Aṅguttara Nikāya
Das Sechser-Buch
51. Wie erlangt man Wissen
Der ehrwürdige Ānanda sprach zum ehrwürdigen Sāriputta also:
„Wie kommt es wohl, Bruder Sāriputta, daß da einem Mönch, wenn er noch nicht vernommene Lehren zu hören bekommt, die vernommenen Lehren nicht schwinden, daß ihm die bereits früher im Geiste erwogenen Lehren einfallen und er das vorher noch nicht Verstandene verstehen lernt?“
„Ein großes Wissen, wahrlich, besitzt der ehrwürdige Ānanda. Möge denn eben dem ehrwürdigen Ānanda die Antwort einfallen!“—„So höre denn, Bruder Sāriputta, und achte wohl auf meine Worte!“
„Gewiß, Bruder!“ antwortete der ehrwürdige Sāriputta. Und der ehrwürdige Ānanda sprach also:
„Da, Bruder Sāriputta, lernt einer die Lehre; und wie er sie gehört und gelernt hat, legt er sie anderen ausführlich dar, läßt sie von anderen ausführlich lernen, sagt sie sich selber ausführlich her, sinnt und denkt über sie nach und erwägt sie im Geiste. Die Regenzeit tritt er in einem Kloster an, in dem sich Ordensältere befinden, die große Kenntnisse besitzen, mit dem Lehrgut vertraut sind, Kenner der Lehre, der Ordenszucht und der Leitsätze. Zu ihnen begibt er sich von Zeit zu Zeit und befragt sie, bittet sie um Aufklärung: ‚Wie verhält sich dies, o Herr? Wie hat man dies zu verstehen?‘ Und jene enthüllen ihm, was ihm noch verhüllt war, klären ihn auf, worüber er noch im Unklaren war und lösen seine Zweifel in manchen zweifelhaften Fragen. So kommt es, Bruder Sāriputta, daß da einem Mönch, wenn er noch nicht vernommene Lehren zu hören bekommt, die vernommenen Lehren nicht schwinden, daß ihm die bereits früher im Geiste erwogenen Lehren einfallen und er das vorher noch nicht Verstandene verstehen lernt.“
„Wunderbar ist es, o Bruder, erstaunlich ist es, o Bruder, wie da der ehrwürdige Ānanda so richtig gesprochen hat. Als mit eben diesen sechs Eigenschaften ausgerüstet, wollen wir des ehrwürdigen Ānanda gedenken.“