Dīgha Nikāya 2
Sāmaññaphala Sutta
Von der Frucht des Lebens der Samaṇa
So habe ich berichten hören.
Einst weilte der Erhabene mit einer großen Bhikkhu-Schar—es waren zwölf und ein halb Hundert—bei der Stadt Rājagaha im Mangowalde des Jīvaka Komārabhacca. Während dieser Zeit saß der König von Magadha Ajātasattu Vedehiputta einmal—es war der Fasttag, der auf den fünfzehnten fällt und gerade Vollmond des Monats Kattika, der das Ende des (betreffenden) Jahres-Drittels bezeichnet—am vollmondhellen Abend im Kreise seiner Minister auf dem prachtvollen Söller des Palastes. Da rief der König freudig erregt: „Lieblich fürwahr ist diese Mondnacht! Schön ist sie, herrlich, herzerfreuend, vielverheißend. Welchem Samaṇa oder Brahmanen wollen wir da zur Befriedigung unseres Geistes unsere Aufwartung machen?“
Hierauf antwortete einer der Minister dem König von Magadha Ajātasattu Vedehiputta: „Da ist ja, Herr, jener Pūraṇa Kassapa, Leiter einer Gemeinde, Lehrer einer Schule, als Lehrer wohlbekannt, ein berühmter Sektenstifter, hochgeehrt im Volke, erfahren, seit langem der Welt entflohen, alt und betagt. Diesem Pūraṇa Kassapa wolle der Herr seine Aufwartung machen, vielleicht gewährt dieser Besuch dem Herrn Befriedigung.“ Aber der König von Magadha Ajātasattu Vedehiputta nahm diese Worte mit Schweigen auf.
Darauf sprach ein anderer Minister zum König von Magadha Ajātasattu Vedehiputta: „Herr, da ist ja auch jener Makkhali-Gosāla, Leiter einer Gemeinde . . ..“ Aber der König schwieg auch zu diesen Worten.
. . . Sañjaya Belaṭṭhiputta . . .
. . . Nigaṇṭha Nātaputta . . . Aber der König von Magadha Ajātasattu Vedehiputta schwieg auch zu diesen Worten.
Unterdessen saß Jīvaka Komārabhacca schweigsam nicht weit vom Könige von Magadha Ajātasattu Vedehiputta. Da richtete der König an ihn die Frage: „Warum verhältst denn aber du dich schweigend, lieber Jīvaka?“
„Herr, da weilt der Erhabene, der Vollendete, der vollkommen Erleuchtete, mit einer großen Bhikkhu-Schar—es sind zwölf und ein halb Hundert—in unserem Mangowalde. Über ihn, den erhabenen Gotama, ergeht man sich überall in glänzenden Ruhmesworten dieser Art: ‚Wahrlich, er ist der Erhabene, der Vollendete, der vollkommen Erleuchtete, reich an Wissen, wegeskundig, der Pfadvollender, Welterkenner, der unvergleichliche Menschenerzieher, der Lehrer von Göttern und Menschen, der erhabene Buddha‘. Ihm, dem Erhabenen, wolle der Herr seine Aufwartung machen, vielleicht gewährt dieser Besuch dem Herrn Befriedigung.“
„So laß die Reit-Elefanten satteln, lieber Jīvaka!“
„Es soll geschehen, Herr.“ mit diesen Worten sprach Jīvaka Komārabhacca dem Könige seine Bereitwilligkeit aus und ließ fünfhundert weibliche Reit-Elefanten und des Königs Leib-Elefanten anschirren und dem Könige dann melden: „Herr, die Reit-Elefanten sind gesattelt; bestimme nun, was dir gefällt.“ Da ließ der König seine Frauen einzeln auf je eins der fünfhundert Elefantenweibchen steigen, er selbst bestieg seinen Leib-Elefanten und ritt dann, von Fackelträgern begleitet, mit großem königlichen Pomp aus Rājagaha hinaus in der Richtung auf Jīvaka Komārabhacca’s Mango-Wald.
Da, nicht weit mehr vom Mango-Walde, überkam den König Furcht und Zittern, ein Schauer lief ihm über den Körper, und voll Furcht und Angst richtete er an Jīvaka Komārabhacca die Frage: „Du überlistest mich doch nicht etwa, lieber Jīvaka? Du hintergehst mich doch nicht etwa, lieber Jīvaka? Du lieferst mich doch nicht etwa meinen Feinden in die Hände, lieber Jīvaka? Wie wäre es denn möglich, daß von einem so großen Bhikkhu-Haufen von zwölf und ein halb Hundert Bhikkhu’s kein Laut zu hören ist, kein Niesen, kein Husten und nicht das geringste Gemurmel?“ „Fürchte dich nicht, Mahārāja! Ich überliste dich nicht, Herr, ich hintergehe dich nicht und liefere dich nicht deinen Feinden in die Hände. Reite nur näher hin! Dort in der runden Halle brennen die Lichter.“
Da ritt der König auf seinem Elefanten so weit als der Weg für diesen gangbar war, dann stieg er ab und ging zu Fuße bis an den Eingang der runden Halle. Dort fragte er den Jīvaka Komārabhacca: „Lieber Jīvaka, wo sitzt nun der Erhabene?“ „Mahārāja, jener dort ist der Erhabene, der, der am Mittelpfosten mit dem Gesicht nach dem Eingange sitzt, die Bhikkhu-Schar vor sich.“
Da ging der König hin zum Erhabenen, hielt sich aber etwas abseits, er überblickte die vollkommen schweigsame Bhikkhu-Schar, die einem ruhig daliegenden See zu vergleichen war, und rief freudig erregt: „Möchte doch Prinz Udāyibhadda dieselbe Seelenruhe besitzen wie diese Bhikkhu-Schar!“ „Mahārāja, du gingst (in Gedanken) wohl eben deiner Liebe nach?“
„Ja, Herr, ich habe den Prinzen Udāyibhadda lieb, und ich möchte, Herr, er besäße dieselbe Seelenruhe wie diese Bhikkhu-Schar.“
Dann verneigte sich der König ehrerbietig vor dem Erhabenen, erhob seine zusammengelegten Hände gegen die Bhikkhu-Schar, setzte sich etwas abseits nieder und sprach dann zum Erhabenen: „Herr, ich möchte den Erhabenen etwas fragen, falls der Erhabene mir die Frage zu tun erlaubt“. „Mahārāja, frage, was du willst!“
„Herr, wie (die Vertreter) jener vielen einzelnen Fähigkeiten und Berufe, wie: die Leute, die sich auf Elefanten, Pferde und Wagen verstehen und damit umgehen, Lehrer der Bogenschießkunst und Bogenschützen, Fahnenträger im Kampfe, Ordner, Vorkämpfer, die adligen Krieger von Beruf, die Renommierkämpfer, die Felsen in der Schlacht, Helden, Panzerkämpfer, die Sklaven von Geburt, Köche, Barbiere, Badediener, Bäcker, Kranzwinder, Wäscher, Weber, Korbmacher, Töpfer, Zählmeister, Fingerrechner (?) und andere Vertreter derartiger einzelner Fähigkeiten und Berufe—wie diese in dieser sichtbaren Welt den Lohn für ihre Fertigkeiten sichtbarlich genießen und damit sich selbst, ihren Eltern, Frauen und Kindern, Freunden und Genossen ein Leben in Behagen und Freude verschaffen und Spenden an Samaṇa’s und Brahmanen sich damit ermöglichen, deren Wirkung in’s Jenseits reicht, die im Himmel ihre Vergeltung finden, mit Glück belohnt werden, zur himmlischen Seligkeit führen, ist es, Herr, in derselben Weise möglich, eine Frucht vom Leben der Samaṇa’s in der sichtbaren Welt aufzuweisen?“
„Mahārāja, erinnerst du dich, ob du diese Frage anderen Samaṇa’s und Brahmanen schon vorgelegt hast?“
„Ja, Herr, ich erinnere mich, ich habe sie schon anderen Samaṇa’s und Brahmanen vorgelegt.“
„Sage mir doch, Mahārāja, (wenn es dir nichts ausmacht, was jene dir geantwortet haben!“
„Herr, es macht mir gar nichts aus, es zu erzählen, wo der Erhabene und seinesgleichen (als Hörer) sitzen.“
„So erzähle denn, Mahārāja!“
„Herr, ich besuchte einmal den Pūraṇa Kassapa, begrüßte mich freundlich mit ihm, tauschte mit ihm die üblichen Höflichkeiten und Fragen nach dem Befinden usw., nahm etwas abseits von ihm Platz und legte ihm dann die Frage vor: ‚Verehrter Kassapa, wie (die Vertreter) jener mannigfachen einzelnen Fähigkeiten und Berufe . . .‘
„Darauf antwortete mir Pūraṇa Kassapa folgendes: ‚Mahārāja, mag jemand etwas tun oder tun lassen, verstümmeln oder verstümmeln lassen‘, braten oder braten lassen, Kummer bereiten, drangsalieren, zittern machen oder zittern machen lassen, Leben vernichten, fremdes Gut sich aneignen, ohne daß es ihm gegeben ist, einbrechen, Geraubtes fortschleppen, einsam stehende Häuser ausplündern, Wegelagerei treiben, zu eines andern Weib gehen, lügen, er tut mit alledem nichts Böses. Auch wenn man mit einer messerscharfen Wurfscheibe die Lebewesen dieser Erde in eine einzige Fleischpastete, in einen einzigen Haufen Fleisch verwandelte, es erwüchse daraus keine Schuld und kein Teilhaftigwerden einer Schuld. Ginge jemand südlich vom Ganges und tötete und ließe töten, verstümmelte und ließe verstümmeln, briete und ließe braten, es erwüchse ihm daraus keine Schuld und keine Zurechnung der Schuld. Und ginge einer nördlich vom Ganges Almosen spendend und spenden lassend, opfernd und opfern lassend, es erwüchse ihm daraus kein Verdienst und kein Teilhaftigwerden eines Verdienstes. Aus Freigebigkeit, Selbstbezähmung und -Zügelung, Wahrhaftigkeit resultiert kein Verdienst und kein Teilhaftigwerden eines Verdienstes.‘
„Der Art, Herr, predigte mir Pūraṇa Kassapa, als ich ihn nach der sichtbaren Frucht des Lebens der Samaṇa’s fragte, die Bedeutungslosigkeit des Handelns. Wie wenn, Herr, jemand, den man um Auskunft über die Mangofrucht anginge, sich über die Frucht des Brotbaumes ausließe, oder jemand, den man um Auskunft über die Frucht des Brotbaumes ersuchte, über die Mangofrucht einen Vortrag hielte, geradeso predigte Pūraṇa Kassapa, als ich ihn nach der sichtbaren Frucht des Lebens der Samaṇa fragte, mir die Bedeutungslosigkeit des Handelns. Aber, Herr, ich bedachte: ‚Wie könnte unsereiner es wohl für angängig halten, einen im Reiche wohnenden Samaṇa oder Brahmanen zu kränken?‘ So ließ ich es denn ganz unerörtert, ob ich seine Worte billigte oder ablehnte, und obwohl ich nicht erbaut war, ließ ich kein unfreundliches Wort fallen, sondern nahm die Rede ruhig hin, ohne Wert auf sie zu legen, stand vom Sitze auf und entfernte mich.“
„Ein andermal, Herr, besuchte ich den Makkhali-Gosāla . . .
„Darauf, Herr, antwortete mir Makkhali-Gosāla folgendes: ‚Mahārāja, es gibt nicht Grund noch Ursache für die Sündhaftigkeit der Individuen, grund- und ursachelos sind sie sündhaft. Es gibt nicht Grund und Ursache für die moralische Reinheit der Individuen, grund- und ursachelos sind sie rein. Es gibt nicht eignes Handeln, nicht fremdes Handeln, nicht Menschenhandeln, es gibt nicht Stärke, nicht Energie, nicht Menschenkraft, nicht Menschenanstrengung. Alle Individuen, Kreaturen, Wesen, alle Arten des Lebendigen haben ihre Daseinsform nicht kraft freien Willens, aus eigener Kraft und Energie, sondern nur infolge von Schicksalsbestimmung, Umgebung, angeborenem Wesen und erfahren nur so Glück und Leiden, als Zugehörige der sechs Wesenklassen (in die sie zerfallen). Vierzehnhundertausend an Zahl sind die hauptsächlichen Geburten und andere sechzighundert und noch andere sechshundert, fünfhundert Arten des Kamma, und noch fünf, und drei, und eine, und ein halbes Kamma. Es gibt zweiundsechzig Pfade (der Lebensführung), zweiundsechzig Unter-Kappa’s, sechs Klassen von Wesen (ihrer moralischen Lebensführung nach), acht Stadien des Menschen (bis zur Heiligkeit und darüber), neunundvierzighundert (Arten) des Lebensunterhalts, neunundvierzighundert (Arten) Wander- Asketen, neunundvierzighundert Gegenden, wo Nāga’s wohnen, zwanzighundert Körper- und Seelenvermögen, dreißighundert Höllen, sechsunddreißigerlei Staubiges, sieben (Klassen) sich fortpflanzender bewußter Wesen, sieben (Klassen) sich fortpflanzender nicht bewußter Dinge, sieben Dinge, die sich durch Knoten fortpflanzen, sieben Götter, sieben Menschen, sieben Teufel, sieben Seen, sieben, . , siebenhundert, . , sieben Bergabhänge und siebenhundert Bergabhänge, sieben Träume und siebenhundert Träume, vierundachzighunderttausend große Weltperioden, während deren Kluge und Toren den Kreislauf der Seelenwanderung vollendend des Leidens Ende herbeiführen werden. Da ist nicht zu denken: ‚Durch diese sittliche Zucht, diese Observanzen, diese Askese, diesen heiligen Wandel werde ich die noch nicht vollkommen reife Tatvergeltung zur vollkommenen Reife bringen oder die schon vollkommen reife Tatvergeltung, sie in einer Reihe Existenzen ertragend, erschöpfen‘. So ist es nicht. Glück und Leid sind wie mit Scheffeln zugemessen, und die Dauer der Seelenwanderung hat ihren bestimmten Termin, es gibt keine Verkürzung und keine Verlängerung derselben, keine Vergrößerung und keine Verkleinerung. Wie ein hingeworfenes Garnknäul abläuft, nur indem es sich aufwickelt, geradeso werden Toren sowohl wie Weise, nur indem sie den Kreislauf der Seelenwanderung vollenden, des Leidens Ende herbeiführen‘.
„Der Art, Herr, predigte mir Makkhali-Gosāla, als ich ihn nach der irdischen Frucht des Lebens der Samaṇa’s fragte, die Unabhängigkeit des Saṃsāra. Wie wenn jemand, den man um Auskunft über die Mango-Frucht anginge, sich über die Frucht des Brotbaumes ausließe . . .
„Ein ander Mal, Herr, besuchte ich den Ajita Kesakambalī . . .
„Darauf, Herr, antwortete mir Ajita Kesakambalī folgendes: ‚Mahārāja, es gibt nicht Spenden, nicht Opfer, nicht Darbringung, es gibt nicht Frucht und Reifwerden der guten und bösen Taten, es gibt kein Diesseits und kein Jenseits, es gibt nicht Vater und Mutter, es gibt (aber auch) keine (ungezeugten) Wesen des Jenseits, es gibt in der Welt keine Samaṇa’s und Brahmanen, die, weil sie zum rechten Ziel auf dem rechten Pfade gewandelt sind, kraft dessen Diesseits und Jenseits selbst erkannt und durchschaut haben und nun zu erklären imstande sind.
„‚Der Mensch ist einfach eine Zusammensetzung aus den vier Elementen; wenn er stirbt, geht Erde wieder zur Erde, Wasser zum Wasser, Feuer zum Feuer, Luft zur Luft, der Sinnenapparat in den Raum. Zu fünft ziehen sie, (vier) Männer und eine Bahre, mit dem Leichnam ab, bis zum Verbrennungsplatze unterhalten sich (die Träger) über den Toten. Dann sind nur noch bleiche Knochen übrig, und in der Asche enden seine Opfer-Darbringungen. Nur von Toren wird Freigebigkeit gepredigt. Die führen ein leeres, falsches Gerede, die von etwas Seiendem reden. Toren wie Weise werden mit dem körperlichen Ende vernichtet, vergehen und sind nicht mehr nach dem Tode.‘
„Der Art, Herr, predigte mir Ajita Kesakambalī, als ich ihn nach der irdischen Frucht des Lebens der Samaṇa’s fragte, von der Vernichtung. Wie wenn, Herr, . . ..
„Ein andermal, Herr, besuchte ich den Pakudha Kaccāyana . . ..
„Darauf, Herr, antwortete Pakudha Kaccāyana mir folgendes: ‚Mahārāja, diese sieben Elementar-Stoffe sind weder spontan noch auf jemandes Gebot gemacht oder geschaffen, sie sind unfähig Neues hervorzubringen, unwandelbar wie ein Berg, feststehend ohne Wanken wie ein Pfeiler. Sie bewegen sich nicht, ändern sich nicht, stoßen sich nicht und sind ohne Einfluß einer auf Wohl oder Wehe oder Wohl und Wehe des anderen. Welches sind diese sieben? Erde, Wasser, Feuer, Luft, Lust, Leid und das Leben als siebenter. Diese sieben Elementar-Stoffe sind weder spontan noch auf jemandes Gebot gemacht . . . . Da gibt es keinen, der tötet oder töten läßt, hört oder hören läßt, erkennt oder erkennen läßt. Und wenn einer mit einem scharfen Schwerte einen Schädel spaltet, bringt er nichts vom Leben zum Tode, der Schnitt des Schwertes geht zwischen den Grenzen aller sieben Elementar-Stoffe hindurch.‘
„Der Art, Herr, predigte mir Pakudha Kaccāyana, als ich ihn nach der irdischen Frucht des Lebens der Samaṇa’s fragte, etwas ganz anderes von anderem Gesichtspunkte aus. Wie wenn, Herr, jemand, den man um Auskunft über die Mangofrucht anginge, sich über die Fracht des Brotbaumes ausließe . . . .
„Ein andermal, Herr, besuchte ich den Nigaṇṭha Nātaputta . . ..
„Darauf, Herr, antwortete mir Nigaṇṭha Nātaputta folgendes: ‚Mahārāja, hierzu ist zu bemerken: Ein Nigaṇṭha ist mit dem vierfachen Gehege der Selbstzucht umgeben. Wieso? Er enthält sich alles (kalten) Wassers, er ist ausgerüstet mit (dem Willen zur) Abwehr alles (Bösen), er ist rein (von allem Bösen) vermöge der Abwehr (desselben), er ist rings umhüllt mit der Abwehr (alles Bösen). So ist, Mahārāja, ein Nigaṇṭha mit dem vierfachen Gehege der Selbstzucht umgeben. Und darum, Mahārāja, heißt ein solcher Nigaṇṭha ‚Einer, dessen Inneres zum Ziel gelangt ist‘, ‚Einer, dessen Selbst bezähmt ist‘ und ‚Einer, dessen Herz gefestigt ist‘.‘
„Der Art, Herr, predigte mir Nigaṇṭha Nātaputta, als ich ihn nach der irdischen Frucht des Lebens der Samaṇa’s fragte, über das vierfache Gehege der Selbstzucht. Wie wenn, Herr, jemand . . .
„Ein andermal, Herr, besuchte ich den Sañjaya Belaṭṭhiputta . . .
„Darauf, Herr, antwortete Sañjaya Belaṭṭhiputta mir folgendes: ‚Wenn du mich fragtest: ‚Gibt es ein Jenseits?‘, so würde ich, wenn ich der Ansicht wäre: ‚Es gibt ein Jenseits‘, dir antworten: ‚Es gibt ein Jenseits‘. Aber das ist nicht meine Ansicht. Ich sage dazu weder ja, noch etwas anderes, noch auch nein, noch ist es meine Ansicht, daß es nicht der Fall sei, daß es sich nicht so verhalte.—(Wenn du mich fragtest:) ‚Gibt es kein Jenseits?‘ . . .—‚Gibt es sowohl ein Jenseits, wie es ein solches nicht gibt?‘—‚Gibt es weder ein Jenseits noch gibt es kein solches?‘—‚Gibt es ungezeugte Wesen des Jenseits?‘—‚Gibt es solche Wesen nicht?‘—‚Gibt es sowohl welche wie es sie nicht gibt?‘—‚Gibt es weder welche noch gibt es solche nicht?‘—‚Gibt es eine Frucht, eine Vergeltung der guten und bösen Werke?‘—‚Gibt es keine Frucht und keine Vergeltung der guten und bösen Werke?‘—‚Gibt es solche sowohl wie es sie nicht gibt?‘—‚Gibt es sie weder noch gibt es sie nicht?‘—‚Existiert der Tathāgata nach dem Tode?‘—‚Existiert er nicht nach dem Tode?‘—‚Existiert er nach dem Tode sowohl wie er nicht existiert?‘—‚Existiert er weder nach dem Tode noch existiert er nicht?‘ Wenn du mich so fragtest, so würde ich, wenn ich der Ansicht wäre: ‚Der Tathāgata existiert weder nach dem Tode noch existiert er nicht‘, dir antworten: ‚Der Tathāgata existiert weder nach dem Tode noch existiert er nicht‘. Aber das ist nicht meine Ansicht. Ich sage dazu weder ja, noch etwas anderes, noch auch nein, noch ist es meine Ansicht, daß es nicht der Fall sei, daß es sich nicht so verhalte.‘
„Der Art, Herr, gab mir Sañjaya Belaṭṭhiputta, als ich ihn nach dem irdischen Nutzen des Lebens der Samaṇa’s fragte, ausweichende Antworten. Wie wenn, Herr, jemand . . .. Da dachte ich, Herr, bei mir: ‚Das ist der allertörichtste und allerkonfuseste von diesen Samaṇa’s und Brahmanen. Wie kann er, wenn ich ihn nach der irdischen Frucht des Lebens der Samaṇa’s frage, mir solche ausweichenden Antworten geben?‘ Aber ich bedachte: ‚Wie könnte unsereiner . . .‘
„So lege ich denn, Herr, nunmehr dem Erhabenen dieselbe Frage vor: ‚Wie, Herr, jene vielen einzelnen Fähigkeiten und Berufe . . ., ist es, Herr, in derselben Weise möglich, eine irdische Frucht des Lebens der Samaṇa’s sichtbarlich aufzuweisen?‘“
„Mahārāja, ja, es ist möglich. Wohlan, Mahārāja, laß mich dir eine Gegenfrage vorlegen, und beantworte sie, wie es dir gefällt!
„Mahārāja, was meinst du zu folgendem Falle? Nimm an, du hast einen Menschen, der dein unablässig tätiger Sklave ist, der sich vor dir erhebt (wenn du eben in der Ferne erscheinst) und erst lange nach (dir) sich wieder niederläßt, der eifrig auf den Dienst paßt, der sich auf jede Weise angenehm macht, gefällig redet und dir alles vom Munde absieht. Der kommt eines Tages auf den Gedanken: ‚Es ist doch etwas Seltsames und Wunderbares um Frucht und Vergeltung der guten Werke. Dieser König von Magadha Ajātasattu Vedehiputta ist doch nur ein Mensch, und ich bin ebensogut einer. Aber dieser König von Magadha Ajātasattu Vedehiputta hat alle fünf Arten von irdischen Genüssen zu Besitz und Eigen und schwelgt in ihnen wie ein Gott; ich dagegen bin sein unablässig tätiger Sklave, der sich (beim bloßen Anblick des Kommenden) erhebt und erst lange nach ihm sich wieder niederläßt, der eifrig auf den Dienst paßt, sich auf jede Weise ihm angenehm zu machen sucht, gefällig redet und ihm alles vom Munde abzusehen sucht. Es ginge sicherlich auch mir wie ihm, wenn ich die verdienstlichen Werke täte, die er getan hat. Wohlan, ich will Haar und Bart mir abnehmen lassen, die gelbroten Gewänder antun und (als Asket) aus dem Heim in die Heimlosigkeit gehen.‘ Und er führt dann seinen Entschluß wirklich aus und lebt fortan auf der Hut gegen Körper, Rede und Gedanken, zufrieden, wenn er eben den Hunger stillen und seine Blöße decken kann, schwelgend in der Weltentrücktheit. Wenn dir dann eines Tages deine Leute über ihn die Meldung machen: ‚Herr, nimm doch, bitte, zur Kenntnis: Der Mensch, der dein unablässig tätiger Sklave war . . ., der hat sich Haar und Bart abnehmen lassen, die gelbroten Gewänder angetan und ist aus dem Heim in die Heimlosigkeit gegangen; und er hält sich in Zucht, was Körper, Rede und Gedanken anbetrifft, zufrieden, wenn er eben den Hunger stillen und seine Blöße decken kann, und schwelgend im Glück der Weltentrücktheit‘, würdest du dann wohl sprechen: ‚Der Mensch soll zu mir zurück, er soll wieder mein unablässig tätiger Sklave sein . . .‘?“
„Durchaus nicht, Herr! Vielmehr würden wir in eigener Person zuerst ihn ehrfurchtsvoll grüßen, bei seinem Kommen vom Sitze aufstehen, ihn zum Sitzen einladen, ihm Gewandung, Almosenspeise, Unterkunft, für Kranke zuträgliche Medizin und die Dinge anbieten, die zur Ausstattung eines Bhikkhu gehören, und wir würden Schutz, Hut und Fürsorge für ihn anordnen, wie es frommen Männern gegenüber angebracht ist.“
„Was meinst du denn also, Mahārāja? Sintemalen es sich so verhält, gibt es da eine sichtbare Frucht des Lebens der Samaṇa’s oder nicht?“
„Wahrlich, Herr, da es sich so verhält, so gibt es eine sichtbare Frucht des Lebens der Samaṇa’s.“
„Mahārāja, das ist die erste sichtbare Frucht des Lebens der Samaṇa’s schon in diesem irdischen Dasein, die ich dir zeige.“
„Herr, gibt es denn noch eine andere sichtbare Frucht des Lebens der Samaṇa’s, die du mir in derselben Weise aufzeigen kannst?“ „Ja, Mahārāja! Wohlan, laß mich dir wieder eine Gegenfrage vorlegen, und beantworte sie, wie es dir gefällt! Was meinst du, Mahārāja, zu folgendem Falle: Stelle dir vor, du hast (in deinem Lande) einen Eigenkätner, der Landwirtschaft betreibt, Steuern bezahlt und deinen Schatz vermehrt. Der kommt dann eines Tages auf den Gedanken: ‚Seltsam in der Tat und wunderbar! Dieser König von Magadha Ajātasattu Vedehiputta ist doch nur ein Mensch geradeso wie auch ich. Aber er hat alle fünf Arten von irdischen Genüssen zu Besitz und Eigen und schwelgt in ihnen wie ein Gott, ich aber bin nur ein Eigenkätner in seinem Lande, der Landwirtschaft betreibt, Steuern bezahlt und seinen Schatz vermehrt. Es ginge sicherlich auch mir wie ihm, wenn ich die verdienstlichen Werke täte, die er getan hat. Wohlan, ich will Haar und Bart mir abnehmen lassen, die gelbroten Gewänder antun und aus dem Heim in die Heimlosigkeit gehen!‘ Und er läßt dann wirklich seinen kleineren oder größeren Besitz, seinen kleineren oder größeren Verwandtenkreis im Stiche, läßt sich Haar und Bart abnehmen, legt gelbrote Gewänder an, geht aus dem Heim in die Heimlosigkeit und hält sich fortan in Zucht, was Körper, Rede und Gedanken anbetrifft, zufrieden, wenn er eben den Hunger stillen und seine Blöße decken kann, und schwelgend in dem Glück der Weltentrücktheit . . .“
„Durchaus nicht, Herr! Vielmehr . . .“
„Was meinst du denn also, Mahārāja? Sintemalen es sich so verhält, gibt es da eine sichtbare Frucht des Lebens der Samaṇa’s oder nicht?“
„Wahrlich, Herr, es gibt, da es sich so verhält, eine sichtbare Frucht des Lebens der Samaṇa’s.“
„Mahārāja, das ist die zweite sichtbare Frucht des Lebens der Samaṇa’s schon im irdischen Dasein, die ich dir aufzeige.“
„Herr, ist es denn möglich, noch eine andere sichtbare Frucht des Lebens der Samaṇa’s aufzuzeigen, die schöner und besser ist als diese beiden?“
„Ja, Mahārāja! Wohlan, höre und beherzige es wohl, was ich dir sagen werde!“
„Ja, Herr“, antwortete zustimmend der König von Magadha Ajātasattu Vedehiputta dem Erhabenen. Der Erhabene sprach:
„Mahārāja, es handelt sich da um den Fall, daß in der Welt ein Tathāgata ersteht, ein vollendeter vollkommen Erleuchteter, kundig des rechten Wissens und des rechten Weges, ein Pfadvollender, ein Welterkenner, ein unvergleichlicher Menschenerzieher, ein Lehrer von Göttern und Menschen, ein erhabener Buddha. Der offenbart (das Wesen) dieser Welt samt der der Götter, Māra’s und Brahmā-Götter, (das Wesen) der Kreaturen einschließlich der Samaṇa’s, Brahmanen, Götter und Menschen, nachdem er es selbst erkannt und durchschaut hat. Er predigt die Lehre, die schön am Anfang, schön in der Mitte und schön am Ende ist, voll Bedeutung und Sorgfalt in der äußeren Form, den lückenlos vollständigen reinen heiligen Wandel predigt er.
„Diese Predigt hört (z.B.) ein gewöhnlicher Bürger oder Bürgerssohn oder einer aus irgend einem anderen Stande. Der gelangt, nachdem er die Predigt gehört hat, zum Glauben an den Tathāgata. Im Besitz dieses Glaubens erwägt er so: ‚Eine drangvolle Enge ist das Leben im Hause, ein Tummelplatz der Leidenschaften, Weltflucht ist Freiheit. Für jemand, der das Hausleben führt, ist es nicht leicht, den ganz vollkommenen, ganz reinen, perlmuttergleichen heiligen Wandel zu führen. Wohlan, ich will mir Haar und Bart abnehmen lassen, gelbrote Gewänder antun und aus dem Heim in die Heimlosigkeit gehen!‘ und er läßt dann wirklich seinen kleineren oder größeren Besitz, seinen kleineren oder größeren Verwandtenkreis im Stich, läßt sich Haar und Bart abnehmen, tut gelbrote Gewänder an und geht aus dem Heim in die Heimlosigkeit.
„In diesem Stande lebt er dahin in Zucht gehalten durch die Schranken der Pātimokkha-Vorschriften, guter Führung befleißigt er sich, auch in kleinen Verfehlungen sieht er eine Gefahr, die Gebote hat er auf sich genommen und müht sich ihnen nachzuleben, er lebt einwandfrei in Werken und Worten, untadelig ist die Art, wie er sein Leben fristet, er befolgt die Regeln der sittlichen Zucht, sorgsam hält er Wache am Tore seiner Sinne, er handelt in besonnener Vollbewußtheit, er ist voll Zufriedenheit.
„Und, Mahārāja, worin besteht die sittliche Zucht des Bhikkhu? Mahārāja, darin besteht des Bhikkhu sittliche Zucht: er enthält sich der Verletzung lebender Wesen, er hat ihr entsagt, er rührt weder Stock noch Waffe an, er lebt anspruchslos, mitleidsvoll, nur von der Sorge um aller Kreaturen Wohlsein bewegt, dahin. Das ist ein Teil seiner sittlichen Zucht.
„Er vermeidet und verabscheut, etwas zu nehmen, was ihm nicht gegeben ist, er nimmt und begehrt nur, was ihm gegeben wird, und ist frei von Diebsgelüsten und ehrlichen Herzens. Auch das ist ein Teil seiner sittlichen Zucht.
„Er meidet Unkeuschheit und führt einen reinen Wandel, lebt in Entsagung und verabscheut die Geschlechtslust, der der gewöhnliche Haufe ergeben ist. Auch das ...
„Er meidet und verabscheut die Lüge, redet die Wahrheit, ist der Wahrheit stetig ergeben, zuverlässig und vertrauenswürdig, truglos gegen die Menschen .............................................
„Mahārāja, ein Bhikkhu mit solcher sittlichen Zucht sieht auf keiner Seite Gefahr—was Gefahren anbetrifft, die mit der sittlichen Zucht etwas zu tun haben. Gerade wie ein (König) aus adligem Geschlecht, der der Salbung teilhaftig geworden ist und seine Gegner niedergeworfen hat, auf keiner Seite mehr Gefahr sieht—was Gefahren anbetrifft, die von Gegnern kommen,—so sieht auch ein Bhikkhu mit solcher sittlichen Zucht auf keiner Seite Gefahr—was Gefahren anbetrifft, die mit der sittlichen Zucht etwas zu tun haben. Und ausgestattet mit diesem hohen Schatze sittlicher Zucht empfindet er in seinem Innern ein fleckenloses Glück. Mahārāja, darin besteht des Bhikkhu sittliche Zucht.
Und, Mahārāja, worin besteht die Wachsamkeit des Bhikkhu am Tore der Sinne? Darin, Mahārāja, daß ein Bhikkhu, wenn er mit dem Auge eine Gestalt erblickt, weder diesen Sinnesreiz im Ganzen beachtet noch dessen Drum und Dran. Er geht vielmehr darauf aus, demjenigen Schranken zu ziehen, vermöge dessen die Übel Verlangen und Kümmernis über einen kommen, der nicht sich wachsam gegen den Gesichtssinn verhält: er ist auf seiner Hut gegenüber dem Gesichtssinn, er richtet sein Streben darauf, dem Gesichtssinn gegenüber sich mit einer Schranke zu umgeben. Wenn er mit dem Ohre einen Ton hört . . ., wenn er mit der Nase einen Geruch riecht . . ., wenn er mit der Zunge einen Geschmack kostet . . ., wenn er mit dem Körper eine Berührung empfindet . . ., wenn er mit dem Verstande einen Begriff bildet, so beachtet (ein solcher Mönch) weder die betreffenden Sinnesreize im Ganzen noch ihr Drum und Dran. Er geht vielmehr darauf aus, demjenigen Schranken zu ziehen, vermöge dessen die Übel Verlangen und Kümmernis über einen kommen, der sich nicht wachsam gegen den Verstand verhält: er ist auf seiner Hut gegenüber dem Verstande, er richtet sein Streben darauf, dem Verstande gegenüber sich mit einer Schranke zu umgeben. Und, ausgerüstet mit dieser Wachsamkeit gegen die Sinne, die nicht Sache der breiten Menge ist, empfindet er in seinem Inneren ein nicht durch Zerfahrenheit gefährdetes Glück. Darin, Mahārāja, besteht die Wachsamkeit des Bhikkhu am Tore der Sinne .
„Und worin, Mahārāja, besteht die besonnene Vollbewußtheit des Bhikkhu? Darin, Mahārāja, daß der Bhikkhu voll bewußt handelt, wenn er wohin geht und wenn er zurückkehrt, wenn er geradeaus blickt und wenn er umherblickt, wenn er Arme oder Füße beugt und wenn er sie ausstreckt, wenn er seine Tunika, sein Obergewand und sein Almosengefäß trägt, wenn er ißt, trinkt, kaut oder kostet, seine Notdurft in der einen oder der anderen Form verrichtet, geht, steht, sitzt, schläft, wacht, spricht oder schweigt. Darin, Mahārāja, besteht die besonnene Vollbewußtheit des Bhikkhu.
„Und worin, Mahārāja, besteht die Zufriedenheit eines Bhikkhu? Darin, Mahārāja, daß er nichts weiter verlangt als ein Gewand, das seinen Körper schützt, und Almosenspeise, die seinen Leib erhält, wohin er auch geht, überall nimmt er seine Habe mit sich. Wie ein beschwingter Vogel, wohin er auch fliegt, auf dem Fluge seine ganze Federmasse mit sich trägt, geradeso, Mahārāja, steht es mit dem zufriedenen Bhikkhu: er verlangt nichts weiter als ein Gewand, das seinen Körper schützt, und Almosenspeise, die seinen Leib erhält; wohin er auch geht, überall nimmt er seine Habe mit sich. Darin, großer König, besteht die Zufriedenheit eines Bhikkhu.
„Ausgerüstet mit jenen bei Alltagsmenschen nicht zu findenden Dingen: dem Schatz der sittlichen Zucht, der Wachsamkeit gegen die Sinne, der besonnenen Vollbewußtheit und der Zufriedenheit, sucht er eine weltentrückte Wohnstätte auf: die Einöde, den Raum unter den Luftwurzeln eines Baumes, einen Berg, eine Schlucht, eine Felsenhöhle, einen Bestattungsplatz, ödes Waldgestrüpp, eine Stelle unter freiem Himmel oder einen Strohhaufen. Dort setzt er sich nach der Mahlzeit, vom Almosengange zurückgekehrt, mit gekreuzten Beinen nieder, mit gerade aufgerichtetem Oberkörper, und pflegt die ernste Sammlung seines Inneren, daß auch im Antlitz deren Ernst sich spiegelt.
„Er unterdrückt die Liebe zur Welt und hält sein Herz dauernd frei von ihr, er läutert sein Inneres, daß es ihr- nicht anheimfällt. Er tut von sich ab Böswilligkeit und Lust zu schaden und verschließt ihnen fortan sein Herz; nur bewegt von der Sorge um aller Kreaturen Wohlsein läutert er sein Inneres, daß Bosheit und Schadenfreude ihm fernerhin fremd bleiben. Trägheit und Schlaffheit legt er ab und hält sie hinfort von sich fern, lichten Geistes, besonnen und vollbewußt läutert er sein Inneres von Trägheit und Schlaffheit. Übertriebene Ängstlichkeit und Unruhe überwindet er, ist innerlich ruhig und abgeklärt und läutert sein Inneres, daß übertriebene Ängstlichkeit und Unruhe keine Gewalt wieder über ihn gewinnen. Von Zweifeln hat er sich frei gemacht und ist fortan über sie hinaus, er kennt kein Schwanken des Urteils gegenüber dem Guten, er läutert sein Inneres so weit, daß es der Skepsis nicht wieder anheimfällt.
„Mahārāja, es ist damit so wie (mit dem Loswerden folgender lästigen Dinge): Jemand muß Geld borgen, um es in geschäftliche Unternehmungen zu stecken, die Unternehmungen glücken aber, sodaß er dann nicht nur jene früher aufgenommene Schuld abtragen kann, sondern auch noch eine Summe darüber hinaus übrig behält, um davon seiner Frau Putz zu kaufen. Der denkt dann: Ich mußte früher das Geld borgen, das ich in meine geschäftlichen Unternehmungen steckte, die Unternehmungen glückten aber, und ich konnte nicht nur jene früher aufgenommene Schuld abtragen, sondern ich habe auch noch ein Sümmchen übrig behalten, um meiner Frau Schmuck davon zu kaufen‘, und freut sich darüber und ist vergnügt.
„Oder, Mahārāja, jemand befindet sich nicht wohl, ist leidend, schwer krank, das Essen schmeckt ihm nicht, und der Körper ist entkräftet. Nach einiger Zeit aber erholt er sich von dieser Krankheit, das Essen schmeckt ihm wieder, und seine Körperkräfte kehren zurück. Da denkt er: ‚Ich befand mich vorher nicht wohl, ich war leidend . . ., jetzt aber . . .‘ und freut sich darüber und ist vergnügt.
„Oder, Mahārāja, es sitzt einer im Gefängnisse, wird aber später freigelassen, gesund und heil, und sein Besitz ist unangetastet geblieben. Der denkt dann: ‚. . .‘ und freut sich darüber und ist vergnügt.
„Oder, Mahārāja, jemand ist Sklave, nicht sein eigener Herr, einem anderen Untertan, und darf nicht gehen, wohin ihm beliebt. Später aber wird er aus der Sklaverei entlassen und ist somit sein eigener Herr, keinem anderen mehr Untertan, frei und kann gehen, wohin ihm beliebt. Der denkt dann ‚. . .‘ und freut sich darüber und ist vergnügt.
„Oder, Mahārāja, ein vermögender, reicher Mann zieht seine Straße durch eine wilde Waldgegend, wo die Gefahr des Verhungerns und andere Gefahren drohen. Endlich aber hat er sie hinter sich und kommt unversehrt zu einem friedlichen, Sicherheit gewährenden Dorfe. Der denkt dann: ‚. . .‘ und freut sich darüber und ist vergnügt.
„Mahārāja, wie eine Schuld, wie Krankheit, Gefängnis, Sklaverei oder eine Reise durch wilde Waldgegend, so betrachtet ein Bhikkhu der genannten Art jene fünf Hemmnisse, solange er sie in seinem Innern noch nicht überwunden hat. Und wie das Abtragen einer Schuld, Genesung von Krankheit, Entlassung aus dem Gefängnis, Freilassung aus der Sklaverei, Erreichung eines sicheren Asyls, so betrachtet ein solcher Bhikkhu das innere Freiwerden von jenen fünf Hemmnissen.
„Sobald er nun wahrnimmt, daß sie aus seinem Innern getilgt sind, erwacht in ihm Freude und Lust, (der Eindruck von) Körperlichkeit kommt (in ihm) zur Ruhe, im Besitz dieser Ruhe empfindet er Glück, und wenn er sich behaglich fühlt, gelangt auch sein Geist zur Konzentration. Indem er sich losmacht von den Sinnengenüssen, von allen verwerflichen geistigen und seelischen Tätigkeiten, erreicht er die mit energischem Denken und Erwägen verbundene glück- und freudenreiche erste Stufe der Versenkung, die durch Loslösung gewonnen wird, und hält sie fest. Er tränkt diesen seinen (leiblichen) Körper, überschüttet ihn vollständig, erfüllt ihn ganz und durchdringt ihn von allen Seiten mit der Freude und dem Glück, die aus der Loslösung erwachsen, sodaß kein einziges Winkelchen desselben von der Freude und dem Glücke undurchdrungen bleibt, die aus der Loslösung erwachsen.
„Wie wenn, Mahārāja, ein tüchtiger Bader oder Badergehilfe in ein Metallgefäß Wasch-Pulver tut, es mit Wasser fortgesetzt anfeuchtet und knetet, und wie der so entstandene zum Baden benutzte Teig mit Feuchtigkeit ganz durchdrungen, gesättigt, innen und außen vollgesogen ist, ohne zu tropfen, geradeso, großer König, tränkt ein solcher Bhikkhu diesen seinen leiblichen Körper, überschüttet ihn vollständig, erfüllt ihn ganz und durchdringt ihn von allen Seiten mit der Freude und dem Glück, die aus der Weltentrücktheit erwachsen, sodaß kein einziges Winkelchen desselben von der Freude und dem Glück undurchdrungen bleibt, die aus der Weltentrücktheit erwachsen.
„Mahārāja, auch das ist eine irdische Frucht des Lebens der Samaṇa’s, und zwar eine, die noch schöner und besser als die schon genannten ist.
„Dann wieder, Mahārāja, erreicht der Bhikkhu, indem er allem Denken und Erwägen ein Ende macht, die von Denken und Erwägen freie glück- und freudenreiche zweite Stufe der Versenkung, die Frieden im Inneren und Erhebung—und—Zusammenschluß des Geistes bringt und durch Konzentration gewonnen wird, und hält sie fest. Er tränkt diesen seinen leiblichen Körper . . . mit der Freude und dem Glück, die aus der Konzentration erwachsen, sodaß . . .
„Mahārāja, es verhält sich damit wie mit einem Teiche, der von einer Quelle in ihm selbst gespeist wird, von außen aber keinen Zufluß hat, weder auf der Ost- noch auf der West-, Nord- oder Süd-Seite, und in den es auch nicht von Zeit zu Zeit einmal ordentlich regnet. Diesen Teich speist der in ihm selbst quellende kühle Wasserstrom mit kühlem Wasser, durchströmt, füllt und umflutet ihn ganz damit, sodaß kein einziges Winkelchen des Teiches vom kühlen Wasser undurchdrungen bleibt. Geradeso, Mahārāja, tränkt ein solcher Bhikkhu diesen seinen leiblichen Körper . . .
„Mahārāja, auch das ist ein irdischer Nutzen des Lebens der Samaṇa’s, der schöner und höher als die schon genannten ist.
„Dann wieder, Mahārāja, erreicht der Bhikkhu, indem er sich von der Freude läutert, in Gleichmut dahin lebt, ernst besonnen und vollbewußt, und körperlich Glück empfindet, die dritte Stufe der Versenkung, welche die Auserwählten meinen, wenn sie sagen: ‚gleichmütig, ernst besonnen und beglückt‘, und hält sie fest. Er tränkt diesen seinen leiblichen Körper mit dem Glück, das jenseits von Freude ist . . .
„Wie, Mahārāja, in einer Gruppe blauer, weißer oder roter Lotusse manche mit allen ihren Teilen, mit Wurzel, Stil und Blüte, unterhalb der Oberfläche des Wassers bleiben, ausschließlich im Wasser vegetieren und von der Wurzel bis zur Spitze von der kühlen Feuchtigkeit getränkt, umspült, geschwellt und benetzt werden, so daß auch nicht die kleinste Stelle an ihnen von der kühlen Feuchtigkeit unbenetzt bleibt, geradeso, großer König, tränkt ein solcher Mönch seinen irdischen Körper mit dem Glück, das jenseits von Freude ist . . .
„Auch das, Mahārāja, ist eine irdische Frucht des Lebens der Samaṇa’s, die schöner und besser als die schon genannten ist.
„Dann wieder, Mahārāja, erreicht der Bhikkhu die vierte Stufe der Versenkung, wo nach dem Freiwerden von Glück sowohl als Leid, nach dem Einschlafen der früher vorhandenen Empfindung für Glück und Leid, Leid- und Glücklosigkeit herrscht, und wo er geläutert ist durch Gleichmut und ernste Besinnung, und hält sie fest. Er sitzt da, diesen seinen leiblichen Körper mit Geistes-Läuterung und -Helle durchdringend, daß nicht das kleinste Winkelchen desselben von ihr undurchdrungen bleibt.
„Mahārāja, wie wenn jemand vom Kopf bis zu den Füßen weiß gekleidet dasitzt, sodaß keine einzige Stelle seines ganzen Körpers nicht weiß umhüllt ist, geradeso, Mahārāja, sitzt ein solcher Bhikklm da, diesen seinen leiblichen Körper mit Geistesläuterung und -Helle durchdringend, daß nicht das kleinste Winkelchen desselben von ihr undurchdrungen bleibt.
„Mahārāja, auch das ist ein irdischer Nutzen des Lebens der Samaṇa’s, der schöner und höher als die schon genannten ist.
„Wenn jenes Bhikkhu Geist so konzentriert, geläutert, hell, vom Dunstkreis des Irdischen frei, fleckenlos, empfänglich, geschickt, stetig und unerschütterlich geworden ist, wendet er ihn hin und richtet ihn auf das erkennende Schauen. Und so erkennt er: ‚Dieser mein gestalthafter Körper ist aus den vier Elementen zusammengesetzt, von Vater und Mutter gezeugt, aufgebaut aus (genossenem) Reisbrei und saurem Reisschleim, vergänglich, der Vernichtung, der Aufreibung, dem Zerfall und Untergang geweiht, und doch befindet sich in ihm mein Bewußtsein und ist an ihn gebunden‘.
„Mahārāja, es verhält sich damit wie mit einem schönen, hervorragend wertvollen, achtkantigen, vortrefflich geschliffenen, reinen, funkelnden, makellosen, mit allen Kennzeichen der Güte versehenen Veḷuriya-Edelsteine, durch den ein dunkelblauer, dunkelgelber, roter, weißer oder hellgelber Faden gezogen ist. Wenn den ein Mann in die Hand nimmt, der nicht blind ist, betrachtet er ihn und spricht vielleicht: ‚Dieser Veḷuriya-Edelstein ist schön . . .‘ Geradeso, Mahārāja, ist es mit dem Bhikkhu, der, wenn sein Geist so konzentriert, geläutert, hell, vom Dunstkreis des Irdischen frei, fleckenlos, empfänglich, geschickt, stetig und unerschütterlich geworden ist, ihn auf das erkennende Schauen hinwendet und richtet. Er erkennt: ‚Dieser mein gestalthafter Körper ist aus den vier Grundelementen zusammengesetzt . . ., und in ihm steckt mein Bewußtsein und ist an ihn gebunden‘.
„Auch das, Mahārāja, ist eine irdische Frucht des Lebens der Samaṇa’s, die schöner und besser als die schon genannten ist.
„Wenn jenes Bhikkhu Geist so konzentriert, geläutert, hell, vom Dunstkreis des Irdischen frei, fleckenlos, empfänglich, geschickt, stetig und unerschütterlich geworden ist, dann wendet er ihn hin und richtet ihn auf die Hervorbringung eines aus Geist bestehenden Körpers. Und so ruft er aus diesem (leiblichen) Körper einen anderen gestalthaften, aber aus Geist bestehenden, Körper hervor, mit allen Haupt- und Nebenorganen und Vermögen.
„Es ist, Mahārāja, wie wenn jemand einen Muñja-Grashalm aus seiner Blattscheide herauszieht und dabei denkt: ‚Dies ist die Blattscheide des Muñja-Grases, dieses der Halm, Blattscheide und Halm ist zweierlei, aber der Halm ist aus der Blattscheide herausgezogen‘; oder wie wenn jemand ein Schwert aus der Scheide herauszieht und dabei denkt: ‚Dies ist das Schwert, dies die Scheide, Schwert und Scheide ist zweierlei, aber das Schwert ist aus der Scheide herausgezogen‘; oder wie wenn jemand eine Schlange aus ihrem alten Balge (?) herausnimmt und dabei denkt: ‚Dies ist eine Schlange und dies ihr Balg, Schlange und Balg ist zweierlei, aber die Schlange ist aus dem Balg herausgezogen‘. Geradeso, Mahārāja, richtet und fixiert ein Bhikkhu, wenn sein Geist so konzentriert . . . ist, denselben auf die Hervorbringung eines aus Geist bestehenden Körpers und ruft so aus diesem leiblichen Körper einen anderen gestalthaften, aber aus Geist bestehenden, mit allen Haupt- und Nebenorganen und Vermögen versehenen hervor.
„Mahārāja, auch das ist ein irdischer Nutzen des Lebens der Samaṇa’s, der schöner und höher als die schon genannten ist.
„Wenn jenes Bhikkhu Geist so konzentriert . . . ist, wendet er ihn hin und richtet ihn auf die verschiedenen übernatürlichen Kräfte der Heiligkeit. Er übt von ihnen bald die eine, bald die andere aus: aus der einen Person, die er ist, wird er zu einer Vielheit und aus der Vielheit wieder zu einer einzigen Person, bald läßt er sich sehen, bald verschwindet er, ungehemmt geht er durch Wände, Wälle, Berge, als wären sie leere Luft, er taucht in die Erde und wieder heraus, als wäre sie Wasser, und auf dem Wasser wandelt er, ohne einzusinken, wie auf dem Erdboden, er schwebt auf gekreuzten Beinen sitzend durch die Luft wie der beschwingte Vogel, jene beiden so mächtigen und gewaltigen (Himmelskörper) Mond und Sonne faßt er mit der Hand und streichelt sie, und in körperlicher Gestalt vermag er bis in die Welt Brahmā’s zu gelangen.
„Wie, Mahārāja, ein tüchtiger Töpfer oder Töpferlehrling aus gut zubereitetem Tone Gefäße formt und vollendet, von welcher Form immer es ihm beliebt; wie, Mahārāja, ein geschickter Elfenbeinschnitzer oder Lehrling eines solchen aus dem wohlpolierten Elfenbein Dinge herausschneidet und vollendet, wie immer sie ihm belieben; wie, Mahārāja, ein geschickter Goldschmied oder Goldschmiedlehrling aus dem wohlzubereiteten Golde Gegenstände formt und vollendet, wie sie ihm gerade belieben: geradeso, Mahārāja, wendet der Bhikkhu, wenn sein Geist so konzentriert . . . ist, denselben hin und richtet ihn auf die verschiedenen übernatürlichen Kräfte der Heiligkeit. Er übt von ihnen bald die eine, bald die andere aus: aus der einen Person, die er ist, wird er zu einer Vielheit . . .
„Mahārāja, auch das ist eine irdische Frucht des Lebens der Samaṇa’s, die schöner und besser als die schon genannten ist.
„Wenn jenes Bhikkhu Geist so konzentriert . . . ist, so wendet er ihn hin und richtet ihn auf (die Ausübung) des himmlischen Gehöres. Mit diesem geläuterten himmlischen Gehör, das das menschliche (weit) übertrifft, vernimmt er beiderlei Töne, solche der Götter- und solche der Menschenwelt, aus der Ferne so gut wie aus der Nähe.
„Wie, Mahārāja, jemand, der unterwegs auf der Heerstraße ist und den Schall einer Pauke oder einer Trommel oder von Blasmuscheln, Tambourins und Gongs hört, bei sich denkt: ‚Das ist der Schall einer Pauke‘, ‚das ist der einer Trommel‘, ‚das ist der von Blasmuscheln, Tambourins und Gongs‘, geradeso, Mahārāja, wendet jener Bhikkhu, wenn sein Geist so konzentriert . . . ist, denselben hin und richtet ihn auf (die Ausübung) des himmlischen Gehöres. Mit diesem geläuterten himmlischen Gehör, das das menschliche weit übertrifft . . .
„Mahārāja, auch das ist eine irdische Frucht des Lebens der Samaṇa’s, die schöner und besser als die schon genannten ist.
„Wenn jenes Bhikkhu Geist so konzentriert . . . ist, so wendet er ihn hin und richtet ihn auf das Durchschauen der Herzen. Indem er im Geiste anderer Personen, anderer Individuen Herzen prüft, erkennt er leidenschafterfüllte Herzen als voll von Leidenschaft, leidenschaftfreie als frei von Leidenschaft, haßerfüllte als voll von Haß, haßlose als frei von Haß, verblendete als verblendet, von Verblendung freie als frei von Verblendung, straff im Zügel gehaltene als straff gehalten, zerfahrene als zerfahren, weite als weit, enge als eng, hochsinnige als hochsinnig, gewöhnliche als gewöhnlich, konzentrierte als konzentriert, zerstreute als zerstreut, von der Weltlichkeit losgelöste als losgelöst und noch gebundene als gebunden.
„Mahārāja, wie ein Weib, ein Mann oder ein dem Kindesalter noch nahestehender Jüngling, die sich gern schön machen, in einem reinen, hellen, blanken Spiegel oder in einem Gefäße mit klarem Wasser das Spiegelbild des eigenen Gesichts betrachtend, wenn es einen Fleck aufweist, diesen Fleck wahrnehmen, und wenn es rein von Flecken ist, seine Fleckenlosigkeit sehen, geradeso, Mahārāja, prüft der Bhikkhu, dessen Geist so konzentriert . . . ist, und der ihn auf das Durchschauen der Herzen hinwendet und richtet, anderer Personen, anderer Individuen Herzen und erkennt leidenschafterfüllte Herzen als voll von Leidenschaft . . ..
„Mahārāja, auch das ist eine irdische Frucht des Lebens der Samaṇa’s, die schöner und besser als die schon genannten ist.
„Wenn jenes Bhikkhu Geist so konzentriert . . .. ist, so wendet er ihn hin und richtet ihn auf die in der eignen Erinnerung wurzelnde Erkenntnis der früheren Stationen (seiner Seelenwanderung). Und er erinnert sich der mannigfachen früheren Stationen (seiner Seelenwanderung): „einer Geburt . . ., vieler Perioden der Weltzerstörung, vieler Perioden der Wiederentfaltung der Welt, ja vieler Perioden von Weltzerstörung und Wiederentfaltung der Welt. ‚Da führte ich den und den Namen . . . So erinnert er sich der mannigfachen früheren Stationen (seiner Seelenwanderung) mit ihren besonderen Umständen und Einzelheiten.
„Mahārāja, es ist, wie wenn jemand aus seinem Heimatsdorfe nach einem anderen Dorfe geht, von da wieder zu einem anderen, von dort dann wieder in sein Heimatsdorf zurückkehrt und dann bei sich denkt: ‚Ich kam aus meinem Heimatsdorfe in das und das Dorf, da stand, saß, sprach und schwieg ich unter den und den Umständen, von da kam ich nach dem und dem Dorfe und stand, saß, sprach und schwieg dort unter den und den Umständen, dann bin ich wieder zu meinem Heimatsdorfe zurückgekehrt‘. Ebenso, Mahārāja, erinnert sich der Bhikkhu, dessen Geist so konzentriert . . . ist und der denselben hinwendet und richtet auf die in der eignen Erinnerung wurzelnde Erkenntnis der früheren Stationen (seiner Seelenwanderung), der mannigfachen früheren Stationen (seiner Seelenwanderung)—einer Geburt . . ..
„Mahārāja, auch das ist eine irdische Frucht des Lebens der Samaṇa’s, die schöner und besser als die schon genannten ist.
„Wenn jenes Bhikkhu Geist so konzentriert . . . ist, so wendet er ihn hin und richtet ihn auf die Kenntnis des Abscheidens und der Wiederkehr der Wesen. Mit dem klaren übermenschlichen himmlischen Auge überschaut er die Wesen, wie sie abscheiden und wieder erscheinen, er unterscheidet die niederen und die hohen, die zu Schönheit und die zu Häßlichkeit, zu Glück und zu Unglück, je nach ihrem Besitz an Werken, bestimmten: ‚Die und die Wesen sind behaftet mit Bösem, das sie mit dem Körper, mit Wort oder Gedanken begangen haben, sie schmähten die Auserlesenen, hingen unberechtigten Dogmen an und beluden sich mit verkehrtem Tun, das aus unberechtigten Dogmen entspringt: die geraten nach dem körperlichen Ende, nach dem Tode, in unglückliche, leidvolle Existenzen, in die Verdammnis, in die Hölle. Die und die Wesen aber sind reich an Verdienst, das sie sich durch Körper, durch Wort oder Gedanken erworben haben, sie schmähten nicht die Auserlesenen, hatten die rechte Anschauung und erwarben sich das richtige Kamma, das aus der rechten Anschauung entspringt. Die kommen nach ihrem körperlichen Ende, nach dem Tode, in glückliche Existenzen, in den Himmel.‘ So überschaut er mit klarem übermenschlichem himmlischem Auge die Wesen, wie sie abscheiden und wieder erscheinen, er unterscheidet die niederen und hohen, die zu Schönheit und die zu Häßliclikeit, zu Glück und zu Unglück, je nach ihrem Besitz an Werken, bestimmten.
„Mahārāja, es ist, wie wenn auf dem Söller eines Hauses, das mitten in der Stadt auf einem Platze emporragt, jemand, der sehen kann, steht und sieht, wie manche Menschen in ein Haus hineingehen, manche herauskommen, manche auf der Straße sich bewegen, manche mitten auf dem Platze sitzen, und er denkt: ‚Die da gehen in’s Haus hinein, die kommen heraus, die dort bewegen sich auf der Straße, und diese da sitzen mitten auf dem Platze‘. Ebenso, Mahārāja, überschaut der Bhikkhu, dessen Geist so konzentriert . . . ist und der denselben hinwendet und richtet auf die Kenntnis des Abscheidens und der Wiederkehr der Wesen, mit dem klaren übermenschlichen himmlischen Auge die Wesen, wie sie abscheiden und wieder erscheinen, er unterscheidet die niederen und die hohen, die zu Schönheit und die zu Häßlichkeit, zu Glück und zu Unglück, je nach ihrem Besitz an Werken, bestimmten: ‚Die und die Wesen sind behaftet ...‘.. .
Mahārāja, auch das ist eine irdische Frucht des Lebens der Samaṇa’s, die schöner und besser als die schon genannten ist.
„Wenn jenes Bhikkhu Geist so konzentriert . . .‘ ist, so wendet er ihn hin und richtet ihn auf die Erkenntnis davon, wie die falsche, weltliche Daseinsauffassung zu beseitigen ist. Er erkennt der Wahrheit gemäß: ‚Dies ist das Leiden, dies ist der Ursprung des Leidens, dies des Leidens Ende, dies der Pfad, der zu des Leidens Ende führt‘; und er erkennt der Wahrheit gemäß: ‚Das ist die falsche, weltliche Daseinsauffassung, das der Ursprung derselben, das ihre Beseitigung und das der Pfad, der zu ihrer Beseitigung führt.‘ Und indem er das sieht und erkennt, wird sein Geist erlöst von der weltlichen Schwäche des Begehrens, der weltlichen Schwäche des Seins und derjenigen des Nichtwissens. Dem so Erlösten kommt die Erkenntnis: ‚Die Erlösung ist eingetreten‘. Er erkennt: ‚Aufgehoben ist alles Werden, vorbei ist es mit der Notwendigkeit des heiligen Wandels, gelöst die Aufgabe, eine Wiederkehr gibt es nicht.‘
„Mahārāja, es ist wie mit einem Gebirgs-See mit reinem, klarem, ganz ungetrübtem Wasser. Jemand, der an seinem Ufer steht und nicht blind ist, erkennt in ihm Perlmuscheln und andere Muscheln, Geröll und Steinschutt und den Schwarm der Fische, wie sie teils umherschwimmen, teils stillstehen, und er denkt bei sich: ‚Da ist dieser See mit reinem, klarem, ganz ungetrübtem Wasser, und in ihm sind diese Perlmuscheln und anderen Muscheln, das Geröll und der Steinschutt, und Schwärme von Fischen schwimmen teils darin umher, teils stehen sie still‘. Ebenso, Mahārāja, wendet der Bhikkhu, dessen Geist so konzentriert . . . ist, ihn hin und richtet ihn auf die Erkenntnis davon, wie die weltliche Daseinsauffassung zu beseitigen ist. Und er erkennt der Wahrheit gemäß: ‚Dies ist das Leiden, dies ist der Ursprung des Leidens, dies des Leidens Ende, und dies der Pfad, der zu des Leidens Ende führt‘; und er erkennt der Wahrheit gemäß: ‚Das ist die falsche, weltliche Daseinsauffassung . . .‘ Mahārāja, das ist die irdische Frucht des Lebens der Samaṇa’s, die schöner und besser als alle genannten ist. Noch eine andere als diese, die schöner und besser wäre als alle genannten, gibt es nicht.“
Als der Erhabene geendet hatte, sprach der König von Magadha Ajātasattu Vedehiputta zu ihm: „Vortrefflich, Herr, ganz vortrefflich, Herr! Wie man etwas Umgestürztes aufrichtet, etwas Verschleiertes enthüllt, einem Verirrten den Weg weist oder eine Öl-Lampe bringt, wenn es finster ist, damit Leute, die über Augen verfügen, die Dinge sehen können, geradeso hat der Erhabene auf mancherlei Weise die Lehre verkündet. Daher nehme ich, Herr, meine Zuflucht bei dem Erhabenen, bei seiner Lehre und bei der Bhikkhu-Gemeinde; als Laiengläubigen, der heute für sein ganzes Leben seine Zuflucht bei ihm genommen hat, wolle der Erhabene mich gelten lassen. Herr, Verschuldung habe ich auf mich geladen in meiner Torheit, Verirrung und Sündhaftigkeit, daß ich meinen frommen Vater, den gerechten König, aus Herrschbegierde um’s Leben brachte. Möge, Herr, der Erhabene diese Anerkennung meiner Verschuldung als Verschuldung zur Kenntnis nehmen, damit ich in Zukunft mich in acht nehme.“
„Freilich hast du, Mahārāja, in Torheit, Verirrung und Sündhaftigkeit Schuld auf dich geladen, daß du deinen frommen Vater, den gerechten König, um’s Leben brachtest. Wenn du aber, Mahārāja, deine Verschuldung als Verschuldung anerkennst und gebührend gut zu machen suchst, so wollen wir das gelten lassen. Denn es bedeutet ein Fortschreiten in der Zucht des Hohen, wenn man seine Verschuldung als Verschuldung erkennt, sie gebührend gut zu machen sucht und in Zukunft sich in acht nimmt“.
Nachdem der Erhabene so geredet, sprach zu ihm der König von Magadha Ajātasattu Vedehiputta: „Herr, wohlan, nun wollen wir gehen, wir haben noch viele Geschäfte und Aufgaben zu erledigen.“
„Wie es dir an der Zeit scheint, Mahārāja.“
Da sprach der König von Magadha Ajātasattu Vedehiputta dem Erhabenen seine freudige Zustimmung und seine Dankbarkeit für dessen Worte aus, erhob sich vom Sitze, verneigte sich ehrfurchtsvoll, ging rechts um den Erhabenen herum und entfernte sich.
Da sprach der Erhabene, als der König von Magadha Ajātasattu Vedehiputta eben fort war, zu seinen Bhikkhu’s: „Bhikkhu’s, dieser König ist im Innersten getroffen und ergriffen. Hätte er nicht seinen frommen Vater, den gerechten König, um’s Leben gebracht, so wäre ihm hier auf diesem Sitze das unverschleierte, ungetrübte Auge der Wahrheit aufgegangen.“
Das sagte der Erhabene. Die Bhikkhu’s aber nahmen mit dankbarer Freude auf, was er zu ihnen geredet hatte.
Ende des Sāmaññaphala-Sutta.