Udāna 6.2

Die Blindgeborenen

Die Jatilas

So habe ich gehört: Einst weilte der Erhabene bei Sāvatthi im Östlichen Klostergarten, im Parkhause (Visākhās,) der Mutter des Migārā. Damals aber saß der Erhabene, als er sich zur Abendzeit aus seiner sinnenden Ruhe erhoben hatte, draußen in der Vorhalle. Da begab sich der Kosaler König Pasenadi hin zum Erhabenen, begrüßte den Erhabenen ehrfurchtsvoll und setzte sich ihm zur Seite nieder.

Zur selbigen Zeit aber gingen sieben Jatilas, sieben Niganthas, sieben Acelas, sieben Ekasātas und sieben Wanderasketen mit langgewachsenen Nägeln und Haaren, mancherlei Zubehör mit sich führend, nicht fern vom Erhabenen vorüber. Es sah nun der Kosaler König Pasenadi, wie jene sieben Jatilas, sieben Niganthas, sieben Acelas, sieben Ekasātas und sieben Wanderasketen mit langgewachsenen Nägeln und Haaren, mancherlei Zubehör mit sich führend, nicht fern vom Erhabenen vorübergingen. Als er sie erblickte, erhob er sich von seinem Sitze, bedeckte mit dem Obergewand die eine Schulter, senkte das gebeugte rechte Knie zur Erde nieder, neigte die zusammengelegten Hände in der, Richtung, wo jene fünfmal sieben Asketen waren und ließ sie dreimal seinen Namen hören: „Ihr Herren, ich bin der Kosaler König Pasenadi! Ihr Herren, ich bin der Kosaler König Pasenadi!“

Nicht lange nun, nachdem die sieben Jatilas, die sieben Niganthas,. die sieben Acelas, die sieben Ekasātas und die sieben Wanderasketen fortgegangen waren, begab sich der Kosaler König Pasenadi hin zum Erhabenen, begrüßte den Erhabenen ehrfurchtsvoll und setzte sich ihm zur Seite nieder. Zur Seite sitzend sprach nun der Kosaler König Pasenadi zum Erhabenen: „Herr, gehört wohl einer von diesen zu denjenigen, die da in der Welt Heilige sind oder die den Weg zur Heiligkeit betreten haben?“—

„Für dich, großer König, der du das weltliche Leben führst und den Sinnengenüssen frönst, der du ein von Kindern beschwertes Lager benutzest, der du dich beständig des Sandelholzes aus Benares erfreust, der du Kränze, Wohlgerüche und Salben verwendest und Gold und Silber annimmst,—(für dich) ist es schwer zu erkennen, ob diese Heilige sind oder ob sie den Weg zur Heiligkeit betreten haben. Durch ein Zusammenleben mit ihnen, großer König, muß ihre sittliche Zucht erkannt werden, und dies nur in einer langen Zeit, nicht hastig, (und zwar) von einem Aufmerksamen, nicht von einem Unaufmerksamen, von einem Weisen, nicht von einem Toren. Durch den Verkehr mit ihnen, großer König, muß ihre Läuterung erkannt werden, und dies nur in einer langen Zeit, nicht hastig, (und zwar) von einem Aufmerksamen, nicht von einem Unaufmerksamen, von einem Weisen, nicht von einem Toren. In ihren Mißgeschicken, großer König, muß ihre Kraft erkannt werden, und dies nur in einer langen Zeit, nicht hastig, (und zwar) von einem Aufmerksamen, nicht von einem Unaufmerksamen, von einem Weisen, nicht von einem Toren. In der Unterhaltung mit ihnen, großer König, muß ihre Weisheit erkannt werden, und dies nur in einer langen Zeit, nicht hastig, (und zwar) von einem Aufmerksamen, nicht von einem Unaufmerksamen, von einem Weisen, nicht von einem Toren.“

„Außerordentlich, Herr, wunderbar, Herr, wie dies, (Herr), von dem Erhabenen doch so treffend gesagt ist: ‚Für dich, großer König, der du das weltliche Leben führst und den Sinnengenüssen frönst, der du ein von Kindern beschwertes Lager benutzest, der du dich beständig des Sandelholzes aus Benares erfreust; der du Kränze, Wohlgerüche und Salben verwendest und Gold und Silber annimmst,—(für dich) ist es schwer zu erkennen, ob diese Heilige sind oder ob sie den Weg zur Heiligkeit betreten haben. Durch ein Zusammenleben mit ihnen, großer König, muß ihre sittliche Zucht erkannt werden, und dies nur in einer langen Zeit, nicht hastig, (und zwar) von einem Aufmerksamen, nicht von einem Unaufmerksamen, von einem Weisen, nicht von einem Toren. Durch den Verkehr mit ihnen, großer König, muß ihre Lauterkeit erkannt werden, und dies nur in einer langen Zeit, nicht hastig, (und zwar) von einem Aufmerksamen, nicht von einem Unaufmerksamen, von einem Weisen, nicht von einem Toren. In ihren Mißgeschicken, großer König, muß ihre Kraft erkannt werden, und dies nur in einer langen Zeit, nicht hastig, (und zwar) von einem Aufmerksamen, nicht von einem Unaufmerksamen, von einem Weisen, nicht von einem Toren. In der Unterhaltung mit ihnen, großer König, muß ihre Weisheit erkannt werden, und dies nur in einer langen Zeit, nicht hastig, (und zwar) von einem Aufmerksamen, nicht von einem Unaufmerksamen, von einem Weisen, nicht von einem Toren.‘

„Herr, diese meine Leute kommen hierher, nachdem sie das Land als Betrüger und Landstreicher durchstreift haben. Wenn diese sich zuerst erniedrigt haben, kann ich mich nachher (als Weltmensch) auch erniedrigen. jetzt, Herr, wirbeln sie diesen Staub und Schmutz auf und dann werden sie, wohlgebadet, wohlgesalbt, mit geordnetem Haar und Bart, mit sauberen Kleidern und Gewändern, von den fünf Sinnesgenüssen eingenommen und besessen, diesen frönen.“

Da tat der Erhabene, nachdem er erkannt, was dies zu bedeuten hatte, bei jener Gelegenheit folgenden feierlichen Ausspruch:

„Man lasse sich keinesfalls auf irgendwelche Unternehmungen ein, man sei nicht der Gefolgsmann eines andern; man lebe nicht auf Kosten eines andern, man verquicke die Lehre nicht mit Geschäften..“