Majjhima Nikāya 131

Bhaddekaratta Sutta

Ein Glückstag

So habe ich gehört. Einmal hielt sich der Erhabene bei Sāvatthī im Jeta Hain, dem Park des Anāthapiṇḍika, auf. Dort richtete er sich folgendermaßen an die Bhikkhus: „Ihr Bhikkhus.“—„Ehrwürdiger Herr“, erwiderten sie. Der Erhabene sagte dieses:

„Ihr Bhikkhus, ich werde euch die Zusammenfassung und Darlegung von ,Ein Glückstag‘ lehren. Hört zu und verfolgt aufmerksam, was ich sagen werde.“—„Ja, ehrwürdiger Herr“, erwiderten die Bhikkhus. Der Erhabene sagte dieses:

„Vergang'nem laufe man nicht nach,
Nicht Künftigem entgegenschau';
Das, was vergangen, ist vorbei
Und Künftiges noch nicht erreicht.

Wer jedoch Gegenwärtiges
Genau da klarsichtig durchschaut,
Nicht eingenommen, unbewegt:
An dem Durchschauten wachse er.

Grad heut' muss voller Einsatz sein!
Wer weiß, ob morgen kommt der Tod?
Für uns gibt's ja kein Aufbegehr'n
Gegen des Todes Übermacht.

Den, der so voller Eifer glüht,
Bei Tag und Nacht sich fleißig müht:
,Der wahrhaft einen Glückstag hat‘,
So nennt der friedvoll Stille ihn.“

„Auf welche Weise, ihr Bhikkhus, läuft man Vergangenem nach? Während man denkt ,Ich hatte solche Form in der Vergangenheit‘, ergötzt man sich daran. Während man denkt ,Ich hatte solche Gefühle in der Vergangenheit‘, ergötzt man sich daran. Während man denkt ,Ich hatte solche Wahrnehmung in der Vergangenheit‘, ergötzt man sich daran. Während man denkt ,Ich hatte solche Gestaltungen in der Vergangenheit‘, ergötzt man sich daran. Während man denkt ,Ich hatte solches Bewußtsein in der Vergangenheit‘, ergötzt man sich daran. Auf solche Weise läuft man Vergangenem nach.“

„Und auf welche Weise, ihr Bhikkhus, läuft man Vergangenem nicht nach? Während man denkt ,Ich hatte solche Form in der Vergangenheit‘, ergötzt man sich nicht daran. Während man denkt ,Ich hatte solche Gefühle in der Vergangenheit‘, ergötzt man sich nicht daran. Während man denkt ,Ich hatte solche Wahrnehmung in der Vergangenheit‘, ergötzt man sich nicht daran. Während man denkt ,Ich hatte solche Gestaltungen in der Vergangenheit‘, ergötzt man sich nicht daran. Während man denkt ,Ich hatte solches Bewußtsein in der Vergangenheit‘, ergötzt man sich nicht daran. Auf solche Weise läuft man Vergangenem nicht nach.“

„Und auf welche Weise, ihr Bhikkhus, schaut man Künftigem entgegen? Während man denkt ,Vielleicht habe ich solche Form in der Zukunft‘, ergötzt man sich daran. Während man denkt ,Vielleicht habe ich solche Gefühle in der Zukunft‘, ergötzt man sich daran. Während man denkt ,Vielleicht habe ich solche Wahrnehmung in der Zukunft‘, ergötzt man sich daran. Während man denkt ,Vielleicht habe ich solche Gestaltungen in der Zukunft‘, ergötzt man sich daran. Während man denkt ,Vielleicht habe ich solches Bewußtsein in der Zukunft‘, ergötzt man sich daran. Auf solche Weise schaut man Künftigem entgegen.“

„Und auf welche Weise, ihr Bhikkhus, schaut man Künftigem nicht entgegen? Während man denkt ,Vielleicht habe ich solche Form in der Zukunft‘, ergötzt man sich nicht daran. Während man denkt ,Vielleicht habe ich solche Gefühle in der Zukunft‘, ergötzt man sich nicht daran. Während man denkt ,Vielleicht habe ich solche Wahrnehmung in der Zukunft‘, ergötzt man sich nicht daran. Während man denkt ,Vielleicht habe ich solche Gestaltungen in der Zukunft‘, ergötzt man sich nicht daran. Während man denkt ,Vielleicht habe ich solches Bewußtsein in der Zukunft‘, ergötzt man sich nicht daran. Auf solche Weise schaut man Künftigem nicht entgegen.“

„Und auf welche Weise, ihr Bhikkhus, ist man in Bezug auf gegenwärtig entstandene Zustände eingenommen? Ihr Bhikkhus, ein nicht unterrichteter Weltling, der die Edlen nicht beachtet und in ihrem Dhamma nicht bewandert und geschult ist, der aufrechte Menschen nicht beachtet und in ihrem Dhamma nicht bewandert und geschult ist, betrachtet da Form als Selbst, oder Selbst als Form besitzend, oder Form als im Selbst enthalten, oder Selbst als in Form enthalten. Er betrachtet Gefühl als Selbst, oder Selbst als Gefühl besitzend, oder Gefühl als im Selbst enthalten, oder Selbst als im Gefühl enthalten. Er betrachtet Wahrnehmung als Selbst, oder Selbst als Wahrnehmung besitzend, oder Wahrnehmung als im Selbst enthalten, oder Selbst als in der Wahrnehmung enthalten. Er betrachtet Gestaltungen als Selbst, oder Selbst als Gestaltungen besitzend, oder Gestaltungen als im Selbst enthalten, oder Selbst als in Gestaltungen enthalten. Er betrachtet Bewußtsein als Selbst, oder Selbst als Bewußtsein besitzend, oder Bewußtsein als im Selbst enthalten, oder Selbst als im Bewußtsein enthalten. Auf solche Weise ist man in Bezug auf gegenwärtig entstandene Zustände eingenommen.“

„Und auf welche Weise, ihr Bhikkhus, ist man in Bezug auf gegenwärtig entstandene Zustände nicht eingenommen? Ihr Bhikkhus, ein wohlunterrichteter edler Schüler, der die Edlen beachtet und in ihrem Dhamma bewandert und geschult ist, der aufrechte Menschen beachtet und in ihrem Dhamma bewandert und geschult ist, betrachtet da Form nicht als Selbst, oder Selbst als Form besitzend, oder Form als im Selbst enthalten, oder Selbst als in Form enthalten. Er betrachtet Gefühl nicht als Selbst, oder Selbst als Gefühl besitzend, oder Gefühl als im Selbst enthalten, oder Selbst als im Gefühl enthalten. Er betrachtet Wahrnehmung nicht als Selbst, oder Selbst als Wahrnehmung besitzend, oder Wahrnehmung als im Selbst enthalten, oder Selbst als in der Wahrnehmung enthalten. Er betrachtet Gestaltungen nicht als Selbst, oder Selbst als Gestaltungen besitzend, oder Gestaltungen als im Selbst enthalten, oder Selbst als in Gestaltungen enthalten. Er betrachtet Bewußtsein nicht als Selbst, oder Selbst als Bewußtsein besitzend, oder Bewußtsein als im Selbst enthalten, oder Selbst als im Bewußtsein enthalten. Auf solche Weise ist man in Bezug auf gegenwärtig entstandene Zustände nicht eingenommen.“

„Vergang'nem laufe man nicht nach,
Nicht Künftigem entgegenschau';
Das, was vergangen, ist vorbei
Und Künftiges noch nicht erreicht.

Wer jedoch Gegenwärtiges
Genau da klarsichtig durchschaut,
Nicht eingenommen, unbewegt:
An dem Durchschauten wachse er.

Grad heut' muss voller Einsatz sein!
Wer weiß, ob morgen kommt der Tod?
Für uns gibt's ja kein Aufbegehr'n
Gegen des Todes Übermacht.

Den, der so voller Eifer glüht,
Bei Tag und Nacht sich fleißig müht:
,Der wahrhaft einen Glückstag hat‘,
So nennt der friedvoll Stille ihn.“

„Also geschah es in Bezug auf dieses, daß gesagt wurde: ,Ihr Bhikkhus, ich werde euch die Zusammenfassung und Darlegung von ›Ein Glücktag‹ lehren.‘“

Das ist es was der Erhabene sagte. Die Bhikkhus waren zufrieden und entzückt über die Worte des Erhabenen.