbetrifft, kein durch Intuition gewonnenes Wissen von den vollendeten vollkommenen Buddha’s der Vorzeit, der Zukunft und Gegenwart. Warum also nimmst du den Mund so voll und sprichst mit solcher Sicherheit und Kühnheit die Worte aus: ‚Das ist meine sichere Überzeugung vom Erhabenen, daß . . .‘?“
„In der Tat, Herr, ich habe kein durch eigene Intuition gewonnenes Wissen von den vollendeten vollkommenen Buddha’s der Vorzeit, Zukunft und Gegenwart. Ich entnehme es den (geltenden) Begriffen. Herr, es steht damit etwa so wie mit einer eintorigen Grenzfestung eines Königs, die stark verschanzt, mit starkem Wall und starker Torbefestigung versehen, nur durch ein einziges Tor zugänglich, und wo ein kluger, fähiger und verständiger Torwart angestellt ist, der Fremden den Zutritt wehrt und nur Bekannte passieren läßt. Wenn dieser (Torwart) auf der Straße, die rings um die ganze Stadt herumführt, im Kreise ganz um sie herumgeht und dabei nirgends eine Ritze oder ein Loch im Walle wahrnimmt, durch das auch nur eine Katze durchschlüpfen könnte, dann denkt er: ‚Was immer von größeren Lebewesen in die Stadt hinein oder aus der Stadt hinaus will, das muß durch dieses eine Tor‘. Herr, geradeso entnehme ich den geltenden Begriffen, daß alle erhabenen, vollendeten vollkommenen Buddha’s der Vorzeit sich frei machten von den fünf Hemmnissen, die Dinge richtig erkannten, die den Geist beflecken und schwächen, ihren Geist gut gewöhnt hatten an die vierfache ernste Geistessammlung, daß sie in Wahrheit an der Entfaltung der sieben Dinge arbeiteten, die zur höchsten Erkenntnis notwendig sind, und daß sie infolge von dem allem die höchste vollkommene Erleuchtung gewannen; und daß alle erhabenen, vollendeten vollkommenen Buddha’s der Zukunft sich frei machen werden von den fünf Hemmnissen, die Dinge richtig erkennen werden, die den Geist beflecken und schwächen, ihren Geist gut gewöhnen werden an die vierfache ernste Geistessammlung, daß sie in Wahrheit an der Entfaltung der sieben Dinge arbeiten werden, die zur höchsten Erkenntnis notwendig sind, und daß sie infolge von dem allem die höchste vollkommene Erleuchtung gewinnen werden; und daß auch der erhabene, vollendete vollkommene Buddha der Gegenwart sich frei gemacht hat von den fünf Hemmnissen . . .“
Auch während des Aufenthaltes dort im Pāvārika-Mangowalde von Nāḷandā predigte der Erhabene den Bhikkhu’s eingehend über das Thema: „Darin besteht die sittliche Zucht, darin die Konzentration, darin die Weisheit; mit sittlicher Zucht gepaarte Konzentration und mit Konzentration gepaarte Weisheit bringt reiche Frucht und großen Segen, ein von Weisheit durchdrungenes Herz wird vollkommen frei von allen vier weltlichen Schwächen: dem Begehren, der Seins-Lust, den windigen Ansichten (von der Realität des Seins und den darauf basierten Dogmen) und dem Nichtwissen“.
Als dann der Erhabene bei Nāḷandā geweilt hatte, solange es ihm gefiel, sprach er zum ehrwürdigen Ānanda: „Komm, Ānanda, wir wollen uns nach Pāṭaligāma begeben!“ „Ja, Herr“, erwiderte zustimmend der ehrwürdige Ānanda dem Erhabenen. Da wanderte der Erhabene mit einer großen Bhikkhu-Schar nach Pāṭaligāma.
Die Laienfreunde von Pāṭaligāma hörten, der Erhabene sei in ihr Dorf gekommen. Da begaben sie sich zum Erhabenen, verneigten sich ehrfurchtsvoll vor ihm, setzten sich dann etwas abseits nieder und sprachen zum Erhabenen: „Wolle der Erhabene doch einwilligen, unsere Herberge mit seinem Besuche zu beehren.“ Der Erhabene gab seine Einwilligung durch Schweigen zu erkennen.
Als die Laienfreunde von Pāṭaligāma der Einwilligung des Erhabenen sich versichert hatten, erhoben sie sich von ihren Sitzen, verneigten sich ehrfurchtsvoll vor ihm, gingen nach rechts um ihn herum und begaben sich dann zur Herberge, schmückten sie ganz (mit Teppichen) aus, machten Sitze zurecht, stellten ein Wassergefäß auf und brachten eine Öllampe an. Dann begaben sie sich wieder zum Erhabenen, verneigten sich ehrfurchtsvoll, blieben etwas abseits stehen und sprachen zu ihm: „Die Herberge ist ganz (mit Teppichen) ausgeschmückt, Sitze sind bereit, ein Wassergefäß ist aufgestellt und eine Öllampe angebracht, nun wolle der Erhabene bestimmen, was ihm angezeigt scheint!“
Und der Erhabene zog sich an, nahm Almosenschale und Obergewand und begab sich mit seiner Bhikkhu-Schar zu der Herberge. Dort (vor der Herberge) wusch er sich die Füße, trat ein und ließ sich am Mittelpfosten, das Gesicht dem Eingange zugewandt, nieder. Seine Bhikkhu-Schar wusch sich ebenfalls die Füße, trat ein und nahm Platz an der hinteren Wand, das Gesicht ebenfalls dem Eingange zugekehrt, im Rücken des Erhabenen. Auch die Laienfreunde von Pāṭaligāma wuschen sich die Füße, ehe sie eintraten, und setzten sich an der vorderen Wand, der hinteren Wand zugekehrt, dem Erhabenen gegenüber.
Da richtete der Erhabene das Wort an die Laienfreunde von Pāṭaligāma: „Bürger! Fünferlei Schaden widerfährt dem zuchtlosen Menschen infolge seines Verstoßens gegen die Regeln der sittlichen Zucht. Welche fünf Arten sind das? Erstens gerät ein solcher zuchtloser Mensch infolge seiner Liederlichkeit in großen Vermögensverfall. Das ist die erste Art Schaden, die einem solchen zuchtlosen Menschen infolge seines Verstoßens gegen die Regeln der sittlichen Zucht widerfährt.—Zweitens kommt er in üblen Ruf. Das ist der zweite Schaden.—Sodann ist er scheu und gedrückt, wenn er in irgend eine Versammlung kommt, mag es nun eine Versammlung von Adligen, Brahmanen, von Bürgern oder Samaṇa’s sein. Das ist der dritte Schaden.—Ferner ist er, wenn sein letztes Stündlein kommt, außer sich vor Angst. Das ist der vierte Schaden.—Weiter kommt er nach seinem körperlichen Ende, dem Tode, in Leid, Qual, an die Orte der Pein, in die Hölle. Das ist der fünfte Schaden. Das ist also der fünferlei Schaden, der dem zuchtlosen Menschen infolge seines Verstoßens gegen die Regeln der sittlichen Zucht widerfährt.
„Fünferlei Segen widerfährt dagegen dem Menschen, der den Regeln der sittlichen Zucht gerecht wird, infolge der Erfüllung dieser Regeln. Welches sind diese fünf Arten? Erstens bringt er es, weil er nicht lässig ist, zu großem Wohlstande. Das ist die erste Art.—Zweitens genießt er einen guten Ruf. Das ist die zweite.—Sodann betritt er selbstbewußt und unbefangen jedwede Versammlung, sei es eine Versammlung von Adligen oder Brahmanen, Bürgern oder Samaṇa’s. Das ist die dritte.—Er stirbt ruhig und gefaßt. Das ist die vierte.—Und nach dem körperlichen Ende, dem Tode, gelangt er zur Seligkeit im Himmel. Das ist die fünfte.—Das ist also der fünffache Segen, der demjenigen, welcher den Regeln der sittlichen Zucht gerecht wird, infolge der Erfüllung dieser Regeln widerfährt.“
Nachdem dann der Erhabene die Laienfreunde von Pāṭaligāma bis weit in die Nacht hinein mit seiner Predigt belehrt, ermahnt, erhoben und erfreut hatte, entließ er sie mit den Worten: „Bürger, die Nacht ist schon da, tut nun, was ihr für angezeigt haltet.“ „Ja, Herr“, erwiderten folgsam die Laienfreunde von Pāṭaligāma dem Erhabenen, standen von ihren Sitzen auf, verneigten sich ehrfurchtsvoll vor dem Erhabenen, gingen nach rechts um ihn herum und entfernten sich. Kaum waren sie fort, so zog sich der Erhabene in’s stille Kämmerlein zurück.
Damals bauten gerade die Minister Sunidha und Vassakāra von Magadha Pāṭaligāma zu einer (befestigten) Stadt um, die als Schutzwehr gegen die Vajji dienen sollte. Scharen von Gottheiten aber hatten zu Tausenden (?) den Baugrund von Pāṭaligāma in Besitz genommen. Nun richten sich auf ein Gelände, auf dem großmächtige Gottheiten den Baugrund inne haben, die Bebauungspläne der Minister großmächtiger Könige, auf eins, dessen Baugrund mittlere Gottheiten inne haben, der Minister von Königen mittlerer Bedeutung, und auf eins, dessen Baugrund niedrige Gottheiten inne haben, der Minister unbedeutender Könige.
Mit seinem klaren himmlischen Blick, der weit über den der Menschen hin ausreichte, sah der Erhabene diese Gottheiten, die von dem Baugrund von Pāṭaligāma zu Tausenden (?) Besitz ergriffen hatten. Als nun der Morgen dämmerte, erhob sich der Erhabene und richtete an den ehrwürdigen Ānanda die Frage: „Ānanda, wer baut denn Pāṭaligāma zur befestigten Stadt um?“ „Herr, die Minister Sunidha und Vassakāra von Magadha, sie soll als Schutzwehr gegen die Vajji dienen“.
„Ānanda, es ist, als ob die Minister Sunidha und Vassakāra von Magadha sich erst mit den Tāvatiṃsa-Göttern beraten hätten: gerade Pāṭaligāma befestigen sie als Schutzwehr gegen die Vajji, und hier sah ich mit dem klaren himmlischen Blick, der weit über den der Menschen hinausreicht, Scharen von Gottheiten, die zu Tausenden Besitz ergriffen haben vom Baugrunde in Pāṭaligāma. Nun richten sich auf ein Gelände . . . Ānanda, soweit Arier wohnen, und soweit der durch Kaufleute gepflegte Verkehr sich erstreckt, wird diese befestigte Stadt Pāṭaliputta als die erste gelten, als Zentralpunkt für den Transithandel; aber, Ānanda, ein dreifacher Untergang steht Pāṭaliputta bevor, durch Feuer, Wasser und Zwietracht.“
Da kamen die Minister Sunidha und Vassakāra von Magadha zum Erhabenen, begrüßten sich freundlich mit ihm, tauschten mit ihm die üblichen höflichen Fragen nach dem Befinden usw., blieben etwas abseits stehen und sprachen zum Erhabenen: „Wolle doch der verehrte Gotama zusammen mit seiner Bhikkhu-Schar für heute unsere Einladung zum Mahle annehmen.“ Der Erhabene gab durch Schweigen seine Zustimmung zu erkennen.
Als die Minister Sunidha und Vassakāra seiner Zustimmung sicher waren, gingen sie nach Hause, ließen dort erlesene feste und flüssige Speisen zubereiten und dann dem Erhabenen mit den Worten: „Es ist Zeit, verehrter Gotama, das Mahl ist bereit“ melden, daß es Zeit sei zu kommen.
Da nahm der Erhabene, nachdem er sich am Morgen angezogen hatte, Almosenschale und Obergewand, ging mit seiner Bhikkhu-Schar zum Hause der Minister Sunidha und Vassakāra und setzte sich auf den für ihn zubereiteten Sitz. Beide Minister aber taten persönlich der Bhikkhu-Schar mit Buddha an ihrer Spitze von den erlesenen festen und flüssigen Speisen auf und regten sie zum Essen an, bis alle satt waren. Als der Erhabene fertig gegessen und Almosenschale und Hände gewaschen hatte, nahmen beide Minister einen niedrigen Sitz und ließen sich etwas abseits nieder. Als sie Platz genommen hatten, sprach ihnen der Erhabene seinen Dank aus mit folgenden Strophen:
„An jedem Ort, in jedem Land,
Woselbst sein Heim ein Weiser fand,
Soll laben er mit Speis und Trank
Den Frommen, der sein Selbst bezwang.Und bei den Göttern, die’s dort gibt,
Mach‘ er durch Opfer sich beliebt!
Denn dem, der sie mit Gaben ehrt,
Wird Gleiches ihrerseits beschert.Für ihn sie voll Erbarmen sind
Wie eine Mutter für ihr Kind:
Hienieden stete Wonne sehn,
Die in der Gunst der Götter stehn.“
Dann stand der Erhabene von seinem Sitze auf und entfernte sich.
Die beiden Minister Sunidha und Vassakāra folgten ihm aber dicht auf dem Fuße, weil sie erwogen, daß das Stadt-Tor, welches der Samaṇa Gotama passieren würde, das Gotama-Tor, und die Furt, mittelst deren er den Ganges-Fluß überschreiten würde, die Gotama-Furt heißen sollte. Das Tor, durch das der Erhabene hinausschritt, erhielt denn auch den Namen Gotama-Tor.
Dann ging der Erhabene an den Ganges-Fluß. Der war gerade angeschwollen und voll bis an den Rand, sodaß die Krähen am Ufer-Rande stehend daraus trinken konnten. Und einige von den Leuten, die hinüberwollten, suchten nach einem Boote, andere nach einem regelrechten Floß, wieder andere banden (mit Schlingpflanzen und ähnlichem notdürftig) ein Floß zusammen. Der Erhabene aber verschwand mit seiner Bhikkhu-Schar so schnell, wie ein starker Mann seinen gebeugten Arm ausstreckt oder den ausgestreckten Arm beugt, vom diesseitigen Ganges-Ufer und erschien auf dem jenseitigen.
Und der Erhabene sah, wie die Leute, die hinüberwollten, zum Teil nach einem Boote, zum Teil nach einem regelrechten Floß suchten, zum Teil auch (mit Schlingpflanzen und ähnlichem) sich ein Floß zurecht machten. Da tat er den feierlichen Ausspruch:
„Die Flut (des Seins) zu überwinden,
Schlägt flugs der Weise eine Brücke drüber hin:
Und die läßt schnell den Weg ihn finden,
Wenn andre um ein Floß sich mühn.“
Ende des ersten Abschnittes.
Kapitel 2.
Da sprach der Erhabene zum ehrwürdigen Ānanda: „Komm, Ānanda, wir wollen uns nach Koṭigāma begeben!“ „Ja, Herr“, erwiderte zustimmend Ānanda dem Erhabenen. Da wanderte der Erhabene mit einer großen Bhikkhu-Schar nach Koṭigāma. Dort nahm der Erhabene Aufenthalt.
An diesem Orte sprach der Erhabene zu den Bhikkhu’s: „Bhikkhu’s, weil wir zur Erkenntnis der vier hehren Wahrheiten noch nicht durchgedrungen waren, darum haben wir, ich und ihr, diesen langen Weg ohne Ruh und Rast durchwandern müssen. Welcher vier Wahrheiten? Wir haben ohne Ruh und Rast den langen Weg durchwandern müssen, weil wir, ich und ihr, nicht durchgedrungen waren zur Erkenntnis der hehren Wahrheit vom Leiden, der hehren Wahrheit vom Ursprung des Leidens, der hehren Wahrheit vom Ende des Leidens und der hehren Wahrheit von dem Pfade, der zum Ende des Leidens führt. Bhikkhu’s! Jetzt bin ich durchgedrungen zur Erkenntnis dieser hehren Wahrheit vom Leiden, der hehren Wahrheit vom Ursprung des Leidens, der hehren Wahrheit vom Ende des Leidens und der hehren Wahrheit vom Pfade, der zum Ende des Leidens führt. Vernichtet, verflogen ist das Verlangen nach Sein, es gibt nun keine Wiederkehr zur Existenz.“
So sprach der Erhabene, und nachdem der Pfadvollender so gesprochen, fuhr er, der Meister, fort:
„Der hehren Wahrheit-Vierzahl Licht
War hell und klar erschaut noch nicht,
Drum hörte des Saṃsāra Lauf,
Des Werdens Kette niemals auf.Doch jetzt sind sie erschaut, die vier,
Vernichtet ist die Daseins-Gier,
Das Leid hat keine Wurzel mehr,
Zum Sein gibts keine Wiederkehr.“
Auch während seines Aufenthaltes dort in Koṭigāma predigte der Erhabene den Bhikkhu’s eingehend über das Thema: „Darin besteht die sittliche Zucht, darin die Konzentration, darin die Weisheit; mit sittlicher Zucht gepaarte Konzentration und mit Konzentration gepaarte Weisheit bringt reiche Frucht und großen Segen, ein von Weisheit durchdrungenes Herz wird vollkommen frei von allen vier weltlichen Schwächen: dem Begehren, der Seins-Lust, den windigen Ansichten (von der Realität des Seins etc.) und dem Nichtwissen“.
Als dann der Erhabene, solange es ihm gefiel, in Koṭigāma geweilt hatte, sprach er zum ehrwürdigen Ānanda: „Komm, Ānanda, wir wollen uns zu (der Stadt der) Nādika begeben!“ „Ja, Herr“, erwiderte zustimmend Ānanda dem Erhabenen. Da wanderte der Erhabene mit einer großen Bhikkhu-Schar (zur Stadt der) Nādika. Dort in Nādika nahm der Erhabene Aufenthalt im Ziegelstein-Hause.
Und der ehrwürdige Ānanda kam zum Erhabenen, verneigte sich ehrerbietig, setzte sich etwas abseits von ihm nieder und sprach zum Erhabenen: „Herr, in Nādika ist ein Bhikkhu namens Sāḷha gestorben, wo wird er hingelangen, welches ist sein Schicksal im Jenseits? In Nādika ist eine Bhikkhuni namens Nandā gestorben, wo wird diese hingelangen, welches ist ihr Schicksal im Jenseits? In Nādika ist ein Laienfreund namens Sudatta gestorben . . ., . . . eine Laienfreundin namens Sujātā . . ., . . . ein Laienfreund namens Kakudha . . ., . . . ein Laienfreund namens Kāliṅga . . ., . . . ein Laienfreund namens Nikaṭa . . ., . . . ein Laienfreund namens Kaṭissabha . . ., . . . ein Laienfreund namens Tuṭṭha . . ., . . . ein Laienfreund namens Santuṭṭha . . ., . . . ein Laienfreund namens Bhadda . . ., in Nādika ist ein Laienfreund namens Subhadda gestorben, wo wird er hingelangen, welches ist sein Schicksal im Jenseits?“
„Ānanda, der Bhikkhu Sāḷha hatte die weltlichen Schwächen abgetan und schon in dieser irdischen Welt die über alle jene Schwächen erhabene Loslösung des Herzens und der Erkenntnis selbst geschaut, verwirklicht und dauernd gewonnen. Die Bhikkhuni Nandā hatte die fünf Fesseln zerrissen, die die Sterblichen ans Irdische fesseln, und brauchte nur noch einmal als überirdisches Wesen wiedergeboren zu werden, um als solches das Nibbāna zu gewinnen, ohne aus dem Jenseits noch einmal wiederkehren zu müssen. Der Laienfreund Sudatta hatte die drei Fesseln gesprengt, Leidenschaft, Haß und Verblendung in sich ganz abgeschwächt und ist infolge davon ein Einmalwiederkehrender geworden, das heißt, er wird nur noch einmal in dieser irdischen Welt erscheinen und dann des Leidens Ende herbeiführen. Die Laienfreundin Sujātā hatte die drei Fesseln gesprengt und so die Bahn des Heils betreten, sicher davor, wieder hinabzusinken zu den Orten der Pein, und unablenkbar in dem Streben, sich für die höchste Erkenntnis reif zu machen. Der Laienfreund Kakudha hatte die fünf Fesseln zerrissen, die die Sterblichen ans Irdische fesseln, und brauchte nur noch einmal als überirdisches Wesen wiedergeboren zu werden, um als solches das Nibbāna zu gewinnen, ohne aus dem Jenseits noch einmal wiederkehren zu müssen. Ebenso die Laienfreunde Kāliṅga, Nikaṭa, Kaṭissabha, Tuṭṭha, Santuṭṭha, Bhadda, Subhadda. Mehr als fünfzig entschlafene Laienfreunde von Nādika hatten die fünf Fesseln zerrissen, die die Sterblichen ans Irdische fesseln, und brauchten deshalb nur noch einmal als überirdische Wesen wiedergeboren zu werden, um als solche das Nibbāna zu gewinnen, ohne aus dem Jenseits noch einmal wiederkehren zu müssen. Mehr als neunzig entschlafene Laienfreunde von Nādika hatten die drei Fesseln gesprengt, Leidenschaft, Haß und Verblendung in sich ganz abgeschwächt und sind deshalb Einmalwiederkehrende geworden, das heißt, sie werden nur noch einmal in dieser Welt erscheinen und dann des Leidens Ende herbeiführen. Mehr als fünfhundert entschlafene Laienfreunde von Nādika hatten die drei Fesseln gesprengt und hatten die Bahn des Heiles betreten, sicher davor, wieder hinabzusinken zu den Orten der Pein, und unablenkbar in dem Streben, sich für die höchste Erkenntnis reif zu machen.
„Es ist aber nicht weiter auffällig, Ānanda, wenn ein menschliches Wesen stirbt; wolltet ihr jedesmal, wenn dieser Fall eintritt, zum Tathāgata gelaufen kommen und ihn darüber ausfragen, so wäre das eine Last für den Tathāgata. Darum will ich euch über den ‚Spiegel der Wahrheitslehre‘ predigen mit dem versehen ein Jünger des Hohen, sobald er es wünscht, betreffs seiner selbst sich klar werden kann, daß es für ihn keine Wiedergeburt in der Hölle, in einer Tierexistenz, in der Manenwelt oder an den Orten des Leidens, der Qual und Pein mehr gibt, daß er vielmehr die Bahn des Heiles betreten hat, sicher davor, wieder hinabzusinken zu den Orten der Pein, und unablenkbar in dem Streben, sich für die höchste Erkenntnis reif zu machen.
„Und, Ānanda, wie lautet diese Predigt vom ‚Spiegel der Wahrheitslehre‘, mit dem versehen ein Jünger des Hohen, wenn er will, betreffs seiner selbst diese Klarheit gewinnen kann? (Dies ist sie:) Ānanda, (es kommt, was) diesen (Spiegel) anbetrifft, (darauf an,) daß ein Jünger des Hohen (erstens) den felsenfesten Glauben an Buddha hat, d. h. daß er glaubt: ‚So ist es, Er, der Erhabene, ist der vollendete vollkommen Erleuchtete, kundig des rechten Wissens und Weges, der Pfadvollender, der Welterkenner, der unvergleichliche Menschenerzieher, der Lehrer der Götter und Menschen, der Buddha, der Erhabene‘; (zweitens) den festen Glauben an die Lehre hat: ‚Die Lehre der Wahrheit, die der Erhabene so wohl verkündet hat, hat ihren Wert schon für das irdische Dasein in der Gegenwart, nicht erst in einer ungewissen Zukunft, einen Wert, der offen vor Augen liegt, sie ist klar überzeugend, und ihre Erkenntnis finden die Weisen im eigenen Inneren; drittens den Glauben an die Gemeinde hat: ‚Alle vier Klassen und acht Gruppen der Jünger-Gemeinde des Erhabenen wandeln den rechten Pfad, die gerade, richtige Straße, den vorgeschriebenen Weg, sie verdienen Verehrung, Bewirtung, Gaben, händefaltende Ehrfurcht, sie sind das beste Saatfeld der Welt für religiöses Verdienst‘; und daß er (viertens) ausgezeichnet ist durch die von den Auserwählten hochgeschätzten, unverbrüchlichen, umfassenden, sich immer gleich bleibenden, (durch Rücksichten?) nicht befleckten, befreienden, von den Weisen empfohlenen, von persönlichem Interesse nicht diktierten, auf Konzentration abzielenden Prinzipien der sittlichen Zucht.
„Das, Ānanda, ist die Predigt vom ‚Spiegel der Wahrheitslehre‘, mit dem versehen ein Jünger des Hohen, wenn er will, betreffs seiner selbst Klarheit darüber gewinnen kann, daß es für ihn keine Wiedergeburt in der Hölle, in einer Tier-Existenz, in der Manen-Welt oder an den Orten des Leidens, der Qual und Pein mehr gibt, daß er vielmehr die Bahn des Heils betreten hat, sicher davor, wieder hinabzusinken zu den Orten der Pein, und unablenkbar in dem Streben, sich für die höchste Erkenntnis reif zu machen.“
Auch während seines Aufenthaltes dort im Ziegelsteinhause von Nādika predigte der Erhabene den Bhikkhu’s eingehend über das Thema: „Darin besteht die sittliche Zucht, darin die Konzentration, darin die Weisheit . . .“
Als dann der Erhabene, solange es ihm gefiel, in Nādika geweilt hatte, sprach er zum ehrwürdigen Ānanda: „Komm, Ānanda, wir wollen uns nach Vesālī begeben!“ „Ja, Herr“, erwiderte zustimmend Ānanda dem Erhabenen. Da wanderte der Erhabene mit einer großen Bhikkhu-Schar nach Vesālī, wo er Aufenthalt im Walde der Ambapālī nahm.
Dort hielt der Erhabene folgende Ansprache an die Bhikkhu’s: „Bhikkhu’s, ernst besonnen und vollbewußt soll der Bhikkhu seine Tage verbringen, das ist die Vorschrift, die ich euch gebe. Und worin zeigt sich die ernste Besinnung des Bhikkhu? Darin, daß er, soweit der Körper in Betracht kommt, dem Wesen des Körpers nachsinnend und seine Tage in ernstem Streben, in Vollbewußtheit und besonnenem Ernst verbringend das Begehren nach der Welt und die (daraus erwachsende) Kümmernis abtut; soweit Gefühle in Betracht kommen . . ., soweit der Geist in Betracht kommt . . .; soweit Erfahrungen des inneren Sinnes in Betracht kommen, dem Wesen dieser Erfahrungen nachsinnend und seine Tage in ernstem Streben, in Vollbewußtheit und besonnenem Ernst verbringend das Begehren nach der Welt und die (daraus erwachsende) Kümmernis abtut. Bhikkhu’s, darin besteht die ernste Besinnung des Bhikkhu.
„Und worin besteht die Vollbewußtheit des Bhikkhu? Er handelt mit bewußtem Denken, wenn er wohin geht oder wenn er zurückkehrt, wenn er geradeaus blickt oder umherblickt, wenn er Arme oder Füße beugt oder sie ausstreckt, wenn er sein Hüftenkleid, sein Obergewand und sein Almosengefäß trägt, wenn er ißt, trinkt, kaut oder kostet, seine Notdurft in der einen oder der anderen Form verrichtet, geht, steht, sitzt, schläft oder wacht, spricht oder schweigt. Bhikkhu’s, darin besteht die Vollbewußtheit des Bhikkhu.
„Ernst besonnen und vollbewußt soll der Bhikkhu seine Tage verbringen, das ist die Vorschrift, die ich euch gebe.“
Die Hetäre Ambapālī hörte erzählen, der Erhabene sei nach Vesālī gekommen und halte sich in ihrem Mangowalde auf. Da ließ sie eine Anzahl Prunkwagen anspannen, bestieg einen davon und verließ, von den übrigen begleitet, Vesālī in der Richtung auf ihren Lustpark. Soweit der Weg fahrbar war, fuhr sie, dann stieg sie ab und nahte sich zu Fuße dem Erhabenen, verneigte sich ehrerbietig und setzte sich etwas abseits nieder. Als sie Platz genommen hatte, belehrte, ermahnte, erhob und erfreute sie der Erhabene mit einer Predigt.
Darauf richtete Ambapālī an den Erhabenen die Bitte: „Wolle doch der Erhabene samt seiner Bhikkhu-Schar mir für morgen zum Mahle zusagen.“ Durch Schweigen gab der Erhabene seine Zustimmung zu erkennen. Da stand die Hetäre Ambapālī von ihrem Sitze auf, verneigte sich ehrfurchtsvoll vor dem Erhabenen, ging, ihm ihre rechte Seite zukehrend, um ihn herum und entfernte sich.
Nun hörten auch die Licchavi von Vesālī erzählen, der Erhabene sei nach Vesālī gekommen und halte sich im Walde der Ambapālī auf. Da ließen sie eine Anzahl Prunkwagen anspannen, bestiegen jeder einen und verließen von den übrigen begleitet Vesālī. Einige von ihnen waren dunkel, dunkel von Aussehen, Kleidung und Schmuck, einige gelb, gelblich von Aussehen, und angetan mit gelber Kleidung und gelbem Schmuck, einige rot, rötlich von Aussehen und angetan mit roter Kleidung und rotem Schmuck, einige weiß, hell von Aussehen und angetan mit weißer Kleidung und hellem Schmuck.
Da fuhr die Hetäre Ambapālī (in fröhlichem Übermut) gegen die Wagen der Licchavi-Jünglinge, Achse gegen Achse, Rad gegen Rad, Joch gegen Joch. Daraufhin fragten die Licchavi die Ambapālī: „He, Ambapālī, warum fährst du gegen die Wagen unserer jungen Männer, Achse gegen Achse, Rad gegen Rad, Joch gegen Joch?“ „Meine Herren, es ist wahrhaftig wahr, der Erhabene mit seiner Bhikkhu-Schar hat eine Einladung von mir für morgen zum Mahle“. „Ach, Ambapālī, tritt uns doch deine Gäste ab, wir geben dir Hunderttausend dafür.“ „Meine Herren, gäbt ihr mir auch ganz Vesālī samt dem zugehörigen Lande, ich würde euch so vornehme Gäste doch nicht abtreten“. Da knipsten die Licchavi mit den Fingern (und riefen): „Die kleine Ambā hat uns wahrhaftig den Rang abgelaufen, wahrlich, sie hat uns zu Narren gemacht.“ Dann fuhren sie weiter zu Ambapālī’s Walde.
Der Erhabene sah sie kommen, als sie noch weit entfernt waren, und sprach zu seinen Bhikkhu’s: „Bhikkhu’s, wer von euch noch keine Tāvatiṃsa-Götter gesehen hat, der sehe sich diese Licchavi an, seht sie euch recht genau an und stellt euch vor: ‚so sehen die Tāvatiṃsa’s aus‘!“
Die Licchavi fuhren mit ihren Wagen so weit, als der Weg fahrbar war, dann stiegen sie ab und gingen zu Fuß bis zum Erhabenen, verneigten sich ehrfurchtsvoll und ließen sich etwas abseits von ihm nieder. Als sie Platz genommen hatten, belehrte, ermahnte, erhob und erfreute sie der Erhabene mit einer Predigt.
Darauf richteten die Licchavi an den Erhabenen die Bitte: „Herr, wolle doch der Erhabene mit seiner Bhikkhu-Schar uns für morgen zum Mahle zusagen.“ „Ach, Licchavi, ich habe für morgen schon die Einladung der Hetäre Ambapālī angenommen.“ Da knipsten die Licchavi mit den Fingern und riefen: „Die kleine Ambā hat uns wirklich den Rang abgelaufen, sie hat uns wahrhaftig zu Narren gemacht“. Da sprachen sie dem Erhabenen für seine Predigt ihren Dank und ihre Freude aus, erhoben sich von ihren Sitzen, verneigten sich ehrfurchtsvoll vor dem Erhabenen, gingen, ihm ihre rechte Seite zukehrend, um ihn herum und entfernten sich.
Die Hetäre Ambapālī aber ließ, als die Nacht vorüber war, in ihrem Parke erlesene feste und flüssige Speisen zurecht machen und dem Erhabenen dann melden, daß es Essenszeit sei, mit den Worten: „Herr, es ist Zeit, das Mahl ist fertig“. Da nahm der Erhabene, der sich am Morgen angekleidet hatte, Almosen-Schale und Obergewand und machte sich mit seinen Bhikkhu’s auf den Weg nach der Wohnung der Hetäre Ambapālī. Dort angekommen, setzte er sich auf den Sitz, der für ihn hergerichtet war. Und die Hetäre Ambapālī tat Buddha und den Bhikkhu’s eigenhändig von der erlesenen festen und flüssigen Speise auf und regte zum Essen an, bis sie satt waren.
Als der Erhabene gegessen und Almosen-Schale und Hände gereinigt hatte, nahm die Hetäre Ambapālī einen niedrigen Sitz, setzte sich etwas abseits vom Erhabenen nieder und sprach zu ihm: „Herr, ich schenke diesen Park dem Buddha und seinen Bhikkhu’s“. Der Erhabene nahm den Park als Geschenk an. Dann belehrte, ermahnte, erhob und erfreute er die Hetäre Ambapālī mit einer Predigt, und danach erhob er sich vom Sitze und ging von dannen.
Auch während seines Aufenthaltes dort im Ambapālī-Walde von Vesālī predigte der Erhabene den Bhikkhu’s eingehend über das Thema: „Darin besteht die sittliche Zucht, darin die Konzentration, darin die Weisheit . . .
Als dann der Erhabene, solange es ihm gefiel, im Ambapālī- Walde geweilt hatte, sprach er zum ehrwürdigen Ānanda: „Komm, Ānanda, wir wollen uns zum Dorfe Beluva begeben!“ „Ja, Herr“, erwiderte zustimmend der ehrwürdige Ānanda dem Erhabenen. Da wanderte der Erhabene mit einer großen Bhikkhu-Schar zum Dorfe Beluva und blieb daselbst.
Dort richtete er diese Worte an die Bhikkhu’s: „Wohlan, Bhikkhu’s, haltet Regenzeit irgendwo in der Umgegend von Vesālī, wo ihr gerade Freunde, Bekannte und euch Ergebene wohnen habt; ich meinerseits will hier im Dorfe Beluva Regenzeit halten“. Sie antworteten: „Ja, Herr“ und hielten ihre Regenzeit in der Umgegend von Vesālī, wo sie gerade Freunde, Bekannte und ihnen zugetane Leute wohnen hatten; der Erhabene aber hielt seine Regenzeit dort im Dorfe Beluva.
Während der Regenzeit befiel den Erhabenen eine ernste Krankheit, er hatte heftige Schmerzen zu erdulden, als solle es zu Ende gehen. Der Erhabene aber ertrug sie mit besonnenem und klarem Geiste, ohne seine Stimmung beeinflussen zu lassen.
Da stieg der Gedanke in ihm auf: „Es wäre doch nicht richtig von mir, ohne Abschiedswort an die, die mir gedient haben, und ohne die Bhikkhu’s noch einmal gesehen zu haben, von hinnen zu gehen. Ich will diese Krankheit mit Energie bezwingen und in dem, was man ‚Leben‘ nennt, noch eine Weile verharren.“ Und er tat es. Da legte sich die Krankheit des Erhabenen.
Und der Erhabene stand vom Kranken(-Lager) auf, und nicht lange danach verließ er das Haus und setzte sich in dessen Schatten auf einen für ihn bereiteten Sitz. Da kam der ehrwürdige Ānanda herzu, verneigte sich ehrfurchtsvoll vor dem Erhabenen, nahm etwas abseits von ihm Platz und sprach zu ihm: „Herr, welch ein Glück, daß es dem Erhabenen wieder besser geht, welch ein Glück, daß es mit dem Erhabenen erträglich steht! Ich fühlte mich schwach wie ein zartes Pflänzchen (?), um mich her drehte sich alles, ich war wie vor den Kopf geschlagen wegen der Krankheit des Erhabenen. Aber ich hatte wenigstens den einen tröstlichen Gedanken: ‚Der Erhabene wird nicht von hinnen gehen, ehe er betreffs der Bhikkhu-Gemeinde eine Bestimmung getroffen hat‘.“
„Ānanda, was erwartet denn die Bhikkhu-Gemeinde noch von mir? Ich habe die Lehre verkündet, ohne ein Drinnen und Draußen zu unterscheiden, der Tathāgata geizt nicht, wo es sich um die Lehre handelt, wie sonst wohl die Lehrer zu tun pflegen. Wer den Hintergedanken hat: Ich will es sein, der die Bhikkhu-Gemeinde leitet‘, oder: ‚Die Bhikkhu-Gemeinde soll auf mich angewiesen bleiben‘, der hat vielleicht irgend welche Bestimmungen betreffs der Bhikkhu-Schar zu treffen. Der Tathāgata aber kennt diesen Hintergedanken nicht. Ānanda, warum soll also der Tathāgata betreffs der Bhikkhu-Gemeinde noch Bestimmungen treffen? Ich bin jetzt gebrechlich, alt, betagt, am Ende meines Lebensweges, ein Greis, achtzig ist die Zahl meiner Jahre. Wie ein altersschwacher Karren nur noch mit Hilfe von Stricken usw. (?) zusammenhält, so wird auch der ‚Körper‘ des Tathāgata gewissermaßen mit Stricken(?) (künstlich) zusammen gehalten. Wenn der Tathāgata, indem er alle Wahrnehmungsbilder ignoriert und den einzelnen Gefühlen ein Ende macht, der durch Wahrnehmungsbilder nicht mehr gestörten Geistes-Konzentration sich dauernd hingibt, dann wird des Tathāgata körperliches Teil ihm leicht.
„So sucht denn, Ānanda, hienieden Leuchte und Zuflucht in euch selbst, nirgends sonst, und sucht in der Lehre der Wahrheit Leuchte und Zuflucht, nirgends sonst! Und wie verfährt der Bhikkhu, wenn er Leuchte und Zuflucht in sich selbst und in der Lehre der Wahrheit suchen will und nirgends sonst? So, daß er, soweit der Körper in Betracht kommt, dem Wesen des Körpers nachsinnt, ernst strebend, wachen und besonnenen Geistes, und das Begehren nach der Welt und die (daraus erwachsende) Kümmernis abtut; soweit die Gefühle in Betracht kommen . . ., soweit der Geist in Betracht kommt . . ., soweit die Erfahrungen des inneren Sinnes in Betracht kommen, dem Wesen dieser Erfahrungen nachsinnt, ernst strebend, wachen und besonnenen Geistes, und das Begehren nach der Welt und die (daraus erwachsende) Kümmernis abtut. So verfährt ein solcher Bhikkhu. Und welche Bhikkhu’s immer, sei es jetzt, sei es, wenn ich nicht mehr bin, Leuchte und Zuflucht in sich selbst und in der Lehre der Wahrheit suchen und nirgends sonst, solche eifrig strebende Bhikkhu’s werden die höchsten heißen.“
Ende des zweiten Abschnittes.
Kapitel 3.
Dann ging der Erhabene, nachdem er sich in der Frühe angezogen hatte, mit Almosenschale und Obergewand um Almosenspeise nach Vesālī.
Als er seinen Bettelgang durch Vesālī gemacht hatte und nach dem Mahle vom Almosengange wieder zurückgekehrt war, sprach er zum ehrwürdigen Ānanda: „Ānanda, nimm die Sitz-(Matte), ich will zum Cāpāla-Cetiya gehen, um den Tag dort zuzubringen“. „Ja, Herr“, antwortete willfährig der ehrwürdige Ānanda dem Erhabenen, nahm die Sitzmatte und ging den ganzen Weg hinter dem Erhabenen her.
Der Erhabene gelangte zum Cāpāla-Cetiya und ließ sich auf dem hingebreiteten Sitze nieder. Auch der ehrwürdige Ānanda nahm etwas abseits vom Erhabenen Platz, nachdem er sich ehrerbietig vor ihm verneigt hatte. Als er so saß, sprach der Erhabene zu ihm: „Das sind liebliche Stätten, Ānanda, dieses Vesālī, das Udena-, Gotamaka-, Sattambaka-, Bahuputta-, Sārandada- und das Cāpāla-Cetiya.
„Ānanda, jeder, der die vier Grundlagen übernatürlicher Kräfte gelegt und verstärkt, ihren Gebrauch sich geläufig gemacht und den Zwecken angepaßt hat, auf ihnen fußt, sie befestigt hat und gut anwendet, könnte, wenn er wollte, eine Weltperiode oder den noch übrigen Rest einer solchen am Leben bleiben. Der Tathāgata nun hat, Ānanda, die vier Grundlagen übernatürlicher Kräfte gelegt . . . Er könnte also, wenn er wollte, eine Weltperiode lang oder den noch übrigen Rest einer solchen am Leben bleiben“.
Obwohl der Erhabene ihm einen so handgreiflichen Wink gab und es ihm so deutlich sagte, war Ānanda trotzdem nicht imstande, die Absicht zu erkennen, und unterließ es, den Erhabenen zu bitten: „Herr, möge der Erhabene, der Pfadvollender, doch eine Weltperiode lang verziehen zum Segen und zum Wohle für viele, der Welt zu Liebe, zum Heil und Segen und Wohle für Götter und Menschen!“, weil Māra sein Herz beherrschte.
Zum zweiten Male sprach der Erhabene . . . Und zum dritten Male sprach der Erhabene zum ehrwürdigen Ānanda: „Das sind liebliche Stätten, Ānanda, dieses Vesālī . . .
Da sprach der Erhabene zum ehrwürdigen Ānanda: „Gehe nun, Ānanda, und tue, was dir an der Zeit scheint.“ „Ja, Herr“, erwiderte gehorsam Ānanda dem Erhabenen, stand vom Sitze auf, verneigte sich ehrfurchtsvoll vor dem Erhabenen, ging, ihm die rechte Seite zuwendend, um ihn herum und setzte sich dann nicht weit von ihm unter einem Baume nieder.
Als der ehrwürdige Ānanda noch nicht lange fort war, nahte Māra der Böse sich dem Erhabenen, blieb etwas abseits stehen und sprach zum Erhabenen: „Herr, möge der Erhabene, der Pfadvollender, doch jetzt von hinnen scheiden! Es wird Zeit für den Erhabenen abzuscheiden. Hat ja doch der Erhabene zu mir das Wort gesprochen: ‚Ich werde nicht von hinnen scheiden, du Böser, solange meine Bhikkhu’s noch nicht kluge, wohlgeschulte, ihrer Sache sichere, gut unterrichtete Jünger sind, die die Lehre kennen und befolgen, den rechten Pfad in Übereinstimmung mit der Lehre wandeln, die, was sie gelehrt bekommen haben, so wie sie selbst es gelernt haben, mitteilen, lehren, verkünden, aufstellen, darlegen, auseinandersetzen und klarmachen werden und die, indem sie Widerspruch, der sich erhebt, mit der Macht der Wahrheit erfolgreich zum Schweigen bringen, die einwandfreie Lehre verkünden werden.‘
„Jetzt, Herr, hat nun der Erhabene Bhikkhu’s, die kluge . . . Jünger sind, die . . . Möge also, Herr, der Erhabene, der Pfadvollender, nunmehr von hinnen scheiden, es wird Zeit für den Erhabenen abzuscheiden.
„Der Erhabene, Herr, hat ferner das Wort gesprochen: ‚Ich werde nicht von hinnen scheiden, du Böser, solange meine Bhikkhuni’s noch nicht kluge, wohlgeschulte . . . Jüngerinnen . . . sind . . ., solange meine Laienfreunde noch nicht kluge . . .
„Der Erhabene, Herr, hat femer das Wort gesprochen: ‚Ich werde nicht von hinnen scheiden, du Böser, solange meine Laienfreundinnen noch nicht kluge . . .‘
„Möge also, Herr, der Erhabene, der Pfadvollender, nunmehr von hinnen scheiden, es wird Zeit für den Erhabenen abzuscheiden.
„Der Erhabene, Herr, hat ferner das Wort gesprochen: ‚Ich werde nicht von hinnen scheiden, du Böser, solange diese von mir (begründete) heilige Lebensführung noch nicht gedeihen, sich entfalten, ausbreiten, volkstümlich und allgemein sein und, soweit Götter und Menschen wohnen, volles Verständnis finden wird‘. Jetzt, Herr, ist das erreicht, daß die vom Erhabenen begründete heilige Lebensführung gedeiht . . . Möge also, Herr, der Erhabene, der Pfadvollender, nunmehr von hinnen scheiden, es wird Zeit für den Erhabenen abzuscheiden“.
Darauf antwortete der Erhabene Māra dem Bösen: „Gib dich zufrieden, du Böser, nicht fern mehr ist das Hinscheiden des Tathāgata, in drei Monaten wird der Tathāgata abscheiden“.
So tat also der Erhabene beim Cāpāla-Cetiya mit Bedacht und klarem Geiste auf das, was man „Leben“ nennt, Verzicht, und als das geschah, trat ein großes, furchtbares und schaudererregendes Erdbeben ein, und vom Himmel krachte der Donner. Und in dem Augenblick, als der Erhabene dessen inne wurde, tat er den feierlichen Ausspruch:
„Das ‚Dasein‘, wie man’s nennt, hat abgetan der Weise
Und neues Werden, ob es hoch ob niedrig heiße;
In sich gesammelt, voll von innrer Seligkeit,
Zerbricht die äußre Form er wie ein Panzerkleid“.
Da dachte der ehrwürdige Ānanda: „Seltsam und wunderbar! Das war ja ein starkes, ein sehr starkes, furchtbares und schaudererregendes Erdbeben! Und dazu krachte der Donner vom Himmel! Was mag wohl Grund und Ursache für das Eintreten dieses großen Erdbebens sein?“
Und der ehrwürdige Ānanda ging hin zum Erhabenen, verneigte sich ehrfurchtsvoll, nahm etwas abseits von ihm Platz und sprach zu ihm: „Seltsam und wunderbar, Herr! Das war ein starkes, ein sehr starkes, furchtbares und schaudererregendes Erdbeben, und dazu krachte der Donner vom Himmel! Herr, was mag Grund und Ursache für das Eintreten dieses großen Erdbebens sein?“
„Ānanda, folgende acht Gründe und Ursachen gibt es für das Eintreten eines großen Erdbebens. Welche acht? Ānanda, diese große Erde ruht auf dem Wasser, das Wasser ruht auf der Luft, die Luft ruht im Raume. Es geschieht nun zuweilen, daß starke Stürme wehen, daß diese das Wasser in Bewegung setzen, und daß das bewegte Wasser die Erde zum Schwanken bringt. Das ist der erste Grund, die erste Ursache für das Eintreten eines großen Erdbebens.
„Wenn ferner ein Samaṇa oder Brahmane, der mit übernatürlichen Fähigkeiten ausgerüstet ist und mit seinem bloßen Denken über alles Gewalt hat, oder ein Gott mit seinen wunderbaren Fähigkeiten und großen Kräften die Idee von der Kleinheit der Erde und der Unendlichkeit des Wassers in sich erzeugt, dann bringt er diese Erde ins Wanken, erschüttert sie, läßt sie erzittern und erbeben. Das ist der zweite Grund, die zweite Ursache für das Eintreten eines großen Erdbebens.
„Wenn ferner ein Bodhisatta aus dem Kreise der Tusita-Götter abscheidend mit Bedacht und klarer Überlegung in einen (neuen) Mutterleib eingeht, dann wankt, zittert und bebt diese Erde. Das ist der dritte Grund, die dritte Ursache für das Eintreten eines großen Erdbebens.
„Wenn ferner ein Bodhisatta mit Bedacht und klarer Überlegung den Mutterleib verläßt, dann wankt, zittert und bebt diese Erde. Das ist der vierte Grund, die vierte Ursache . . .
„Wenn ferner ein Tathāgata zur höchsten vollkommenen Erkenntnis durchdringt, dann wankt, zittert und bebt diese Erde. Das ist der fünfte Grund . . .
„Wenn ferner ein Tathāgata das unvergleichliche Rad der Wahrheitslehre rollen läßt, dann . . . Das ist der sechste Grund . . .
„Wenn ferner ein Tathāgata mit Bedacht und klarer Überlegung auf das ‚Leben‘, wie man’s nennt, verzichtet, dann . . . Das ist der siebente Grund . . .
„Wenn ferner ein Tathāgata im Nibbāna restloser Erlösung abscheidet, dann wankt, zittert und bebt diese Erde. Das ist der achte Grund, die achte Ursache für das Eintreten eines großen Erdbebens.
„Ānanda, das sind die acht Gründe und Ursachen für das Eintreten eines großen Erdbebens.
„Folgendes, Ānanda, sind die achterlei Versammlungen. Welche? Versammlungen von Adligen, Brahmanen, Bürgern, Samaṇa’s, von Göttern des Reiches der vier Götterkönige, von Tāvatiṃsa- Göttern, von Māra’s, von Brahmā’s.
„Ich erinnere mich aber, Ānanda, ehemals eine Versammlung von vielen Hundert Adligen besucht, mit darin gesessen, geredet und mich unterhalten zu haben. Und ich sah so aus und sprach so, wie alle aussahen und sprachen, die dort saßen, nur daß ich sie dann auch mit Stoffen meiner Lehre belehrte, ermahnte, erhob und erfreute. Als ich aber so zu ihnen sprach, da wußten sie nicht, ob es ein Gott oder ein Mensch sei, der zu ihnen redete. Und nachdem ich sie mit meiner Predigt belehrt, ermahnt, erhoben und erfreut hatte, verschwand ich. Da wußten sie nicht, ob ein Gott oder ein Mensch vor ihnen verschwunden sei.
„Ānanda, ich erinnere mich aber auch, eine Versammlung von vielen Hundert Brahmanen . . ., . . . Bürgern . . ., . . . Samaṇa’s . . ., . . . Göttern des Reiches der vier Götterkönige . . ., . . . Tāvatiṃsa-Göttern . . ., . . . Māra’s . . ., Brahmā’s ehemals besucht, mit darin gesessen, geredet und mich unterhalten zu haben. Und ich sah so aus und sprach so, wie alle aussahen und sprachen, die dort saßen, nur daß ich sie dann auch mit Stoffen aus meiner Lehre belehrte, ermahnte, erhob und erfreute. Als ich aber so zu ihnen sprach, da wußten sie nicht, ob es ein Gott oder Mensch sei, der zu ihnen redete. Und nachdem ich sie mit meiner Predigt belehrt, ermahnt, erhoben und erfreut hatte, verschwand ich. Da wußten sie nicht, ob ein Gott oder Mensch vor ihnen verschwunden sei. Ānanda, das sind die achterlei Versammlungen.
„Folgende acht Fälle des Überwindens gibt es, Ānanda:
„Da sieht einer, der sein Bewußtsein auf die (Teile) seiner eigenen Gestalt konzentriert, (dann) auch außerhalb derselben solche Formen, und zwar von begrenztem Umfange, schöne oder häßliche, und indem er diese überwindet, gelangt er zu dem Bewußtsein des Erkannthabens und Durchschauens. Das ist der erste Fall des Überwindens.
„Dann wieder sieht einer, der sein Bewußtsein auf die (Teile) seiner eigenen Gestalt konzentriert, auch außerhalb derselben solche Bilder, die unbegrenzt groß sind, schöne oder häßliche, und indem er sie überwindet, gelangt er zu dem Bewußtsein des Erkannthabens und Durchschauens. Das ist der zweite Fall des Überwindens.
„Dann wieder sieht einer, ohne auf die (Teile) seiner eigenen Gestalt sein Bewußtsein zu konzentrieren, außerhalb derselben solche Bilder, von begrenztem Umfange, schöne oder häßliche, und indem er sie überwindet, gelangt er zu dem Bewußtsein des Erkannthabens und Durchschauens. Das ist der dritte Fall des Überwindens.
„Dann wieder sieht einer, ohne auf die (Teile) seiner eigenen Gestalt sein Bewußtsein zu konzentrieren, außerhalb derselben solche Bilder, die unbegrenzt groß sind, schöne oder häßliche . . . Das ist der vierte Fall.
„Dann wieder sieht einer, ohne auf die (Teile) seiner eigenen Gestalt sein Bewußtsein zu konzentrieren, außerhalb derselben dunkelblaue, dunkelblaufarbige, den Gesamteindruck dunkelblau hervorbringende, dunkelblauleuchtende Bilder, wie z.B. eine dunkelblaue . . . Flachsblüte oder dunkelblaues . . . Benares-Gewebe, das auf beiden Seiten eine glatte Oberfläche hat, und indem er sie überwindet, gelangt er zu dem Bewußtsein des Erkannthabens und Durchschauens. Das ist der fünfte Fall des Überwindens.
„Dann wieder sieht einer, ohne auf die (Teile) seiner eigenen Gestalt sein Bewußtsein zu konzentrieren, außerhalb derselben gelbe . . . Bilder, wie z.B. eine gelbe . . . Kaṇikāra-Blüte oder gelbes . . . , auf beiden Seiten glattes Benares-Gewebe . . . Das ist der sechste Fall.
„Dann wieder sieht einer, ohne auf die (Teile) seiner eigenen Gestalt sein Bewußtsein zu konzentrieren, außerhalb derselben rote . . . Bilder, wie z.B. eine rote . . . Bandhujīvaka-Blüte oder rotes . . ., auf beiden Seiten, glattes Benares-Gewebe. Das ist der siebente Fall.
„Dann wieder sieht einer . . . weiße . . . Bilder, wie z.B. den weißen . . Morgenstern oder weißes . . . Benares-Gewebe . . . Das ist der achte Fall des Überwindens.
„Ānanda, das sind die acht Fälle des Überwindens.
„Folgende acht (Stufen der) Loslösung gibt es, Ānanda: „Da sieht einer, der (sein meditatives Denken auf die Teile) (seiner eigenen) Gestalt konzentriert, (auch außerhalb derselben solche) Formen. Das ist die erste Stufe der Loslösung.
„Ohne auf die (Teile) seiner eigenen Gestalt sein Bewußtsein zu konzentrieren, sieht er auch außerhalb derselben solche Formen. Das ist die zweite Stufe der Loslösung.
„Er wendet sein Interesse der Schönheit (des betrachteten Meditations-Objektes) zu. Das ist die dritte Stufe der Loslösung.
„Er erreicht, indem er die Form-Vorstellungen vollständig überwindet, allen Vorstellungen von materiellen Dingen ein Ende macht und denen von einer Mannigfaltigkeit von Objekten in seinem Geiste keine Stätte mehr gewährt und nur noch den unendlichen Raum anerkennt, den in der (Idee von der) Raumunendlichkeit bestehenden Zustand und hält ihn fest. Das ist die vierte Stufe der Loslösung.
„Er erreicht, indem er den in der (Idee der) Raumunendlichkeit bestehenden Zustand gänzlich überwindet und so auf den Gedanken kommt, daß nur die Wahrnehmung als unendlich existiere, den in der (Idee der) Wahrnehmungsunendlichkeit bestehenden Zustand und hält ihn fest. Das ist die fünfte Stufe der Loslösung.
„Er erreicht, indem er den in (der Idee) der Wahrnehmungsunendlichkeit bestehenden Zustand gänzlich überwindet und so zu dem Schlusse kommt, daß überhaupt nichts existiere, den in (der Idee) des Nichtvorhandenseins von irgend etwas bestehenden Zustand und hält ihn fest. Das ist die sechste Stufe der Loslösung.
„Er erreicht, indem er den in (der Idee) des Nichtvorhandenseins von irgend etwas bestehenden Zustand gänzlich überwindet, den Zustand von Weder-Bewußtheit-noch-Nichtbewußtheit und hält ihn fest. Das ist die siebente Stufe der Loslösung.
„Er erreicht, indem er den Zustand von Weder-Bewußtheit-noch-Nichtbewußtheit gänzlich überwindet, dauernd das Ende von Bewußtseinserscheinungen und Gefühlen. Das ist die achte Stufe der Loslösung.
„Das, Ānanda, sind die acht Stufen der Loslösung.
„Ānanda, einst hielt ich mich bei Uruvelā am Ufer des Flusses Nerañjarā unter dem Feigenbaume des Ziegenhirten auf, bald nachdem ich zum Buddha geworden war. Da nahte mir Māra der Böse, stellte sich etwas abseits hin und sprach zu mir: ‚Möge, Herr, der Erhabene, der Pfadvollender, jetzt abscheiden, es wird Zeit für den Erhabenen abzuscheiden‘.
„Auf diese Worte erwiderte ich, Ānanda, Māra dem Bösen: ‚Ich werde nicht von hinnen scheiden, du Böser, solange meine Bhikkhu’s und Bhikkhuni’s, meine Laienfreunde und Laienfreundinnen noch nicht kluge, innerlich wohlgeschulte, ihrer Sache sichere, gut unterrichtete Jünger sind, die die Lehre kennen und befolgen, den rechten Pfad in Übereinstimmung mit der Lehre wandeln, die, was sie gelehrt bekommen haben, so, wie sie selbst es gelernt haben, mitteilen, lehren, verkünden, aufstellen, darlegen, auseinandersetzen und klarmachen werden und die, indem sie Widerspruch, der sich erhebt, mit der Macht der Wahrheit erfolgreich zum Schweigen bringen, die einwandfreie Lehre verkünden werden. Ich werde nicht von hinnen scheiden, du Böser, solange diese von mir (begründete) heilige Lebensführung noch nicht gedeihen, sich entfalten, ausbreiten, volkstümlich und allgemein sein und, soweit Götter und Menschen wohnen, volles Verständnis finden wird.‘
„Ānanda, nun trat jetzt eben Māra der Böse beim Cāpāla-Cetiya wiederum zu mir, stellte sich etwas abseits hin und sprach zu mir: ‚Möge, Herr, der Erhabene jetzt von hinnen scheiden . . .
„Auf diese Worte erwiderte ich, Ānanda, Māra dem Bösen: ‚Gib dich zufrieden, du Böser, nicht fern mehr ist das Hinscheiden des Tathāgata, in drei Monaten wird der Tathāgata abscheiden‘.
„So hat also, Ānanda, eben jetzt beim Cāpāla-Cetiya der Tathāgata mit Bedacht und klarem Geiste auf das, was man ‚Leben‘ nennt, Verzicht geleistet.“
Als der Erhabene geendet hatte, sprach Ānanda zu ihm: „Herr, wolle der Erhabene, der Pfadvollender, doch eine Weltperiode lang verziehen zum Segen und Wohle für viele, der Welt zu Liebe, zum Heil und Segen und Wohle für Götter und Menschen!“
„Laß das jetzt, Ānanda, höre auf, den Tathāgata zu bitten, die Zeit dafür ist vorüber!“
Aber der ehrwürdige Ānanda richtete seine Bitte zum zweiten und dritten Male an den Erhabenen.
„Ānanda, glaubst du denn an das erleuchtete Wissen des Tathāgata?“ „Ja, Herr“. „Wie kannst du dann aber dem Tathāgata dreimal so zusetzen, Ānanda?“
„Herr, von Seiten des Erhabenen selbst habe ich ja doch den Ausspruch gehört und vernommen: ‚Ānanda, jeder, der die vier Grundlagen übernatürlicher Kräfte gelegt hat und verstärkt, als Beförderungsmittel und Fundament benutzt, auf ihnen fußt, sie festigt und guten Gebrauch von ihnen macht, kann, wenn er es will, eine Weltperiode lang oder den noch übrigen Rest einer solchen verziehen. Ānanda, der Tathāgata hat nun die vier Grundlagen übernatürlicher Kräfte gelegt . . . Er könnte also, wenn er wollte, eine Weltperiode lang oder den noch übrigen Rest einer solchen verziehen.‘“
„Glaubst du denn daran, Ānanda?“ „Ja, Herr“.
„Dann ist es, Ānanda, dein Versehen und deine Schuld, daß du, obwohl der Tathāgata dir einen so handgreiflichen Wink gab und es dir so deutlich sagte, trotzdem seine Absicht zu erkennen nicht vermochtest und es unterließest den Tathāgata zu bitten: ‚Möge, Herr, der Erhabene, der Pfadvollender, doch eine Weltperiode lang verziehen, zum Segen und zum Wohle für viele, der Welt zu Liebe, zum Heil und Segen und Wohle für Götter und Menschen!‘. Ānanda, hättest du (damals) den Tathāgata gebeten, so hätte er zwar zweimal deine Bitte abgeschlagen, zum dritten Male aber sie gewährt. Dein Versehen ist es also, Ānanda, und deine Schuld.
„Ānanda, einst hielt ich mich bei Rājagaha auf dem Geierberge auf.
Auch dort richtete ich an dich, Ānanda, die Worte: ‚Lieblich ist Rājagaha, lieblich der Geierberg. Ānanda, jeder der die vier Grundlagen übernatürlicher Kräfte legt . . . eine Weltperiode lang oder den noch übrigen Rest einer solchen verziehen. Aber obwohl der Tathāgata dir, Ānanda, einen so handgreiflichen Wink gab und es dir so deutlich sagte, vermochtest du doch nicht seine Absicht zu erkennen und unterließest es den Tathāgata zu bitten . . .
„Ānanda, einst hielt ich mich ebendort bei Rājagaha auf, im Feigenbaum-Haine . . ., einst ebendort in der Räuber-Schlucht . . ., einst ebendort am Abhange des Vebhāra in der Sattapaṇṇi-Höhle . . ., einst ebendort am Abhange des Isigili beim Schwarzenstein . . ., einst ebendort im Sīta-Walde in der Sappasoṇḍika-Höhle . . ., einst ebendort im Tapoda-Parke . . ., einst ebendort im Bambus-Walde im Kalandakanivāpa . . ., einst ebendort in Jīvaka’s Mango-Walde ‘ . . ., einst ebendort im Tierpark Maddakucchi . . .
„Auch dort (überall) richtete ich an dich, Ānanda, die Worte: ‚Lieblich ist Rājagaha, lieblich der Geierberg, lieblich der Gotama-Feigenbaum, lieblich die Räuberschlucht, lieblich die Sattapaṇṇi-Höhle am Abhange des Vebhāra . . .
„‚Ānanda, jeder der die vier Grundlagen übernatürlicher Kräfte legt . . .‚. . . Dein Versehen ist es also, Ānanda, und deine Schuld.
„Ānanda, einst hielt ich mich eben hier in Vesālī, beim Udena-Cetiya, auf. Auch da richtete ich an dich, Ānanda, die Worte: ‚Lieblich, Ānanda, ist Vesālī, lieblich das Udena-Cetiya. Ānanda, jeder, der die vier Grundlagen . . .‘
„Ānanda, einst hielt ich mich eben hier in Vesālī, beim Gotamaka-Cetiya, auf . . ., einst eben hier in Vesālī, beim Sieben-Mango-Cetiya . . ., einst eben hier in Vesālī beim Bahuputta-Cetiya . . ., einst eben hier in Vesālī beim Sārandada-Cetiya . . ..
„Jetzt eben aber, Ānanda, richtete ich hier beim Cāpāla-Cetiya an dich die Worte: ‚Lieblich ist Vesālī, lieblich das Udena-, das Gotamaka-, das Sieben-Mango-, das Bahuputta-, das Sārandada-, das Cāpāla-Cetiya. Ānanda, jeder, der die vier Grundlagen . . .‘
„Ānanda, habe ich nicht früher schon gesagt, daß wir von allem, was uns lieb und angenehm ist, uns einmal trennen und Abschied nehmen müssen, daß es zwischen uns und ihm nicht ewig so bleiben kann? Wie wäre es wohl möglich, daß das, was entstanden, geworden, Erscheinung und seinem Wesen nach dem Zerfall geweiht ist, nicht zerfiele? Das ist ein Unding. Ein Unding ist es auch, Ānanda, daß der Tathāgata das bestimmt ausgesprochene Wort, mit dem er es aufgab, von sich warf, sich davon loslöste, ihm entsagte und darauf verzichtete—verzichtete nämlich auf das sogenannte ,Leben‘—, das Wort: ‚Nicht mehr fern ist das Hinscheiden des Tathāgata, in drei Monaten wird der Tathāgata abscheiden‘, dem Leben zu Liebe wieder zurückschlucken sollte.
„Komm, Ānanda, wir wollen uns zum ‚Kuppelhause‘ im ‚Großen Walde‘ begeben“.
Der ehrwürdige Ānanda, damit einverstanden, sagte: „Ja, Herr“.
Da begab sich der Erhabene mit dem ehrwürdigen Ānanda zum ,Kuppelhause‘ im ‚Großen Walde‘, und dort richtete er an Ānanda diese Worte: „Geh, Ānanda, und rufe alle Bhikkhu’s, die bei Vesālī siedeln, in den Empfangssaal zusammen!“ „Wie der Herr befiehlt“, antwortete dem Erhabenen folgsam der ehrwürdige Ānanda, ließ alle Bhikkhu’s, die bei Vesālī wohnten, im Empfangssaale sich versammeln, begab sich dann zum Erhabenen, verneigte sich ehrerbietig vor ihm, stellte sich etwas abseits hin und sprach zu ihm: „Die Bhikkhu-Gemeinde ist versammelt; wolle, Herr, der Erhabene nun tun, was ihm angemessen scheint!“
Da ging der Erhabene zum Empfangssaale, ließ sich dort auf dem für ihn zurechtgemachten Sitze nieder und sprach zu den Bhikkhu’s:
„Bhikkhu’s, prägt euch also, was ich erkannt und euch gelehrt habe, gut ein, beschäftigt euch damit, pflegt es und bürgert es ein, damit diese heilige Lebensführung weitergehe und langen Bestand habe, vielen zum Segen und Wohle, der Welt zu Liebe, zum Heil und Segen und Wohle für Götter und Menschen! Und was ist das? Es sind: die vierfache Geistessammlung, das viererlei rechte Ringen, die vier Grundlagen übernatürlicher Kräfte, die fünf Vermögen, die fünf Kräfte, die sieben Faktoren der (erlösenden) Erkenntnis, der hehre achtfache Weg. Das ist das, was ich erkannt und euch gelehrt habe . . .“
Dann sprach der Erhabene zu den Bhikkhu’s:
„Wohlan (höret) jetzt, (was) ich euch zu sagen habe: Die Seinserscheinungen sind ihrem Wesen nach unstet. Rüstet euch aus mit Wachsamkeit! Nicht fern ist das Hinscheiden des Tathāgata, in drei Monaten wird der Tathāgata abscheiden.“ So sprach der Erhabene. Und nachdem der Pfadvollender dieses gesprochen, fuhr er, der Lehrer, fort:
„Der Reife schon mein Alter naht,
Nur kurz ist noch mein Lebenspfad,
Ich lasse euch und ziehe fort
Zum selbstgefundnen Zufluchtsort.Lebt, Bhikkhu’s, stets in Ernst und Zucht,
Des rechten Wandels Wege sucht!
Mit straffem Zügel wachsam lenkt
Das, was ihr wollt und was ihr denkt!Wer, wie’s die Lehre fordert, lebt
Und Sinnenwacht zu halten strebt,
Dem hört des ewgen Werdens Lauf
Und alles Daseins-Leiden auf.“
Ende des dritten Abschnittes.
Kapitel 4.
Dann ging der Erhabene, nachdem er in der Frühe sich angekleidet hatte, mit Almosengefäß und Obergewand nach Vesālī auf den Almosengang; als er nach dem Mahle vom Almosengange zurückkehrte, blickte er nach Elefantenart auf Vesālī zurück und sprach zum ehrwürdigen Ānanda: „Ānanda, dies wird des Tathāgata letzter Blick auf Vesālī gewesen sein,—komm, Ānanda, wir wollen nach Bhaṇḍagāma gehen!“
Der ehrwürdige Ānanda, damit einverstanden, erwiderte dem Erhabenen: „Ja, Herr“. Da begab sich der Erhabene mit einer großen Bhikkhu-Schar nach Bhaṇḍagāma. Und dort nahm der Erhabene Aufenthalt.
Dort sprach er zu den Bhikkhu’s: „Bhikkhu’s, weil wir zur Erkenntnis von vier Dingen noch nicht durchgedrungen waren, darum haben wir, ich und ihr, diesen langen Weg des Saṃsāra ohne Ruh und Rast durchwandern müssen. Welche vier Dinge sind das? Die hehre sittliche Zucht, die hehre Konzentration, die hehre Weisheit und die hehre Loslösung. Nun aber ist diese hehre sittliche Zucht, Konzentration, Weisheit und Loslösung gefunden und erkannt, ausgerodet ist der Durst nach Sein, abgebrochen (die Brücke, die zum) Sein (führt), es gibt nun keine Wiederkehr zur Existenz.“
So sprach der Erhabene, und nachdem der Pfadvollender so gesprochen, fuhr er, der Lehrer, fort:
„Gesittung, Sammlung, Aufhellung
Des Geistes, höchste Loslösung:
Die vier kraft der Erleuchtung sah
Der ruhmgekrönte Gotama.Nachdem die Wahrheit er erschaut
Hat er den Bhikkhu’s sie vertraut.
Der Seher, der das Leid zerstört,
Nibbāna selbst hat und es lehrt.“
Auch dort in Bhaṇḍagāma predigte der Erhabene den Bhikkhu’s eingehend über das Thema: „Darin besteht die sittliche Zucht, darin die Konzentration, darin die Weisheit; mit sittlicher Zucht gepaarte Konzentration und mit Konzentration gepaarte Weisheit bringt reiche Frucht und großen Segen, ein von Weisheit durchdrungenes Herz wird vollkommen frei von den weltlichen Schwächen: dem Begehren, der Daseinslust, dem windigen Glauben (an die Realität der Wahrnehmungswelt) und dem Nichtwissen“.
Als dann der Erhabene, so lange es ihm gefiel, bei Bhaṇḍagāma geweilt hatte, sprach er zum ehrwürdigen Ānanda:,,Komm, Ānanda, wir wollen nach Hatthigāma gehen . . ., nach Ambagāma . . ., nach Jambugāma . . ., nach Bhoganagara!“
Der ehrwürdige Ānanda, damit einverstanden, sagte zum Erhabenen: „Ja, Herr“. Da wanderte der Erhabene mit einer großen Bhikkhu-Schar nach Bhoganagara.
Dort in Bhoganagara hielt sich der Erhabene beim Ānanda-Cetiya auf. Und da sprach der Erhabene zu den Bhikkhu’s: „Bhikkhu’s, ich will zu euch reden von den vier hohen Autoritäten, auf die ihr euch beruft; höret wohl auf das, was ich sagen werde, und beachtet es.“ „Ja, Herr“, antworteten zustimmend die Bhikkhu’s. Der Erhabene sprach:
„Es handelt sich da, Bhikkhu’s, einmal um den Fall, daß ein Bhikkhu erklärt: ‚Freunde, ich habe das vom Erhabenen selbst gehört und vernommen, und das ist also (richtige) Lehre, Satzung, Verkündigung des Meisters‘. Eine solche Behauptung des betreffenden Bhikkhu sollt ihr, Bhikkhu’s, (von vornherein) weder gutheißen noch zurückweisen. Vielmehr sollt ihr sie Wort für Wort und Silbe für Silbe euch wohl merken, auf das Sutta zurückzuführen und im Vinaya nachzuweisen (suchen). Wenn das nicht gelingt, so habt ihr den Schluß zu ziehen: ‚Das ist mit Sicherheit kein Ausspruch des Erhabenen, der Bhikkhu hat sich da etwas schlecht gemerkt‘, und müßt also das fragliche Stück verwerfen. Wenn es aber auf das Sutta sich zurückführen läßt oder im Vinaya vorkommt, so habt ihr den Schluß zu ziehen: ‚Das ist mit Sicherheit ein Ausspruch des Erhabenen, der Bhikkhu hat ihn sich gut gemerkt‘. Das betrachtet als das (richtige Sichzunutzemachen der) ersten Haupt-Autorität!
„In einem anderen Falle erklärt vielleicht ein Bhikkhu: ‚In dem und dem Wohnorte hält sich eine (Bhikkhu-)Schar mit Ältesten und Führern auf. Von dieser Schar habe ich gehört und vernommen: ‚Das ist Lehre, das Satzung, das Verkündigung des Meisters“. Eine solche Behauptung des betreffenden Bhikkhu sollt ihr, Bhikkhu’s, (von vornherein) weder . . ., diese Schar hat sich da etwas schlecht gemerkt‘, und müßt also das fragliche Stück verwerfen. Wenn es aber . . ., diese Schar hat ihn sich gut gemerkt‘. Das betrachtet als das (richtige Sichzunutzemachen der) zweiten Haupt-Autorität!
„Wieder in einem anderen Falle erklärt ein Bhikkhu vielleicht: ‚In dem und dem Wohnorte hält sich eine Anzahl altehrwürdiger Bhikkhu’s auf die sehr unterrichtet sind, die Lehr-Überlieferung kennen und in der Lehre, Satzung und den Registern (dazu) bewandert sind. Von denen habe ich gehört und vernommen: ‚Das ist Lehre, das Satzung, das Verkündigung des Meisters“. Eine solche Behauptung des betreffenden Bhikkhu sollt ihr, Bhikkhu’s, (von vornherein) weder . . ., diese altehrwürdigen Bhikkhu’s haben sich da etwas schlecht gemerkt‘, und müßt also das fragliche Stück verwerfen. Wenn es aber . . ., diese altehrwürdigen Bhikkhu’s haben ihn sich gut gemerkt‘. Das betrachtet als das (richtige Sichzunutzemachen der) dritten Haupt-Autorität!
„Noch in einem anderen Falle erklärt vielleicht ein Bhikkhu: ‚In dem und dem Wohnorte hält sich ein altehrwürdiger Bhikkhu auf, der sehr unterrichtet ist, die Lehrüberlieferung kennt und in der Lehre, Satzung und den Registern (dazu) bewandert ist. Von dem habe ich gehört und vernommen: ‚Das ist Lehre, das Satzung, das Verkündigung des Meisters“. Eine solche Behauptung des betreffenden Bhikkhu sollt ihr, Bhikkhu’s, (von vornherein) weder . . ., dieser altehrwürdige Bhikkhu hat sich da etwas schlecht gemerkt‘, und müßt also das fragliche Stück verwerfen. Wenn es aber . . ., dieser altehrwürdige Bhikkhu hat ihn sich gut gemerkt‘. Das betrachtet als das (richtige Sichzunutzemachen der) vierten Haupt-Autorität!
„Alle zusammen, wisset, Bhikkhu’s, sind die vier Haupt-Autoritäten, auf die ihr euch zu berufen pflegt.
Auch während seines Aufenthaltes dort in Bhoganagara beim Ānanda-Cetiya predigte der Erhabene den Bhikkhu’s eingehend über das Thema: „Darin besteht die sittliche Zucht, darin die Konzentration, darin die Weisheit . . .“
Als dann der Erhabene, solange es ihm gefiel, bei Bhoganagara geweilt hatte, sprach er zum ehrwürdigen Ānanda: „Komm, Ānanda, wir wollen nach Pāvā gehen!“ Der ehrwürdige Ānanda, damit einverstanden, antwortete dem Erhabenen: „Ja, Herr“. Da wanderte der Erhabene mit einer großen Bhikkhu-Schar nach Pāvā. Dort nahm der Erhabene Aufenthalt im Mangowalde des Schmiedes Cunda.
Cunda der Schmied hörte, daß der Erhabene in Pāvā angekommen sei und in seinem Mangowalde wohne. Da machte er sich auf den Weg zum Erhabenen, verneigte sich, bei ihm angelangt, ehrfurchtsvoll vor ihm, nahm etwas abseits Platz, und als er saß, belehrte, ermahnte, erhob und erfreute ihn der Erhabene mit der Predigt der Lehre.
Danach richtete der Schmied Cunda an den Erhabenen die Bitte: „Wolle, Herr, der Erhabene mit seiner Bhikkhu-Schar für morgen meine Einladung zum Mahle annehmen.“ Der Erhabene gab durch Schweigen seine Zustimmung zu erkennen.
Als der Schmied Cunda der Zustimmung des Erhabenen sich versichert hatte, erhob er sich vom Sitze, verneigte sich ehrfurchtsvoll vor dem Erhabenen, ging nach rechts hin um ihn herum und entfernte sich.
Am anderen Morgen ließ er bei sich zu Hause erlesene Speisen, feste und flüssige, zubereiten, auch ein großes Stück saftiges Schweinefleisch, und dem Erhabenen zur Essenszeit melden: „Herr, es ist Essenszeit, das Mahl ist bereit“.
Da nahm der Erhabene, der sich in der Frühe angekleidet hatte, Almosengefäß und Obergewand und machte sich, begleitet von seiner Bhikkhu-Schar, auf den Weg nach dem Hause des Schmiedes Cunda. Dort angekommen ließ er sich auf dem für ihn zurechtgemachten Sitze nieder und dann sprach er zum Schmied Cunda: „Das Schweinefleisch, das du, Cunda, besorgt hast, trage mir auf, den Bhikkhu’s aber das, was du sonst an festen und flüssigen Speisen in Bereitschaft hast.“ „Ja, Herr“, erwiderte gehorsam dem Erhabenen Cunda der Schmied und tat, wie ihm geheißen war.
Dann sprach der Erhabene zum Schmiede Cunda: „Cunda, was du von dem Schweinefleische übrig behalten hast, das verscharre in ein Loch in der Erde, ich weiß kein Wesen in der ganzen Welt, die Welt der Götter, Māra’s und Brahmā’s eingerechnet, weder einen Samaṇa noch einen Brahmanen, weder einen Gott noch einen Menschen, der diese Speise ordentlich verdauen könnte, außer dem Tathāgata“. „Ja, Herr“, antwortete gehorsam Cunda der Schmied dem Erhabenen und verscharrte das, was von dem Schweinefleische übrig war, in ein Loch in der Erde, darauf kehrte er zum Erhabenen zurück, verneigte sich ehrfurchtsvoll vor ihm und ließ sich etwas abseits nieder. Als er saß, belehrte, ermahnte, erhob und erfreute ihn der Erhabene mit einer Lehrpredigt, dann erhob er sich und ging von dannen.
Nachdem der Erhabene vom Mahle des Schmiedes Cunda gegessen hatte, befiel ihn eine schwere Krankheit, die Ruhr, und er hatte starke Schmerzen, als ginge es zu Ende. Der Erhabene aber ertrug sie mit besonnenem und klarem Geiste, ohne seine Stimmung beeinflussen zu lassen. Und er sprach zum ehrwürdigen Ānanda: „Komm, Ānanda, wir wollen nach Kusinārā gehen.“ „Ja, Herr“, erwiderte, damit einverstanden, Ānanda dem Erhabenen.
Nachdem er Cunda’s Mahl verzehrt,
Des Schmieds, so habe ich gehört,
Erkrankte bald der Weise schwer,
Als ob es schon sein Ende wär.Daß er vom Schweinefleische hat genommen,
Daher des Meisters Krankheit ist gekommen,
Noch war er frei kaum von der Krankheit Wehen,
Da wollte er nach Kusinārā gehen.
(Unterwegs) ging dann der Erhabene abseits von der Straße unter einen Baum und sprach dort zum ehrwürdigen Ānanda: „Ānanda, bitte, lege mir mein Kleid vierfach zusammengefaltet hin, ich bin müde, Ānanda, und möchte etwas sitzen“. „Ja, Herr“, erwiderte gehorsam der ehrwürdige Ānanda dem Erhabenen und legte das Gewand vierfach zusammengefaltet hin.
Der Erhabene setzte sich auf den so zurechtgemachten Sitz und sprach dann zu dem ehrwürdigen Ānanda: „Ānanda, bitte, hole mir Wasser, ich habe Durst und möchte trinken.“ Der ehrwürdige Ānanda erwiderte dem Erhabenen: „Herr, eben sind fünfhundert Wagen vorbeigekommen, dieses wasserarme Flüßchen da ist von den Rädern zerfahren, aufgerührt und fließt (ganz) trübe. Aber dort, Herr, nicht weit von hier, strömt der liebliche Fluß Kakutthā, der hat klares, angenehmes, kühles und helles Wasser und ist leicht zugänglich. Dort kann der Erhabene sowohl Wasser trinken wie die Glieder kühlen.“
Zum zweiten Male sprach der Erhabene zum ehrwürdigen Ānanda: „Ānanda, bitte, hole mir Wasser, ich habe Durst und möchte trinken“. Aber wieder antwortete der ehrwürdige Ānanda dem Erhabenen: „Herr, eben sind . . .“
Und zum dritten Male sprach der Erhabene zum ehrwürdigen Ānanda: „Ānanda, bitte, hole mir Wasser, ich habe Durst und möchte trinken“. „Ja, Herr“, antwortete da folgsam der ehrwürdige Ānanda dem Erhabenen, nahm das Wassergefäß und ging zu dem kleinen Flüßchen. Da floß, als Ānanda herankam, dieses wasserarme, von den Rädern zerfahrene, aufgerührte und trübe Flüßchen klar, rein und ungetrübt dahin.
Da stieg in Ānanda der Gedanke auf: „Es ist doch etwas Seltsames und Wunderbares um des Tathāgata Wundermacht und Kraft! Dieses wasserarme, von den Rädern zerfahrene . . . Flüßchen fließt bei meinem Herankommen klar, rein und ungetrübt dahin“. Und er schöpfte Wasser in das Gefäß, ging zum Erhabenen zurück und sprach zu ihm: „Herr, etwas Seltsames und Wunderbares ist es doch um des Tathāgata . . .: Möge der Erhabene, der Pfadvollender trinken“. Da trank der Erhabene das Wasser.
In dem Augenblicke kam der Malla Pukkusa, ein Jünger des Āḷāra Kālāma, auf der Straße von Kusinārā nach Pāvā gegangen. Als er den Erhabenen unter einem Baume sitzen sah, ging er auf ihn zu, verneigte sich ehrerbietig vor ihm, ließ sich etwas abseits von ihm nieder und sprach zum Erhabenen: „Herr, es ist doch ganz eigentümlich und wunderbar, über welche Seelenruhe diese Weltentsagenden verfügen:
„Als Āḷāra Kālāma früher einmal unterwegs war, verließ er die Straße und setzte sich während (der heißen Zeit) des Tages unter einen Baum, der in der Nähe stand. Da kamen fünfhundert Wagen ganz nahe bei Āḷāra Kālāma vorbei. Hinter dieser Wagen-Karawane kam ein Mann, der ging auf Āḷāra Kālāma zu und fragte ihn: ‚Herr, hast du die fünfhundert Wagen gesehen, die hier vorbei kamen?‘ ‚Nein, lieber Freund,‘ ‚Hast du den Lärm davon gehört?‘ ‚Nein, lieber Freund.‘ ‚Dann hast du wohl geschlafen, Herr?‘ ‚Nein, lieber Freund.‘ ‚Bist du denn bei Bewußtsein gewesen, Herr?‘ ‚Ja, lieber Freund.‘ ‚Herr, so hast du also bei vollem Bewußtsein und im wachen Zustande die fünfhundert Wagen weder gesehen noch gehört, obwohl sie ganz nahe bei dir vorbeikamen?! Auf deinem Gewande liegt sogar der Staub davon!‘ ‚So ist es, lieber Freund.‘ Herr, da stieg in dem Manne der Gedanke auf: ‚Wie eigentümlich, wie wunderbar! Was haben diese Weltentsagenden doch für eine Seelenruhe, daß einer bei vollem Bewußtsein und im wachen Zustande fünfhundert Wagen, die ganz nahe bei ihm vorbeikommen, weder sieht noch hört!‘ Und nachdem er seinem großen Glauben an Āḷāra Kālāma Ausdruck gegeben hatte, ging er von dannen.“
„Was, glaubst du, Pukkusa, ist (von beiden Dingen) wohl schwerer auszuführen oder anzutreffen: Daß einer bei vollem Bewußtsein und in wachem Zustande fünfhundert Wagen, die ganz nahe bei ihm vorbeifahren, weder sieht noch hört, oder daß einer bei vollem Bewußtsein und in wachem Zustande es nicht sieht und hört, wenn es regnet und gießt, wenn es blitzt und mit Krachen einschlägt?“
„Herr, wie können da wohl fünfhundert, oder (meinetwegen) auch sechs-, sieben-, acht-, neun-, zehnhundert, oder auch hundert- oder tausendmal (so viel) Wagen in Betracht kommen? Es ist doch viel schwerer und auch viel seltener, daß jemand bei vollem Bewußtsein und in wachem Zustande es nicht sieht und hört, wenn es regnet und gießt, wenn es blitzt und krachend einschlägt.“
„Nun, Pukkusa, ich wohnte einmal in Bhusāgāra bei Ātumā. Da kam ein Regenwetter, es goß, blitzte und schlug krachend ein, und zwei Bauern von Bhusāgāra, die Brüder waren, wurden erschlagen, außerdem vier Ochsen. Und es sammelte sich eine große Masse Volk aus Ātumā an der Stelle, wo die zwei erschlagenen Bauern und die vier Ochsen lagen.
„Ich war gerade aus Bhusāgāra herausgekommen und ging vor dem Tore im Freien spazieren. Da kam einer aus diesem Volkshaufen auf mich zu, grüßte mich ehrerbietig, stellte sich etwas abseits hin, und ich fragte ihn:
„‚Lieber Freund, was hat denn dieser große Volksauflauf zu bedeuten?‘ ‚Herr, eben, als es regnete und goß, blitzte und krachend einschlug, sind zwei Bauern, die Brüder waren, und vier Ochsen erschlagen worden. Nach der Stelle, wo sie liegen, ist das Volk zusammengelaufen. Wo bist du denn aber gewesen, Herr?‘ ‚Hier war ich, lieber Freund.‘ ‚Herr, hast du denn da nicht alles selbst gesehen?‘ ‚Nein, lieber Freund.‘ ‚Oder gehört, Herr?‘ ‚Auch nicht, lieber Freund.‘ ‚Hast du denn geschlafen, Herr?‘ ‚Nein, lieber Freund.‘ ‚Bist du denn da bei vollem Bewußtsein gewesen?‘ ‚Ja, Freund.‘ ‚So hast du also, Herr, obgleich du bei vollem Bewußtsein und in wachem Zustande warst, weder gesehen noch gehört, daß es regnete, goß, blitzte und einschlug?‘ ‚So ist es, Freund.‘
„Pukkusa, da stieg in dem Manne der Gedanke auf: ‚Wie eigentümlich, wie wunderbar! Was haben die Weltentsagenden doch für eine Seelenruhe, daß einer bei vollem Bewußtsein und in wachem Zustande weder etwas davon sieht noch hört, wenn es regnet und gießt, blitzt und mit Krachen einschlägt!‘ Und er gab seinem großen Glauben an mich Ausdruck, verneigte sich ehrerbietig vor mir, ging nach rechts hin um mich herum und entfernte sich.“
Als der Erhabene geendet, sprach der Malla Pukkusa zu ihm: „Ich, den du hier vor dir siehst, Herr, blase den Glauben an Āḷāra Kālāma fort wie Spreu mit starkem Winde und spüle ihn weg wie in einem reißenden Strome. Herrlich, ganz herrlich, Herr! Wie wenn jemand etwas Umgestürztes aufrichtet, etwas Verborgenes enthüllt, einem Verirrten den Weg weist oder eine Lampe bringt, wenn es finster ist, damit die, die Augen haben, die Dinge sehen können, gerade so hat der Erhabene auf mancherlei Weise die Lehre klar gemacht. Daher nehme ich, Herr, meine Zuflucht bei dem Erhabenen, bei der Lehre und bei der Bhikkhu-Gemeinde. Als einen Laienfreund, der heute für sein ganzes Leben seine Zuflucht bei ihm genommen hat, wolle der Erhabene mich gelten lassen!“
Dann befahl der Malla Pukkusa einem Manne: „Du da, höre was ich sage, hole mir doch ein paar glänzende goldfarbige (Stoffstücke) zum Tragen.“ „Ja, Herr“ antwortete bereitwillig jener Mann dem Malla Pukkusa und holte die gewünschten (Stoffstücke). Der Malla Pukkusa überreichte sie dann dem Erhabenen mit den Worten: „Herr, wolle der Erhabene mir die Gnade erweisen, dieses Paar glänzende goldne (Stoffstücke) zum Tragen anzunehmen.“ „Pukkusa, so bekleide mit dem einen mich, mit dem anderen den Ānanda.“ „Ja, Herr“, erwiderte gehorsam der Malla Pukkusa dem Erhabenen und bekleidete mit dem einen den Erhabenen, mit dem anderen den ehrwürdigen Ānanda.
Dann belehrte, ermahnte, erhob und erfreute der Erhabene den Malla Pukkusa mit einer Lehrpredigt. Und danach erhob dieser sich von seinem Sitze, verneigte sich ehrfurchtsvoll vor dem Erhabenen, ging nach rechts hin um ihn herum und entfernte sich.
Als er eben weggegangen war, legte der ehrwürdige Ānanda das glänzende goldfarbige Paar (Stoffstücke) dem Erhabenen an, an dessen Körper aber sah es aus, als ob es seinen Glanz verloren hätte. Da sprach der ehrwürdige Ānanda zum Erhabenen: „Überraschend und wunderbar ist es, Herr, wie hell und strahlend die Hautfarbe des Tathāgata ist. Dieses Gewandpaar, das ich dem Erhabenen anlegte, ist doch goldig und glänzend, am Körper des Erhabenen aber sieht es aus, als hätte es seinen Glanz verloren.“
„So ist es, Ānanda. Bei zwei Gelegenheiten, Ānanda, wird eines Tathāgata Hautfarbe überaus rein und strahlend. Bei welchen zwei? In der Nacht, in der der Tathāgata zur höchsten vollkommenen Erkenntnis durchdringt, und in der Nacht, in der er in’s Nibbāna restloser Erlösung eingeht.
In der letzten Nachtwache der heutigen Nacht aber, Ānanda, wird in dem Erholungspark bei Kusinārā, im Sāla-Walde der Malla, zwischen zwei Zwillings-Sāla’s des Tathāgata Hinscheiden vor sich gehen. Komm, Ānanda, wir wollen zum Flusse Kakutthā gehen.“ „Ja, Herr“, antwortete folgsam der ehrwürdige Ānanda dem Erhabenen.
Es wurden von dem Stoff von Gold
Für Pukkusa zwei Stück geholt.
Der Meister ward, damit geschmückt,
Wie Gold selbst strahlend da erblickt.
Der Erhabene ging dann mit einer großen Bhikkhu-Schar zum Flusse Kakutthā. Er stieg in dessen Wasser hinab, badete sich und trank, erstieg dann das (andere) Ufer und kam zum Mangowalde. Dort sprach er zum ehrwürdigen Cundaka: „Cundaka, bitte, lege mir mein Kleid vierfach zusammengefaltet hin, ich bin müde und möchte ruhen“. „Ja, Herr“, antwortete gehorsam der ehrwürdige Cundaka dem Erhabenen und legte das Kleid vierfach zusammengefaltet hin.
Und der Erhabene streckte sich darauf aus, auf seine rechte Seite, den einen Fuß über dem anderen, und lag da wie ein Löwe. Er war gefaßt und klaren Geistes und hegte die Absicht, (nach einiger Zeit) wieder aufzustehen. Der ehrwürdige Cundaka seinerseits setzte sich ebendort, vor (das Lager des) Erhabenen.
Als Buddha zum Kakutthā-Fluß gekommen war
Und sah, daß dessen Wasser gut war, rein und klar,
Ging müd hinein der Meister, der Tathāgata,
Deß Gleichen in der Welt noch niemals jemand sah.
Erfrischt durch Bad und Trunk er dann den Fluß durchschritt
Und von ihm angeführt die ganze Mönchs-Schar mit.
Die Lehre trug er vor auf dieser ganzen Reise.
So kam zum Mangowald der hoch erhabne Weise.
Er wandt‘ an einen Mönch mit Namen Cunda sich:
„Leg vierfach doch mein Kleid als Lager hin für mich!“
Und Cunda, den da bat der seelisch Abgeklärte,
Legt‘ schnell ihm vierfach hin das Zeugstück auf die Erde.
Der Meister streckt‘ zur Ruh darauf die müden Glieder,
Und Cunda vor dem Bett ließ sich zum Sitzen nieder.
Da sprach der Erhabene zum ehrwürdigen Ānanda: „Ānanda, es könnte sein, daß irgend jemand dem Schmied Cunda das Herz schwer machte (mit solcher Rederei): ‚Cunda, es ist doch recht unangenehm für dich und muß dich ganz unglücklich machen, daß der Tathāgata das Zeitliche segnete, nachdem er seine letzte Almosenspeise bei dir gegessen hatte.‘ Ānanda, redet dann dem Schmied Cunda seine schweren Gedanken aus mit den Worten: ‚Lieber Freund, du kannst vielmehr dich darüber freuen, es ist ein Glück für dich, daß es so gekommen ist. Aus des Erhabenen eigenem Munde habe ich gehört und vernommen: ‚Zwei Arten von Almosenspeise finden ganz gleiche Belohnung und Vergeltung, und zwar ziehen sie reicheren Lohn und größeren Segen nach sich als irgend welche anderen. Welche zwei? Die, nach deren Genuß ein Tathāgata die höchste vollkommene erlösende Erkenntnis gewinnt, und die, nach deren Genuß er ins Nibbāna restloser Erlösung eingeht. Der ehrwürdige Schmied Cunda hat dem Schatz seiner Werke eine Tat hinzugefügt, die zu langem Leben, zu (Wieder-Geburt in guter) Kaste, zu Glück, Ansehen, zu den Himmelsfreuden und zur Herrschaft führt.“ So müßt ihr dem Cunda seine schweren Gedanken ausreden, Ānanda.“
Seinem Nachsinnen hierüber gab der Erhabene dann noch in dieser feierlichen Strophe Ausdruck:
„Wer spendet, groß Verdienst gewinnt,
Des Herzbezähmers Haß zerrinnt,
Vom Bösen wird, wer gut, befreit,
Nicht-Gier-Haß-Wahn heißt Seligkeit.“
Ende des vierten Kapitels, das die Āḷāra-Geschichte enthält.
Kapitel 5.
Darauf sprach der Erhabene zum ehrwürdigen Ānanda: „Komm, Ānanda, wir wollen uns an das jenseitige Ufer des Hiraññavati-Flusses, nach dem Erholungspark von Kusinārā, dem Sāla-Walde der Malla, begeben!“ „Ja, Herr“, antwortete zustimmend der ehrwürdige Ānanda dem Erhabenen. Da begab sich der Erhabene mit einer großen Bhikkhu-Schar dorthin, und am Ziele angekommen sprach er zum ehrwürdigen Ānanda: „Ānanda, bitte, mache mir zwischen zwei Zwillings-Sāla’s ein Lager zurecht mit dem Kopfende nach Norden, ich bin müde, Ānanda, und möchte mich niederlegen“. „Ja, Herr“, erwiderte folgsam der ehrwürdige Ānanda dem Erhabenen und machte ihm zwischen zwei Zwillings-Sāla’s ein Lager zurecht mit dem Kopfende nach Norden. Und der Erhabene legte sich besonnenen und klaren Geistes nieder wie ein Löwe, auf die rechte Seite, einen Fuß über den anderen.
Da waren die Zwillings-Sāla’s von unten bis oben ganz mit Blüten bedeckt, obwohl ihre Blütezeit nicht war. Diese bestreuten und überschütteten, um dem Tathāgata Ehre zu erweisen, seinen Körper und deckten ihn ganz zu. Und aus der Luft regnete es himmlische Mandārava-Blüten und himmlisches Sandelpulver, und beide bestreuten, überschütteten und bedeckten den Körper des Tathāgata, um dem Tathāgata Ehre zu erweisen. Dazu ertönte in der Luft himmlische Musik und himmlischer Gesang zu Ehren des Tathāgata.
Der Erhabene sprach zum ehrwürdigen Ānanda: „Ānanda, die Zwillings-Sāla’s sind von unten bis oben ganz mit Blüten bedeckt, obwohl ihre Blütezeit nicht ist; sie bestreuen . . .
„Aber durch so etwas, Ānanda, wird dem Tathāgata keine Ehre, Hochachtung, Anerkennung, Huldigung und kein Respekt erwiesen. Der vielmehr, sei es männlicher oder weiblicher Bhikkhu, männlicher oder weiblicher Laienfreund, der die Lehre befolgt und den rechten Pfad in Übereinstimmung mit der Lehre wandelt, der erweist dem Tathāgata Ehre, Hochachtung, Anerkennung und höchste Huldigung, Darum, Ānanda, müßt ihr euch bemühen, die Lehre zu befolgen und den rechten Pfad in Übereinstimmung mit der Lehre zu wandeln.“
Währenddem stand der ehrwürdige Upavāṇa vor dem Erhabenen und fächelte ihn. Da wies der Erhabene ihn fort mit den Worten: „Geh weg, Bhikkhu, stelle dich nicht vor mich hin!“ Da dachte der ehrwürdige Ānanda bei sich: „Dieser ehrwürdige Upavāṇa ist lange Zeit in dienender Fürsorge um den Erhabenen bemüht und mit ihm zusammen gewesen. Und nun hat noch zu guter Letzt der Erhabene den ehrwürdigen Upavāṇa fortgewiesen und gesagt: ‚Geh weg, Bhikkhu, stelle dich nicht vor mich hin!‘ Was mag wohl der Grund und die Veranlassung dazu sein?“
Und der ehrwürdige Ānanda fragte den Erhabenen: „Herr, dieser ehrwürdige Upavāṇa ist lange in dienender Fürsorge um den Erhabenen bemüht und mit ihm zusammen gewesen, und nun weist noch zu guter Letzt der Erhabene den ehrwürdigen Upavāṇa fort und spricht: ‚Geh weg, Bhikkhu, stelle dich nicht vor mich hin!‘ Was ist der Grund und die Veranlassung dazu?“
„Ānanda, die Götter aller zehn Welten haben sich fast alle (hier) zusammengeschart, um den Tathāgata zu sehen. Rings um den Sāla-Wald der Malla, den Erholungspark von Kusinārā, ist auf zwölf Meilen im Umkreise kein Fleckchen so klein wie der Stich mit der Spitze eines Pferdehaares zu finden, das nicht von großmächtigen Gottheiten bedeckt wäre. Die Gottheiten murren, Ānanda: ‚Von weit her sind wir gekommen, den Tathāgata zu sehen. Nur höchst selten einmal erstehen Tathāgata’s, vollendete vollkommen Erleuchtete, in der Welt, und in der letzten Nachtwache der kommenden Nacht wird des Tathāgata Hinscheiden vor sich gehen; nun steht dieser kolossale Bhikkhu gerade vor dem Erhabenen und verdeckt ihn, und es wird uns unmöglich gemacht, bei der letzten möglichen Gelegenheit den Tathāgata zu sehen.‘ So murren die Gottheiten, Ānanda.“
„Herr, welcher Art sind denn aber die Gottheiten, denen der Erhabene seine Aufmerksamkeit schenkt?“
„Ānanda, es gibt Gottheiten des Äthers, aber mit irdischem Bewußtsein, die mit aufgelösten Haaren und die Arme von sich streckend laut weinen, in jähem Sturze (?) niederstürzen und sich hin- und herwälzen im Schmerz darüber, daß zu bald schon der Erhabene, der Pfadvollender, das Zeitliche segnen und das Auge der Welt erlöschen wird.
„Es gibt auch Gottheiten der Erde mit irdischem Bewußtsein, die mit aufgelösten Haaren . . .
„Die Gottheiten aber, die von Leidenschaften frei sind, die nehmen (das Bevorstehende) besonnen und mit klar urteilendem Geiste ruhig hin, weil sie sich sagen: ‚Vergänglich ist alles Erscheinende, wie wäre es anders wohl möglich?‘“
„Herr, früher kamen die Bhikkhu’s, wenn sie, nach den verschiedenen Himmelsgegenden hin verstreut, Regenzeit gehalten hatten, dann den Tathāgata zu sehen, und wir hatten so Gelegenheit, verehrungswürdige Bhikkhu’s zu Gesicht zu bekommen und ihnen unsere Verehrung zu bezeugen. Nach des Erhabenen Hingang aber werden wir dazu keine Gelegenheit mehr haben.“
„Ānanda, folgende vier auf das Gemüt wirkende Stätten muß ein ordentlicher Mensch, der gläubig ist, sehen: die Stätte, wo der Tathāgata geboren ist; die, wo er zur höchsten vollkommenen Buddhaschaft durchgedrungen ist; die, wo er das herrliche Rad der Lehre in Bewegung gesetzt hat; und die, wo er in’s Nibbāna restloser Erlösung eingegangen ist. Das, Ānanda, sind die vier auf das Gemüt wirkenden Stätten, die ein ordentlicher Mensch, der gläubig ist, sehen muß. Ānanda, es werden gläubige Bhikkhu’s und Laienfreunde beiderlei Geschlechts kommen an die Stätte, wo der Tathāgata geboren ist, wo er zur höchsten vollkommenen Buddhaschaft durchgedrungen ist, wo er das herrliche Rad der Lehre in Bewegung gesetzt hat und wo er in’s Nibbāna restloser Erlösung eingegangen ist. Denn, Ānanda, alle, die auf der Wallfahrt zu einer solchen heiligen Denkstätte gläubigen Sinnes sterben, werden nach ihrem körperlichen Ende, dem Tode, ins freudenvolle Himmelreich eingehen“.
„Herr, wie sollen wir uns gegen das Frauenvolk verhalten?“ „Nicht ansehen, Ānanda.“ „Wenn wir sie aber doch angeblickt haben, Erhabener, wie sollen wir uns dann verhalten?“ „Nicht anreden, Ānanda.“ „Wer aber doch in’s Gespräch gerät, wie soll der sich dann verhalten, Herr?“ „Der möge sich mit ernster Besonnenheit rüsten!“.
„Herr, was sollen wir mit dem Leichnam des Tathāgata machen?“ „Ānanda, laßt die Ehrungen für den Leichnam des Tathāgata nicht eure Sorge sein! Ihr, Ānanda, ringet, bitte, nach dem Heile! Widmet euch der Sorge um euer Heil! Strebt mit Ernst, Eifer und mit Anspannung eures ganzen Ichs nach eurem Heile! Es gibt ja kluge Leute genug unter den Adligen, Brahmanen und den gewöhnlichen Bürgern, die an den Tathāgata glauben; die werden die Ehrungen für den Leichnam des Tathāgata schon besorgen.“
„Was soll denn aber mit dem Leichnam des Tathāgata geschehen?“ „Ānanda, man soll mit des Tathāgata Leichnam geradeso verfahren wie mit dem Leichnam eines Cakkavatti-Herrschers.“ „Herr, wie verfährt man denn aber mit dem Leichnam eines solchen?“ „Ānanda, den Leichnam eines Cakkavatti hüllt man zunächst in ein neues Stück Linnen, dann in gekrämpelte Baumwolle, dann wieder in neues Linnen (und so fort in abwechselnder Reihenfolge). Nachdem man auf diese Weise den Leichnam des Cakkavatti fünfhundert Mal in solche Doppel-Hülle eingewickelt hat, legt man ihn in einen metallenen Trog mit Öl und deckt diesen mit einem darüber gestülpten anderen metallenen Troge zu, schichtet aus allen wohlriechenden Stoffen, die es gibt, einen Scheiterhaufen und verbrennt darauf den Leichnam des Cakkavatti. Danach errichtet man dem Cakkavatti auf einem Platze, auf den vier Straßen münden, einen Thūpa. Ānanda, so verfährt man mit dem Leichnam eines Cakkavatti. Und wie mit dem Leichnam eines Cakkavatti, so, Ānanda, soll auch mit des Tathāgata Leichnam verfahren werden. Auch ein Thūpa ist für den Tathāgata zu errichten auf einem Platze, auf den vier Straßen münden. Und denen, die bei einem solchen Thūpa einen Kranz oder etwas Wohlriechendes oder Buntes niederlegen oder (auch nur) ehrfurchtsvoll sich verneigen oder gläubigen Herzens werden, denen wird das auf lange zu Heil und Glück gereichen.
„Viererlei Persönlichkeiten, Ānanda, sind eines Thūpa würdig. Welche? Ein Tathāgata, ein vollendeter vollkommener universaler Buddha; ein Privat-Buddha; ein Tathāgata-Jünger; und ein Cakkavatti.
„Und weswegen, Ānanda, verdient ein Tathāgata, ein vollendeter vollkommener universaler Buddha, einen Thūpa? Bei dem Gedanken ‚Das ist der Thūpa des Erhabenen, des vollendeten vollkommenen universalen Buddha‘ öffnen viele dem Glauben ihre Herzen, und wer im Glauben stirbt, der wird nach seinem körperlichen Ende in das freudenvolle Himmelreich eingehen. Dessentwegen, Ānanda, soll man einem Tathāgata, einem vollendeten vollkommenen universalen Buddha einen Thūpa errichten.
„Und weswegen, Ānanda, verdient ein Privat-Buddha einen Thūpa? Bei dem Gedanken ‚Das ist der Thūpa des erhabenen Privat-Buddha‘ öffnen viele dem Glauben ihre Herzen . . .
„Und weswegen, Ānanda, verdient ein Tathāgata-Jünger einen Thūpa? . . .
„Und weswegen, Ānanda, verdient ein Cakkavatti einen Thūpa? Bei dem Gedanken ‚Das ist der Thūpa jenes gerechten Königs des Rechtes‘ läutern sich die Herzen von vielen, und wer solcher Herzensläuterung teilhaftig stirbt, der wird nach seinem körperlichen Ende in das freudenvolle Himmelreich eingehen. Dessentwegen, Ānanda, soll man einem Cakkavatti einen Thūpa errichten.
„Ānanda, das sind die viererlei Persönlichkeiten, die einen Thūpa verdienen.“
Da ging der ehrwürdige Ānanda in das Unterkunftshaus hinein, blieb an den Schließbalken der Türe gelehnt stehen und weinte und klagte: „Ich habe noch (so viel) zu lernen und (an mir) zu arbeiten, und schon steht das Parinibbāna des Meisters nahe bevor, der für mein Wohl besorgt war“. Der Erhabene fragte die Bhikkhu’s: „Bhikkhu’s, wo ist denn Ānanda hin?“ „Herr, der ehrwürdige Ānanda steht im Vihāra an den Schließbalken der Türe gelehnt und weint und klagt: ‚Ich habe . . .‘.“ Da forderte der Erhabene einen Bhikkhu auf: „Geh, Bhikkhu, und bestelle in meinem Namen dem Ānanda: ‚Lieber Freund Ānanda, der Meister läßt dich rufen‘.“ „Ja, Herr!“ erwiderte der Bhikkhu gehorsam dem Erhabenen, ging zu Ānanda und sagte zu ihm: „Lieber Freund Ānanda, der Meister läßt dich rufen“. „Ja, Freund“ antwortete willfährig Ānanda dem Bhikkhu, ging zum Erhabenen, verneigte sich ehrfurchtsvoll vor ihm und setzte sich etwas abseits von ihm nieder.
Darauf sprach der Meister zum ehrwürdigen Ānanda: „Laß gut sein, Ānanda, härme dich nicht, klage nicht! Habe ich dir nicht früher schon gesagt, daß wir von allem Lieben und Angenehmen uns einmal trennen und Abschied nehmen müssen, daß es damit nicht ewig so bleiben kann? Wie wäre es wohl möglich, daß das, was entstanden, geworden, Erscheinung und seinem Wesen nach dem Zerfall geweiht ist, nicht zerfiele? Das ist ein Unding. Ānanda, lange bist du dem Tathāgata sorgend nahe und in immer gleich bleibender Treue mit grenzenloser Liebe in Werken, Worten und Gedanken nur auf sein Wohl und sein Behagen bedacht gewesen. Du hast Verdienstliches getan; sei nun auf ernstes Heils-Streben bedacht, und du wirst bald von weltlichen Schwächen frei sein“.
Dann wandte der Erhabene sich an die Bhikkhu’s: „Bhikkhu’s, auch allen erhabenen vollendeten vollkommenen Buddha’s der Vorzeit dienten fürsorgende Persönlichkeiten, die diesen Dienst als ihre höchste Aufgabe betrachteten, wie Ānanda mir. Und auch allen erhabenen vollendeten vollkommenen Buddha’s der Zukunft werden fürsorgende Persönlichkeiten dienen, die diesen Dienst für ihre höchste Aufgabe halten, wie mir Ānanda.
„Ānanda ist klug, ihr Bhikkhu’s, er weiß, welches die geeignete Zeit für Bhikkhu’s ist, zum Tathāgata zu Besuch zu kommen, und welches die für Bhikkhuni’s, für Laienfreunde beiderlei Geschlechts, für einen König, für seine Minister, für Sektenstifter und ihre Jünger ist.
„Bhikkhu’s, Ānanda hat vier erstaunliche und wunderbare Eigenschaften an sich. Welche?
„Bhikkhu’s, wenn eine Bhikkhu-Schar den Ānanda zu sehen kommt, ist sie über seinen Anblick beglückt; und wenn Ānanda die Lehre vorträgt, ist die Bhikkhu-Schar beseligt; wenn er dann aber zu sprechen aufhört, hat die Bhikkhu-Schar nicht genug.
„Wenn eine Bhikkhuni-Schar den Ānanda zu besuchen kommt . . .
„Wenn eine Schar Laienfreunde den Ānanda zu besuchen kommt . . .
„Wenn eine Schar Laienfreundinnen . . .
„Bhikkhu’s, ein Cakkavatti-Herrscher hat vier erstaunliche und wunderbare Eigenschaften an sich:
„Wenn, Bhikkhu’s, eine Schar Adliger . . ., oder Brahmanen . . ., oder gewöhnlicher Bürger . . ., oder Samaṇa’s ihn zu sehen kommt, ist sie über seinen Anblick beglückt; und wenn dann der Cakkavatti zu der Schar spricht, ist sie beseligt; wenn er aber zu sprechen aufhört, hat sie nicht genug.
„Geradeso, Bhikkhu’s, hat Ānanda vier erstaunliche und wunderbare Eigenschaften an sich:
„Wenn, Bhikkhu’s, eine Bhikkhu-Schar den Ānanda zu sehen kommt . . .
Hierauf sprach der ehrwürdige Ānanda zum Erhabenen: „Herr, wolle doch der Erhabene nicht in diesem kleinen hinterwäldlerischen Loch von einem Städtchen abscheiden! Herr, es gibt ja andere, große, Städte wie Campā, Rājagaha, Sāvatthi, Sāketa, Kosambi, Bārāṇasi. Da kann der Erhabene abscheiden. Da gibt es viele reiche Adlige, Brahmanen und gewöhnliche Bürger, die an den Tathāgata glauben. Die werden dem Leichnam des Tathāgata die (schuldigen) Ehren erweisen.“
„Sprich doch nicht so, Ānanda, sprich nicht so: ‚ein kleines hinterwäldlerisches Loch von einem Städtchen‘!
„Ānanda, einst herrschte der Cakkavatti Mahā-Sudassana, ein gerechter König des Rechtes, der bis an die vier Enden der Welt gebot, ein siegreicher Eroberer, der in seinem Lande gesicherte Zustände geschaffen hatte und der die sieben Kostbarkeiten besaßt. Seine Residenzstadt war dieses Kusinārā, das (damals) den Namen Kusāvati trug. In der Richtung von Osten nach Westen war es zwölf Meilen lang, von Norden nach Süden neun Meilen breit. Es blühte und gedieh, war sehr volkreich, ganz voll von Einwohnern und hatte an Proviant nie Mangel. Es glich ganz der blühenden, wohl gedeihenden, volkreichen, von Geistern vollen und wohl verproviantierten Hauptstadt der Götter Āḷakamandā.
„Ānanda, in der königlichen Residenzstadt Kusāvatī wurde es Tag und Nacht nicht still von den (bekannten) zehnerlei Geräuschen: dem Geräusch von Elefanten, Pferden, Wagen, großen Trommeln, Handtrommeln, Lauten, Gesängen, Cymbeln, Gongs und zehntens den lauten Aufforderungen zum Essen und Trinken.
„Geh nach Kusinārā hinein, Ānanda, und bestelle den Malla von Kusinārā: ‚Vāseṭṭha’s, in der letzten Nachtwache der kommenden Nacht wird des Tathāgata Parinibbāna eintreten. Vāseṭṭha’s, tut mir den Gefallen (und besucht den Meister), damit ihr euch hinterher nicht schwere Gedanken zu machen braucht, daß des Tathāgata Parinibbāna in eurer Feldmark stattgefunden habe und daß ihr es trotzdem verpaßt hättet, ihn in seinen letzten Stunden noch zu sehen.‘“
„Ja, Herr“, erwiderte Ānanda gehorsam dem Erhabenen, kleidete sich an, nahm Almosenschüssel und Oberkleid und ging, noch von einem anderen (Bhikkhu) begleitet, nach Kusinārā hinein.
Die Malla von Kusinārā waren (zur Beratung) irgend einer Angelegenheit gerade im Rathause versammelt. Da kam der ehrwürdige Ānanda dorthin und richtete den Malla von Kusinārā seinen Auftrag aus.
Bei dieser Meldung des ehrwürdigen Ānanda wurden die Malla, ihre Kinder, Schwiegertöchter und Frauen von Kummer, Trauer und Herzeleid ergriffen, und manche weinten mit aufgelösten Haaren und vorgestreckten Armen, stürzten jähen Sturzes (?) zu Boden und wälzten sich hin und her im Schmerz darüber, daß zu bald schon der Erhabene, der Pfadvollender das Zeitliche segnen und das Auge der Welt verlöschen würde.
Dann begaben sich die Malla, ihre Kinder, Schwiegertöchter und Frauen bekümmert, traurig und voll Herzeleid, wie sie waren, zum Erholungspark, ihrem Sāla-Walde, zu Ānanda, der sich dort befand.
Da dachte der ehrwürdige Ānanda bei sich: „Wenn ich die Malla von Kusinārā einzeln dem Erhabenen ihre Reverenz erweisen lasse, wird die Nacht vorüber sein, ehe noch der Erhabene von allen Malla aus Kusinārā seinen Gruß bekommen hat. Es wird vielleicht das Beste sein, ich gruppiere sie nach Familien zusammen und lasse sie familienweise dem Erhabenen ihre Reverenz machen (so, daß jeder Familienvater sich mit den Worten vorstellt): ‚Herr, ich, der Malla so und so, und meine Kinder, Frauen, mein Gefolge und Anhang beugen unser Haupt bis zu den Füßen des Erhabenen‘.“
So richtete er es denn auch ein.
Auf diese Weise brachte der ehrwürdige Ānanda es dann schon bis zum Ende der ersten Nachtwache fertig, daß die Malla aus Kusinārā alle dem Erhabenen ihre Reverenz erwiesen hatten.
Damals wohnte ein Wander-Asket namens Subhadda in Kusinārā. Der hörte, daß in der letzten Nachtwache der kommenden Nacht das Parinibbāna des Samaṇa Gotama eintreten werde. Da dachte er bei sich: „Ich habe alte betagte Wander-Asketen, Lehrer und Lehrer von Lehrern, die Worte sprechen hören: ‚Nur höchst selten einmal erstehen Tathāgata’s, vollendete vollkommene Buddha’s in der Welt‘—und in der letzten Nachtwache der kommenden Nacht schon soll das Parinibbāna des Samaṇa Gotama eintreten. Nun hat sich in mir der und der Zweifel erhoben, und ich habe das Vertrauen zum Samaṇa Gotama, daß er die Lehre mir so klar darlegen kann, daß ich diesen Zweifel loswerde“.
Da ging der Wander-Asket Subhadda zum Erholungspark, zum Sāla-Walde der Malla, bis er den Ānanda dort fand, und sprach zu ihm: „Ānanda, ich habe alte betagte Wander-Asketen, Lehrer und Lehrer von Lehrern, sagen hören: ‚Nur höchst selten einmal erstehen Tathāgata’s, vollendete vollkommene Buddha’s in der Welt‘—und in der letzten Nachtwache der kommenden Nacht schon soll das Parinibbāna des Samaṇa Gotama eintreten. Nun ist mir der und der Zweifel aufgestiegen, und ich habe das Vertrauen zum Samaṇa Gotama, daß er die Lehre mir so klar darlegen kann, daß ich diesen Zweifel loswerde. Drum möchte ich, Ānanda, gern der Vergünstigung teilhaftig werden, den Samaṇa Gotama zu sehen.“
Der ehrwürdige Ānanda aber antwortete darauf dem Wander-Asketen Subhadda: „Kein Wort weiter davon, Freund Subhadda! Belästige doch den Tathāgata nicht! Der Erhabene ist müde.“
Aber zum zweiten . . . und zum dritten Male sprach der Wander-Asket Subhadda dem ehrwürdigen Ānanda dieselbe Bitte aus. Aber der ehrwürdige Ānanda erwiderte dem Wander-Asketen Subhadda jedes Mal: „Kein Wort weiter, Freund Subhadda! Belästige doch den Tathāgata nicht! Der Erhabene ist müde.“
Der Erhabene aber hörte dieses Zwiegespräch des ehrwürdigen Ānanda mit dem Wander-Asketen Subhadda, und er rief dem ehrwürdigen Ānanda zu: „Laß gut sein, Ānanda, weise den Subhadda nicht ab! Subhadda soll seinen Wunsch, den Tathāgata zu sehen, erfüllt bekommen. Was mich Subhadda auch zu fragen haben mag, er wird nur vom Verlangen nach Erkenntnis getrieben seine Fragen an mich richten, nicht aber, um mich zu belästigen; und was ich ihm auf seine Fragen zu antworten habe, das wird er sofort verstehen.“
Da sprach der ehrwürdige Ānanda zum Wander-Asketen Subhadda: „Tritt näher, Freund Subhadda, der Erhabene gibt dir Erlaubnis!“
Da ging der Wander-Asket Subhadda zum Erhabenen, begrüßte sich freundlich mit ihm, tauschte mit ihm die üblichen Höflichkeitsworte und Fragen nach dem Befinden usw. und setzte sich etwas abseits nieder. Von seinem Sitze aus sprach er zum Erhabenen: „Verehrter Gotama, haben denn alle jene Samaṇa’s und Brahmanen, die an der Spitze einer Jünger-Schar stehen, eine Anzahl Schüler um sich sammeln, welche sie lehren, und die bekannte und berühmte, von vielen hochgeschätzte Sektenstifter sind, wie Pūraṇa Kassapa, Makkhali Gosāla, Ajita-Kesakambali, Pakudha Kaccāyana, Sañjaya Belaṭṭhiputta, Nigaṇṭha Nāthaputta, wie sie selbst behaupten, samt und sonders die Erkenntnis gewonnen oder samt und sonders sie nicht gewonnen, oder haben einige von ihnen sie gewonnen, einige aber nicht?“ „Höre auf, Subhadda! Diese Frage wollen wir auf sich beruhen lassen. Die Lehre will ich dir vortragen, Subhadda, höre zu und achte wohl auf das, was ich nun sagen werde!“
„Ja, Herr“, erwiderte zustimmend der Wander-Asket Subhadda dem Erhabenen. Dieser sprach:
„Subhadda, wenn in einer Lehre der hehre achtfache Weg keine Stelle hat, so gibt es in diesem Lehrkreise auch keinen (wirklichen) Samaṇa, (weder des ersten,) noch des zweiten, noch des dritten, noch des vierten Grades. Wenn aber in einer Lehre der hehre achtfache Weg seine Stelle hat, so gibt es in diesem Lehrkreise auch Samaṇa’s aller vier Grade. Subhadda, nun hat in dieser meiner Lehre der hehre achtfache Weg seine Stelle, daher gibt es nur in diesem Lehrkreise Samaṇa’s des (ersten,) zweiten, dritten und vierten Grades. Nichts aber von (wirklichen) Samaṇa’s verlautet in den Lehrkreisen anderer Sektenstifter. Subhadda, wenn diese meine Bhikkhu’s (alle) richtig lebten, würde in der Welt kein Mangel an Vollendeten sein.
„Ich ward Asket mit neunundzwanzig Jahren,
Subhadda, um den Heilsweg zu erfahren,
Und mehr als fünfzig Jahre sind verstrichen,
Seit ich, Subhadda, bin dem Heim entwichen.
Wer meines Wegs ein Stück durchmaß als Wandrer,
Heißt Samaṇa allein mit Recht. Kein andrer!
„Auch einen Samaṇa des zweiten, dritten und vierten Grades gibt es in einem anderen Lehrkreise nicht. Die Lehrkreise anderer Sektenstifter haben keine (wirklichen) Samaṇa’s aufzuweisen. Subhadda, wenn diese meine Bhikkhu’s (alle) richtig lebten, würde in der Welt kein Mangel an Vollendeten sein.“
Auf diese Worte erwiderte der Wander-Asket Subhadda dem Erhabenen: „Herrlich, Herr, ganz herrlich, Herr! Wie wenn jemand etwas Umgestürztes aufrichtet, etwas Verschleiertes enthüllt, einem Verirrten den Weg weist oder eine Lampe bringt, wenn es finster ist, damit die, die Augen haben, die Dinge sehen können, geradeso hat der Erhabene auf mancherlei Weise die Lehre klar gemacht. Daher nehme ich, Herr, meine Zuflucht bei dem Erhabenen, bei der Lehre und bei der Bhikkhu-Gemeinde. Herr, ich möchte der Zeremonie des Weltverzichtes in der Nachfolge des Erhabenen und der Zeremonie der Aufnahme (in den Orden) teilhaftig werden.“
„Subhadda, wer der Zeremonie des Weltverzichtes und derjenigen der Aufnahme in den von dieser Lehre beherrschten Kreis teilhaftig zu werden wünscht, nachdem er vorher einer anderen Sekte angehört hat, der muß vier Monate Probezeit durchmachen, und erst wenn diese vorüber sind, gewähren ihm die Bhikkhu’s, wenn er ihre Neigung gewonnen hat, die Zeremonie des Weltverzichtes und der Aufnahme und machen ihn so zum Bhikkhu. Aber ich weiß sehr wohl, daß in diesen Dingen individuelle Verschiedenheiten zu berücksichtigen sind.“
„Herr, wenn diejenigen, die der Zeremonie des Weltverzichtes und der Aufnahme in den von dieser Lehre beherrschten Kreis teilhaftig zu werden wünschen, nachdem sie vorher einer anderen Sekte angehört haben, vier Monate Probezeit durchmachen müssen, und erst dann die Bhikkhu’s, falls sie deren Sympathieen gewonnen haben, ihnen beide Zeremonieen gewähren, durch die sie dann zu Bhikkhu’s werden, so will ich mich einer vierjährigen Probezeit unterziehen, und erst nach vier Jahren mögen die Bhikkhu’s, wenn sie mir dann geneigt sind, mich beider Zeremonieen würdigen, damit auch ich ein Bhikkhu durch sie werde.“
Da forderte aber der Erhabene den ehrwürdigen Ānanda auf: „Wohlan, Ānanda, vollzieht an Subhadda (sogleich) die Zeremonie des Weltverzichtes.“ „Ja, Herr“, erwiderte gehorsam Ānanda dem Erhabenen.
Da sprach der Wander-Asket Subhadda zum ehrwürdigen Ānanda: „Welcher Vorzug und welches Glück für euch, Freund Ānanda, daß ihr vom Meister selbst mit der Schülerweihe geweiht seid“.
Und der Wander-Asket Subhadda wurde nicht nur der Zeremonie des Weltverzichtes in der Nachfolge des Erhabenen, sondern auch der Aufnahme in den Orden gewürdigt. Und schon bald nach der Aufnahme lebte der ehrwürdige Subhadda für sich allein und zurückgezogen, wachsam, strebend und innerlich gerade auf’s Ziel gerichtet, und es dauerte nicht lange, so hatte er jenes höchste Endziel frommen Lebens, um deswillen Männer aus den besten Familien auf immer aus dem Heim in die Heimatlosigkeit gehen, schon hier im Irdischen selbst erkannt, geschaut und zu dauerndem Besitz gewonnen, und es war ihm klar geworden: „Aufgehoben ist alles Werden, vorbei ist es mit der Notwendigkeit religiösen Ringens, gelöst die Aufgabe, eine Wiederkehr gibt es nicht“. Und so war der ehrwürdige Subhadda ein Vollendeter geworden.
Er war der letzte Jünger, dessen Aufnahme noch vor dem Erhabenen persönlich vor sich ging.
Ende des fünften Abschnittes.
Kapitel 6.
Dann richtete der Erhabene an den ehrwürdigen Ānanda die Worte: „Ānanda, es könnte euch vielleicht der Gedanke kommen: ‚Der Lehrer (der uns) das Wort (verkündete) ist dahingegangen, wir (können uns nun auf) keinen Lehrer mehr (berufen). Aber so dürft ihr die Sache nicht ansehen, Ānanda. Die Lehre und die Regel, die ich euch gepredigt und vorgezeichnet habe, die sind euer Lehrer nach meinem Ende.
„Ānanda, nach meinem Ende sollt ihr euch untereinander nicht mehr (unterschiedslos) als ‚Freund‘ anreden, wie es die Bhikkhu’s bisher getan haben. Der würdigere Bhikkhu soll den jüngeren mit seinem Eigen- oder Familiennamen oder als ‚Freund‘ anreden, der jüngere den würdigeren aber als ‚Herr‘ oder ‚Ehrwürden‘.
„Ānanda, wenn die Gemeinde es wünscht, mag sie nach meinem Ende die nebensächlicheren und auf Kleinigkeiten bezüglichen Gebote beseitigen.
„Ānanda, nach meinem Ende ist über den Bhikkhu Channa eine geistliche Strafe zu verhängen“.
„Herr, worin besteht denn aber die geistliche Strafe?“
„Ānanda, Channa mag zu euch sagen, was er will, ihr dürft nicht mit ihm reden, ihn nicht ermahnen und belehren.“
Dann richtete der Erhabene das Wort an die Bhikkhu’s: „Bhikkhu’s, vielleicht hat einer von euch noch einen Zweifel oder ein Bedenken betreffs des Buddha, der Lehre, der Gemeinde, des Weges oder des Pfades. Fragt, Bhikkhu’s, damit ihr euch nicht hinterher den Vorwurf zu machen braucht: ‚Der Meister weilte unter uns, und wir brachten es nicht fertig, ihn persönlich zu befragen‘.“ Die Bhikkhu’s aber schwiegen.
Der Erhabene richtete zum zweiten Male das Wort an die Bhikkhu’s . . . Und zum dritten Male . . . Aber die Bhikkhu’s schwiegen zum dritten Male.
Da sprach der Erhabene zu den Bhikkhu’s: „Bhikkhu’s, vielleicht wagt ihr nur aus Respekt vor dem Meister nicht zu fragen. Dann mag es jeder seinem Freunde anvertrauen.“ Die Bhikkhu’s aber schwiegen auch jetzt.
Da sprach der ehrwürdige Ānanda zum Erhabenen: „Seltsam, Herr, und wunderbar! Ich habe jetzt das sichere Zutrauen, daß in dieser Bhikkhu-Schar auch nicht ein einziger Bhikkhu Zweifel oder Bedenken betreffs des Buddha, der Lehre, der Gemeinde, des Weges oder des Pfades hat.“
„Ānanda, du sprichst so, weil du es nur glaubst. Der Tathāgata aber hat das sichere Wissen, daß in dieser Bhikkhu-Schar kein einziger Bhikkhu Zweifel oder Bedenken hat betreffs des Buddha, der Lehre, der Gemeinde, des Weges oder des Pfades. Denn von diesen fünfhundert Bhikkhu’s hat selbst der Zurückgebliebenste schon die Bahn des Heils betreten, sicher davor, wieder hinabzusinken zu den Orten der Pein, und ist mit unablenkbarer Entschiedenheit darauf bedacht, sich für die erlösende Erkenntnis reif zu machen.“
Dann sprach der Erhabene noch zu den Bhikkhu’s: „Wohlan, Bhikkhu’s, (höret) jetzt, (was) ich euch (noch) zu sagen habe: Die Seinserscheinungen sind ihrem Wesen nach vergänglich. Rüstet euch aus mit Wachsamkeit.“ Das war des Tathāgata letztes Wort.
Der Erhabene gelangte zur ersten Stufe der ekstatischen Versenkung, von dieser dann zur zweiten, von der zweiten zur dritten, von der dritten zur vierten. Von der vierten stieg er auf zum Zustande, der besteht in (der Idee) der Raumunendlichkeit, von diesem zu dem Zustande, der besteht in (der Idee) der Wahrnehmungsunendlichkeit, von diesem dann zu dem Zustande, der besteht in (der Idee) des Nichtvorhandenseins von irgend etwas, von diesem zu dem Zustande von Weder-Bewußtheit-noch-auch-Nichtbewußtheit, von diesem zum Aufhören von Bewußtsein und Gefühl.
Da sprach der ehrwürdige Ānanda zum ehrwürdigen Anuruddha: „Herr Anuruddha, der Erhabene hat das Parinibbāna erreicht“. „Nein, Freund Ānanda, der Erhabene hat das Parinibbāna noch nicht erreicht, er ist nur zum Aufhören von Bewußtsein und Gefühl aufgestiegen“.
Der Erhabene stieg dann von der schon erreichten Höhe des Aufhörens von Bewußtsein und Gefühl wieder hinab zum Zustande von Weder-Bewußtheit-noch-Nichtbewußtheit, von diesem zu dem Zustande, der besteht in (der Idee) des Nichtvorhandenseins von irgend etwas, von diesem zu dem Zustande, der besteht in (der Idee) der Wahrnehmungsunendlichkeit, von diesem zu dem Zustande, der besteht in (der Idee) der Raumunendlichkeit, von diesem zur vierten Stufe der ekstatischen Versenkung, von dieser zur dritten, von dieser zur zweiten, von dieser zur ersten. Von dieser stieg er dann wieder auf zur zweiten, von dieser zur dritten, von dieser zur vierten. Unmittelbar von da aus erreichte der Erhabene dann das Parinibbāna.
Als der Erhabene verschied, im selben Augenblicke erbebte die Erde mit so schrecklicher Gewalt, daß ein Schauder die Menschen überlief, und vom Himmel krachte der Donner.
Im Augenblick, als der Erhabene verschied, sprach Brahmā Sahampati diese Strophe:
„Es werfen ab die Leiblichkeit
Die Wesen alle mit der Zeit,
Wie’s dieser Meister, Buddha, tat,
Der nirgends seinesgleichen hat,
Tathāgata, an Kräften groß,
Der einging in Nibbāna’s Schoß.“
Und der Götter-König Sakka sprach in demselben Augenblicke die Strophe:
„Was nur Erscheinung ist, vergeht,
Es schwindet hin, wie es entsteht,
Und kaum entstanden, hat’s ein End,
Des Schein-Seins Ende Glück man nennt.“
Der ehrwürdige Anuruddha sprach in diesem Augenblicke folgende Strophen:
„Es fand kein Atemzug mehr statt
Des geistes-steten Arahat,
Als wunschbefreit der Weise starb,
Der das Nibbāna sich erwarb.An nichts mehr haftete sein Herz,
Er trug gefaßt den Todesschmerz,
Sein Geist war frei von jedem Band,
Wie auslischt eines Lichtes Brand.
Der ehrwürdige Ānanda sprach in diesem Augenblicke die Strophe:
„Ein Schauer überlief uns da,
Denn (manches) Schreckliche geschah,
Als Buddha dieses Sein verließ,
Der alles Edlen Träger hieß.“
Als der Erhabene verschieden war, da weinten von den Bhikkhu’s, die von Leidenschaften noch nicht frei waren, manche laut, indem sie die Arme ausstreckten, stürzten jähen Sturzes (?) zur Erde nieder, wälzten sich hin und her und klagten: „Zu früh hat der Erhabene, der Pfadvollender, das Zeitliche gesegnet, zu früh ist das Auge der Welt erloschen“. Die aber, die schon von Leidenschaft frei waren, nahmen alles besonnen und mit klar urteilendem Geiste hin, weil sie sich sagten: „Vergänglich ist alles Erscheinende, wie wäre es anders wohl möglich?“
Da sprach der ehrwürdige Anuruddha zu den Bhikkhu’s: „Laßt gut sein. Freunde! Grämt euch nicht und jammert nicht! Hat es euch der Erhabene nicht von vornherein gesagt, daß wir von allem Lieben und Angenehmen uns einmal trennen und Abschied nehmen müssen, daß es damit nicht ewig so bleiben kann? Wie wäre es wohl möglich, daß das, was entstanden, geworden, Erscheinung und seinem Wesen nach dem Zerfall geweiht ist, nicht zerfiele? Das ist ein Unding. Freunde, die Gottheiten sind ungehalten“.
„Welcher Art, Herr, sind denn die Gottheiten, denen der ehrwürdige Anuruddha seine Aufmerksamkeit schenkt?“
„Freund Ānanda, es gibt Gottheiten des Äthers, aber mit irdischem Bewußtsein, die mit aufgelösten Haaren und die Arme von sich streckend laut weinen, in jähem Sturze (?) niederstürzen und sich hin- und herwälzen im Schmerz darüber, daß zu früh schon der Erhabene, der Pfadvollender, das Zeitliche gesegnet hat und das Auge der Welt erloschen ist.
„Es gibt, Freund Ānanda, auch Gottheiten der Erde mit irdischem Bewußtsein, die mit aufgelösten Haaren . . .
„Die Gottheiten aber, die von Leidenschaften frei sind, nehmen das Geschehene besonnen und mit klar urteilendem Geiste ruhig hin, weil sie sich sagen: ‚Vergänglich ist alles Erscheinende, wie wäre es anders wohl möglich?‘“
Darauf verbrachten der ehrwürdige Anuruddha und der ehrwürdige Ānanda den Rest der Nacht im Gespräch über die Lehre. Darauf sprach der ehrwürdige Anuruddha zum ehrwürdigen Ānanda: „Freund Ānanda, geh nach Kusinārā hinein und bestelle den Malla von Kusinārā: ‚Vāseṭṭha’s, der Erhabene ist nicht mehr. Bestimmt jetzt, was ihr für angemessen haltet!‘“ „Ja, Herr“, erwiderte der ehrwürdige Ānanda folgsam dem ehrwürdigen Anuruddha, nahm nachdem er in der Frühe schon das Hüftenkleid angelegt hatte, nunmehr Almosenschale und Obergewand und ging, noch von einem Bhikkhu begleitet, nach Kusinārā hinein.
Die Malla von Kusinārā waren (zur Beratung) eben dieser Angelegenheit gerade im Rathause versammelt. Da kam der ehrwürdige Ānanda dorthin und richtete den Malla von Kusinārā seinen Auftrag aus.
Bei dieser Meldung des ehrwürdigen Ānanda wurden die Malla, ihre Kinder, Schwiegertöchter und Frauen von Kummer, Trauer und Herzeleid ergriffen, und manche weinten mit aufgelösten Haaren und vorgestreckten Armen, stürzten jähen Sturzes (?) nieder und wälzten sich hin und her im Schmerz darüber, daß der Erhabene, der Pfadvollender allzufrüh abgeschieden und das Auge der Welt allzufrüh erloschen sei.
Darauf befahlen die Malla von Kusinārā ihren Leuten: „So holt denn die Wohlgerüche und Blumen und alle Musik Kusinārā’s zusammen!“
Darauf zogen die Malla von Kusinārā mit den Wohlgerüchen und Blumen, mit der ganzen Musik und mit fünfhundert Doppel-Hüllen zu der Stelle im Erholungspark, in Sāla-Walde der Malla, wo der Leichnam des Erhabenen lag, und sie ehrten den Leichnam des Erhabenen mit Tänzen, Gesängen, Instrumentalmusik, Blumen und Wohlgerüchen. Sie spannten ihre Gewänder als Schutzdach aus, stellten sich runde Zelte her und verbrachten unter ihnen den Tag. Am Ende dachten sie: „Nun ist es doch viel zu spät, den Leichnam des Erhabenen noch zu verbrennen. Wir wollen ihn nunmehr erst morgen verbrennen.“ (Am nächsten Tage) ehrten sie dann wieder den Leichnam des Erhabenen mit Tänzen, Gesängen, Instrumentalmusik, Blumen und Wohlgerüchen, spannten wieder ihre Gewänder als Schutzdächer aus, stellten sich wieder Zelte her und verbrachten darunter auch den zweiten Tag, ebenso dann den dritten, vierten, fünften und sechsten Tag.
Am siebenten Tage aber dachten sie: „Wir wollen den Leichnam des Erhabenen mit Tänzen, Gesängen, Instrumentalmusik, Blumen und Wohlgerüchen ehren, ihn außerhalb der Stadt auf der nach Süden führenden Straße an eine Stelle außerhalb und südlich der Stadt bringen und dort verbrennen. Acht von den Vornehmsten unter den Malla, die sich (eigens) den Kopf gewaschen und ganz neue Kleider angelegt hatten, wollten dann den Leichnam des Erhabenen forttragen, aber sie waren nicht imstande ihn aufzuheben.
Da fragten die Malla von Kusinārā den ehrwürdigen Anuruddha: „Herr, was ist der Grund, und woran liegt es denn, daß diese acht vornehmen Malla, die sich (eigens) den Kopf gewaschen und ganz neue Kleidung angelegt haben, den Leichnam des Erhabenen, den sie fortzutragen beabsichtigen, nicht aufzuheben vermögen?“
„Vāseṭṭha’s, euer Plan ist ein anderer als der der Götter.“
„Herr wie ist denn der Plan der Götter?“
„Vāseṭṭha’s, euer Plan ist der: ‚Wir wollen den Leichnam des Erhabenen mit Tänzen . . . Der Plan der Götter aber: ‚Wir wollen den Leichnam des Erhabenen mit himmlischen Tänzen und Gesängen, mit himmlischer Instrumentalmusik und mit himmlischen Blumen und Wohlgerüchen ehren, ihn auf der nach Norden führenden Straße erst an eine Stelle im Norden der Stadt, dann durch das Nordtor in die Stadt, auf der zum Zentrum führenden Straße in das Zentrum der Stadt, dann durch das Osttor wieder hinausbringen und östlich von der Stadt bei dem Heiligtume der Malla, das Makuṭabandhanaṃ heißt, verbrennen‘.“
„Herr, es soll dem Plane der Götter entsprechend geschehen.“
Kusinārā war in diesem Augenblicke knietief von Mandārava-Blüten überschüttet, selbst die Kompost- (?), Schmutz- (?) und Kehrichthaufen. Da ehrten zu gleicher Zeit die Götter und die Malla von Kusinārā den Leichnam des Erhabenen mit himmlischen und menschlichen Tänzen und Gesängen, mit Instrumentalmusik, Blumen und Wohlgerüchen und trugen ihn auf der nach Norden führenden Straße an einen Ort nördlich der Stadt, dann durch das Nordtor in die Stadt, auf dem ins Zentrum führenden Wege bis zum Mittelpunkt der Stadt, dann zum Osttor der Stadt wieder hinaus bis zu dem Heiligtume der Malla östlich der Stadt, das Makuṭa-bandhanaṃ hieß, und legten dort den Leichnam des Erhabenen nieder.
Da fragten die Malla von Kusinārā den ehrwürdigen Ānanda: „Herr Ānanda, wie sollen wir mit dem Leichnam des Tathāgata verfahren?“ „Vāseṭṭha’s, mit dem Leichnam des Tathāgata ist geradeso zu verfahren, wie mit dem Leichnam eines Cakkavatti-Herrschers.“ „Herr Ānanda, wie verfährt man denn mit dem Leichnam eines solchen?“ „Vāseṭṭha’s, den Leichnam eines Cakkavatti hüllt man zunächst in ein neues Stück Linnen, dann in gekrämpelte Baumwolle . . .“
Da befahlen die Malla von Kusinārā ihren Leuten: „So holt denn alle gekrämpelte Baumwolle der Malla zusammen.“ Dann hüllten sie den Leichnam des Erhabenen zunächst in ein neues Stück Linnen, dann in gekrämpelte Baumwolle, dann wieder in neues Linnen (und so fort), und nachdem sie auf diese Weise den Leichnam des Erhabenen fünfhundert Mal in eine solche Doppelhülle eingewickelt hatten, legten sie ihn in einen metallenen Trog mit Oel, deckten ihn mit einem darüber gestülpten anderen metallenen Troge zu, errichteten aus allen möglichen wohlriechenden Stoffen einen Scheiterhaufen und legten den Leichnam des Erhabenen darauf.
Unterdessen befand sich der ehrwürdige Mahā-Kassapa mit einer großen Bhikkhu-Schar—es waren fünfhundert Bhikkhu’s—auf der Wanderung von Pāvā nach Kusinārā. Er bog ab vom Wege und setzte sich unter einen Baum.
Zu derselben Zeit wanderte ein Ājīvaka von Kusinārā, von wo er eine Mandārava-Blüte mitgenommen hatte, nach Pāvā.
Der ehrwürdige Mahā-Kassapa sah den Ājīvaka von weitem kommen, und er fragte ihn: „Freund, kennst du unseren Meister?“ „Ja, Freund, ich kenne ihn. Heute vor acht Tagen hat der Asket Gotama das Zeitliche gesegnet. Daher habe ich diese Mandārava-Blüte.“
Da geschah es, daß von den Bhikkhu’s, die von Leidenschaft noch nicht frei waren, manche die Arme von sich streckend laut weinten, jähen Sturzes (?) zu Boden stürzten und sich hin- und herwälzten im Schmerz darüber, daß der Erhabene, der Pfadvollender zu früh abgeschieden und das Auge der Welt zu früh erloschen sei. Die Bhikkhu’s aber, die von Leidenschaft frei waren, nahmen die Tatsache besonnen und mit klar urteilendem Geiste hin, indem sie sich sagten: „Vergänglich ist alles Erscheinende, wie wäre es anders wohl möglich?“
Es saß nun gerade ein gewisser Subhadda, der erst im Alter der Welt entsagt hatte, mit unter dieser (Bhikkhu-)Schar (des Mahā-Kassapa). Der sprach zu den Bhikkhu’s: „Laßt gut sein, Freunde, grämt euch nicht, jammert nicht! Es ist ein Glück, daß wir den großen Samaṇa los sind. Er machte sich uns doch recht lästig mit seinem (ewigen): ‚Das ist euch erlaubt, das ist euch nicht erlaubt‘. Jetzt können wir tun, was wir wollen, und brauchen nicht mehr zu tun, wozu wir keine Lust haben.“
Da sprach aber der ehrwürdige Mahā-Kassapa zu den Bhikkhu’s: „Laßt gut sein, Freunde, grämt euch nicht, jammert nicht! Der Erhabene hat es euch ja von vornherein gesagt, daß wir von allem Lieben und Angenehmen uns einmal trennen und Abschied nehmen müssen, daß es damit nicht ewig so bleiben kann. Wie wäre es wohl möglich, daß das, was entstanden, geworden, bloße Erscheinung und seinem Wesen nach dem Zerfall geweiht ist, nicht zerfiele? Das ist ein Unding.“
Um dieselbe Zeit wollten vier vornehme Malla, die sich (eigens) den Kopf gewaschen und ganz neue Kleidung angezogen hatten, den Scheiterhaufen des Erhabenen anzünden, bekamen ihn aber nicht in Brand. Da fragten die Malla von Kusinārā den ehrwürdigen Anuruddha: „Herr Anuruddha, was ist der Grund, und woran liegt es denn, daß diese vier vornehmen Malla, die sich (eigens) den Kopf gewaschen und ganz neue Kleidung angezogen haben, den Scheiterhaufen des Erhabenen, den sie anzünden möchten, nicht in Brand bekommen?“
„Vāseṭṭha’s, die Götter haben einen anderen Plan.“
„Herr, wie ist denn der Plan der Götter?“
„Vāseṭṭha’s, der Plan der Götter ist der: ‚Der ehrwürdige Mahā-Kassapa befindet sich mit einer großen Bhikkhu-Schar—es sind fünfhundert Bhikkhu’s—noch auf der Wanderung von Pāvā nach Kusinārā. Der Scheiterhaufen des Erhabenen soll nicht eher in Brand kommen, als bis der ehrwürdige Mahā-Kassapa sein Haupt zu den Füßen des Erhabenen geneigt hat!‘“
„Herr, der Götter Wille geschehe!“
Da gelangte der ehrwürdige Mahā-Kassapa beim Scheiterhaufen des Erhabenen am Kusinārā-Makuṭa-bandhanaṃ genannten Heiligtume der Malla an, und er nahm sein Obergewand über die eine (linke) Schulter und ging, seine gefalteten Hände vorstreckend, dreimal nach rechts um den Scheiterhaufen herum, öffnete (die Umhüllungen des Leichnams) am Fußende und neigte sein Haupt zu den Füßen des Erhabenen. Auch (seine) fünfhundert Bhikkhu’s taten alles genau so wie er.
Und als der ehrwürdige Mahā-Kassapa und die fünfhundert Bhikkhu’s dem Leichnam ihre Reverenz erwiesen hatten, flammte der Scheiterhaufen des Erhabenen von selber auf.
Von dem verbrannten Leichnam des Erhabenen aber war kein Aschen- oder Kohlenrest dessen, was ehedem „äußere“ oder „innere Haut“, „Fleisch“, „Sehnen“ und „flüssige Bestandteile“ hieß, mehr zu spüren, nur Knochenreste blieben übrig. Wie von verbrannter Butter oder verbranntem Öle weder Asche noch Kohle mehr zu spüren ist, ebenso war von dem verbrannten Leichnam des Erhabenen weder ein Aschen- noch Kohlenrest dessen wahrzunehmen, was ehedem „äußere“ oder „innere Haut“, „Fleisch“, „Sehnen“ und „flüssige Bestandteile“ hieß, nur Knochenreste blieben übrig.
Von den fünfhundert Doppelhüllen verbrannten aber nur zwei, die innerste und die äußerste.
Als der Leichnam des Erhabenen verbrannt war, kam aus der Luft ein Wasserstrahl und löschte des Erhabenen Scheiterhaufen aus; auch von einem Wasser-Sāla-Baume her erhob sich einer und löschte den Scheiterhaufen aus. Auch die Malla von Kusinārā halfen mit allen möglichen wohlriechenden Wassern ihn auslöschen. Darauf richteten die Malla von Kusinārā um die Knochenreliquien des Erhabenen ein Gitter aus Speeren und einen Wall aus Bögen auf und ehrten und umgaben sie sieben Tage lang mit Tänzen, Gesängen, Instrumentalmusik, Blumen und Wohlgerüchen.
Der König von Magadha Ajātasattu Vedehiputta hörte, daß der Erhabene in Kusinārā verschieden sei. Da schickte er einen Boten zu den Malla von Kusinārā (und ließ ihnen sagen): „Der Erhabene war vom Adel, und ich bin es auch. Auch ich kann (also) von den Knochenreliquien des Erhabenen einen Teil beanspruchen; auch ich werde darüber einen Thūpa errichten und ein Fest für sie feiern.“
Auch die Licchavi von Vesālī hörten, daß der Erhabene in Kusinārā verschieden sei. Da schickten (auch) sie einen Boten zu den Malla von Kusinārā (und ließen ihnen sagen): „Der Erhabene war vom Adel, und wir sind es auch. Auch wir können (also) von den Reliquien des Erhabenen einen Teil beanspruchen; auch wir wollen einen Thūpa darüber errichten und ein Fest für sie feiern.“
Auch die Sakya von Kapilavatthu hörten, daß der Erhabene in Kusinārā verschieden sei. Da schickten (auch) sie einen Boten zu den Malla von Kusinārā (und ließen ihnen sagen): „Der Erhabene war der Bedeutendste von unseren Verwandten. Auch wir können (also) einen Teil der Reliquien des Erhabenen beanspruchen; auch wir wollen einen Thūpa darüber errichten und ein Fest für sie feiern.“
Auch die Buli von Allakappa hörten, daß der Erhabene in Kusinārā verschieden sei. Da schickten (auch) sie einen Boten zu den Malla von Kusinārā (und ließen ihnen sagen): „Der Erhabene war vom Adel, und wir sind es auch. Auch wir können (also) . . .
Auch die Koliya von Rāmagāma hörten . . .
Auch ein Brahmane von Veṭhadīpa hörte, daß der Erhabene in Kusinārā verschieden sei. Da schickte (auch) er einen Boten zu den Malla von Kusinārā (und ließ ihnen sagen): „Der Erhabene war vom Adel, und ich bin ein Brahmane. Auch ich kann (also) einen Teil der Reliquien des Erhabenen beanspruchen; auch ich werde einen Thūpa darüber errichten und ein Fest für sie feiern.“
Auch die Malla von Pāvā hörten, daß der Erhabene in Kusinārā verschieden sei. Da schickten (auch) sie einen Boten zu den Malla (und ließen ihnen sagen): „Der Erhabene war vom Adel, und wir sind es auch. Auch wir können (also) . . .
Alle diese Bestellungen beantworteten die Malla von Kusinārā durch folgende Erklärung an die (versammelten) verschiedenen Gruppen von Leuten: „In unserer Feldmark ist der Erhabene verschieden. Wir werden also von den Körper-Reliquien des Erhabenen keine abgeben.“ Aber der Brahmane Doṇa sprach zu den Versammelten:
„Verehrte, hört, und laßt ein Wort mich sagen!
Der Buddha lehrte uns: ‚Lernt euch vertragen‘
Wir müßten uns vor diesem Hohen schämen,
Wenn um die Knochen wir ins Streiten kämen.In Frieden wolln wir teilen, ihr Verehrten,
Die Reste achtfach (da sie Acht begehrten).
Allüberall soll Glaube sich entzünden
An Thūpa’s, die den Ruhm des Sehers künden.“
„Dann teile Du selbst, Brahmane, des Erhabenen Knochen-Reliquien in acht genau gleiche Teile!“
„Ja“, antwortete zustimmend der Brahmane Doṇa den Versammelten, vollführte die Teilung in acht ganz gleiche Teile und sprach dann zu den Versammelten: „Diesen Topf (in dem die Reliquien sich befinden) wollet, Verehrte, mir bewilligen; auch ich will einen Thūpa darüber errichten und ein Fest für ihn feiern.“ Und sie bewilligten dem Brahmanen Doṇa den Topf.
Auch die Moriya von Pipphalivana hörten, der Erhabene sei in Kusinārā verschieden. Da schickten (auch) sie (noch) einen Boten zu den Malla von Kusinārā (und ließen ihnen sagen): „Der Erhabene war vom Adel, und wir sind es auch. Auch wir können (also) einen Teil der Reliquien des Erhabenen beanspruchen; auch wir wollen einen Thūpa darüber errichten und ein Fest für sie feiern.“
„Von den Reliquien des Erhabenen ist nichts mehr übrig, sie sind alle schon verteilt. Aber die Asche (vom Scheiterhaufen) könnt ihr bekommen.“ Da nahmen sie die Asche.
Der Magadha-König Ajātasattu Vedehiputta erbaute dann in Rājagaha einen Thūpa über seinen Knochenreliquien des Erhabenen und feierte ein Fest für sie, ebenso die Licchavi von Vesālī in Vesālī, die Sakya von Kapilavatthu in Kapilavatthu, die Buli von Allakappa in Allakappa, die Koliya von Rāmagāma in Rāmagāma, der Brahmane aus Veṭhadīpa in Veṭhadīpa, die Malla von Pāvā in Pāvā, die Malla von Kusinārā in Kusinārā, und der Brahmane Doṇa erbaute einen Thūpa über dem (Reliquien-)Topf und feierte ihm ein Fest, und die Moriya von Pipphalivana erbauten einen Thūpa über der Asche und feierten dafür ein Fest.
So gab es also acht Thūpa’s über Knochenreliquien von ihm, und einen neunten über dem (Reliquien-)Topfe und einen zehnten über der Asche.
So also hat sich das ehemals zugetragen.
Acht Metzen Knochen von dem Seher blieben:
In Jambudipa selbst verehrt man sieben,
Für eine Metze wird ein Fest begangen
Von Rāmagāma’s Königen der Schlangen.Die Götter selbst auch einen Zahn bewahren,
Und einen hegt die Hauptstadt der Gandhāren.
Auch in Kāliṅga’s und der Nāga Landen
Je einer von den Zähnen ist vorhanden.Es glänzt die Welt dank diesen Körperresten,
Weil man sie ehrt mit reinen Opferfesten.
Man ehrt sie reich mit immer neuen Ehren,
Die Reste des Erschauers (hoher Lehren).Dem Buddha Könige von allen Dreien—
Von Göttern, Nāga’s, Menschen—Ehre weihen.
Die Hände faltend bringt ihm Ovationen!
Ein Buddha kommt nicht wieder in Aeonen.
Ende des Mahā-Parinibbānasutta.